Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Afrika

170

Afrika (Entdeckungsgeschichte: Nilgebiet).

die ersten Neger aus dem goldreichen Guinea; 1456 umfuhr Ludwig Cadamosto das Kap Verde und gelangte bis zum Gambia. Die Bank Arguin wurde der erste feste Punkt, den die Portugiesen an den dortigen Küsten anlegten, und von dem aus sie tief in die Sahara eindrangen.

Dem Infanten schwebte zunächst die Erreichung des fabelhaften Reichs des Priesters Johannes (Prete Joam, Preste Gianni) in Abessinien vor Augen, von welchem Marco Polo Kunde nach Europa gebracht. Der Infant Heinrich erlebte noch die Umschiffung des Kap Mesurado; als er 1460 starb, waren an 4000 km Küstenlänge von Portugiesen befahren worden. 1472 wurden die Inseln im Guineabusen, St. Thomas, Annobon ^[Annabon bzw. Annobom] und die Prinzeninsel, erreicht. Im J. 1484 drangen die Portugiesen unter Diego Coão (in des deutschen Ritters Behaim Begleitung) bis zum Congo und bis über 2000 km jenseit des Äquators vor. Diese Reisen widerlegten das Vorurteil, daß A. gegen S. immer breiter werde, wie man auf das Ansehen des alten Ptolemäos hin geglaubt hatte, und die Hoffnung, einen Seeweg nach Indien zu finden, gewann neue Nahrung. Barthol. Diaz entdeckte 1486 glücklich die afrikanische Südspitze und nannte sie "das stürmische Vorgebirge", eine Bezeichnung, die König Johann II. in hoffnungsvoller Voraussicht in "Kap der Guten Hoffnung" umwandelte. Schon 1498 wurde dasselbe von Vasco de Gama umschifft, die Ostküste Afrikas befahren und von Melinde aus mit Hilfe des Monsuns das ersehnte Ziel, Indien, erreicht. Im J. 1503 langte Saldanha am Kap Gardafui an; 1520 erreichte man Abessinien, dessen verwahrloste Verhältnisse sehr enttäuschten; 1541 kam Esteban de Gama bis Suez. Auch ins Innere hinein erstreckten sich die Entdeckungen der Portugiesen, namentlich vom Congo aus und den Sambesi entlang. Engländer, vor allen aber Holländer, später auch Dänen folgten den Portugiesen an den Küsten Oberguineas, gründeten Handelsplätze und rissen den Handel vollständig an sich. Im J. 1682 legte Brandenburg mehrere Faktoreien an der Goldküste an, die aber 1720 an Holland verkauft wurden. Im J. 1697 ließen sich endlich auch die Franzosen unter Ambrosius Brun am Senegal nieder und gründeten die Kolonien, welche noch gegenwärtig in ihrem Besitz sind.

Die Verarbeitung des Wissens über A. im 16., 17. und 18. Jahrh. war eine sehr rege. Die wichtigsten Werke aus dieser Zeit sind die von Pigafetta (1591), Marmol del Carvajal (1573-79), Alvarez (1533), Cauche (1651), Flacourt (1658), Zuchelli (1712), Dapper (1668), Ludolf (1681), Poncet (1712), Lobo (1728) u. a. Eine kritische Bearbeitung der Karten von A. nahmen die französischen Geographen de l'Isle, vor allen aber Bourguignon d'Anville in Angriff.

Nach dem Ende der Religionskriege treten neue Interessen in den Kreis der Triebfedern, welche zu weitern Entdeckungen führten. Diese waren: das wissenschaftliche Interesse an der Naturgeschichte der Tropenwelt sowie an der neuaufgelebten Altertumswissenschaft, sodann das rein geographische und endlich das humane Interesse an den besonders durch den Negerhandel verkommenen Negervölkern. Unter den Naturforschern, welchen wir die ersten genauern Nachrichten über die Naturerzeugnisse Afrikas verdanken, sind zunächst Shaw (Marokko), dann Peter Kolbe, der das Kap, und vor allen der Franzose Adanson (Senegambien), Linnés Schüler Forskål (Ägypten), de la Caile (Kap), Snelgrave (Westafrika), Stibs (Gambia), Bruce (Abessinien), Norris (Dahomé), Des Marchais (Guinea), Isert (Guinea), Lamiral (Senegal), Höst (Marokko), Descouvière und Joli (Guinea), La Jaille (Senegal), Labarthe (Westafrika), Pococke (Ägypten), Patterson (Südafrika), Sparrmann und Thunberg (Kap) u. v. a. zu nennen. Seit 1788, wo zu London die African Association von J. ^[Joseph] Banks begründet wurde, ward die Erforschung des Kontinents systematisch in Angriff genommen und bald von allen Weltrichtungen aus der Marsch nach dem Herzen Afrikas angetreten. Viele Anregung und manches wertvolle Resultat ergab die Expedition Napoleon Bonapartes nach Ägypten (1799), das ganz besonders Archäologen und Naturforscher aufsuchten. Auch Glaubensboten gaben sich alle Mühe, die Eingebornen Afrikas dem Christentum zu gewinnen, freilich nicht immer mit dem wünschenswerten Erfolg. 1873 wurden durch die Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Äquatorialafrikas die Kräfte und Mittel des deutschen Volks, 1877 durch Konstitution der Brüsseler Internationalen Afrikanischen Association, zu welcher König Leopold II. von Belgien den Impuls gegeben, die Kräfte und Mittel der ganzen zivilisierten Welt zur Vornahme gemeinsamer Forschungen in A., zur Bekämpfung des Sklavenhandels und zur Zivilisation des afrikanischen Festlandes konzentriert. Am besten läßt sich die Forschungsgeschichte Afrikas verfolgen, wenn man nacheinander die Reisen ins Auge faßt, die von der Nord-, von der West-, Süd- und Ostküste des Kontinents nach dem Innern unternommen wurden. In den einzelnen Epochen traten nacheinander verschiedene Probleme in den Vordergrund, so z. B. zu Ende des vorigen Jahrhunderts das des Niger, dann jenes des Nils und in unsern Tagen das des Congo.

Neuere Forschungsreisen im Nilgebiet.

Von der Nordküste führten zwei Wege nach dem Innern von A.; der eine war durch den Lauf des Nils von der Natur gleichsam selbst vorgezeichnet, den andern hat sich der Mensch durch mühsame Karawanenverbindung vom N. nach dem Tsadsee selbst gebildet. Den Nil aufwärts sollte 1788 Ledyard im Auftrag der African Association dringen; er starb in der Libyschen Wüste. Glücklicher war 1792 W. G. Browne, welcher Dâr Fûr erreichte. Die französische Okkupation von Ägypten veranlasse die Reisen v. Waldecks, Hamiltons, Denons, Girards im obern Nilthal. Ein Araber, Mohammed ibn Omar el Tunsy, drang 1805-11 über Dar Fur, Wadaï nach Tripolis vor, während Badia y Lablich 1803-1807 von Marokko bis nach Ägypten gelangte. Vorwiegend archäologische Zwecke verfolgten in Nordafrika Sonnini, Belzoni, Champollion, Cailliaud, Minutoli u. a. Unter der Regierung Mehemed Alis, der selbst vier Expeditionen zur Erforschung des obern Nils ausschickte, bereiste der Deutsche Burckhardt im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft in London die Wüsten am mittlern Nil (1814-17), Linant das Gebiet des obern Nils (1827), Russegger und Kotschy (1836-38) Fazogl, die Länder der Nubaneger und Kordofan, der Preuße Werne den obern Nil bis zum Lande der Bari, Prokesch v. Osten das mittlere Nilthal, Prudhoe (1829), Hoskins (1832 f.), Bourchier (1834), Combes und Tamisier (1834), Fürst