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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Afrika

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Afrika (Entdeckungsgeschichte: Westafrika).

Jola, der südliche Endpunkt der Barthschen Reise in Adamáua, nahezu erreicht wurde. Der Deutsche Flegel unternahm vom Niger aus eine Reise nach Sokoto, drang dreimal nach Adamáua vor, entdeckte hier bei Ngaundere die Quelle des Binuë und beabsichtigt, vom Binuë direkt den Congo zu erreichen. Von den Besitzungen am Senegal aus versuchte man wiederholt, zu den durch Rassenkriege zerrütteten Landschaften am obern Niger vorzudringen, so 1841 unter Thomson nach Timbo und 1843 und 1846-1847 unter Raffenel. Leopold Panet hat 1852 von St.-Louis über Adrar nach Mogador und Ibn Moghdad (1861 auf demselben Weg) die westliche Sahara durchschritten. Von Senegambien aus, wo die Franzosen von Jahr zu Jahr ihr Gebiet, ihre Handelsverbindungen und die Landeskultur erweitern, haben Hecquard 1853 Futa Dschallon, Pascal 1859 Bambuk und A. Lambert 1860 das Land Futa Dschallon, Braouézec 1858-59 Futa, Mavidal Senegambien, Aliun Sal und Bourel 1860 Walata, H. Vincent 1860 Adrar, Schiffsleutnant Mage und Marinearzt Quintin 1863-66 das Nigergebiet von Sansanding bis Segu erforscht, ohne indessen Timbuktu, wie sie wünschten, erreichen zu können. In neuester Zeit gaben sich die Franzosen alle Mühe, ihre Herrschaft vom Senegal aus bis an den Niger auszudehnen. Die Expeditionen Gallieni (1880) und Desbordes (1881-82) verliefen nicht glücklich; doch gelangen die Führung eines Telegraphen bis Kita und die Abschließung eines Vertrags mit dem Herrscher von Segu. Alle diese Bemühungen gelten der Anlegung einer Eisenbahn bis zum Niger. Bayol erforschte 1881-82 Futa Dschallon, wo er es übrigens schon mit britischer Konkurrenz zu thun hatte (Gouldburys Expedition 1881). Dieselbe Landschaft besuchten 1879-1880 auch die Franzosen Aimé Olivier und Gaboriaud, die eine Eisenbahn von der Sierra Leone-Küste bis Timbo zur Ausführung bringen wollen.

Auch von der Nordguineaküste wurden zahlreiche Expeditionen nach dem Innern des Kontinents unternommen, denen die Erforschung von Dahomé und Aschanti zu danken ist. Ricket bereiste 1812-1813 und Bowdich 1817-18 Aschanti, Adam 1823 Dahomé, Freeman und Chapman 1838-1843 Dahomé und Aschanti; ebenso bereisten seit 1840 Forbes und Norris Dahomé, Cruickshank 1850 die Goldküste, Hornberger und Brutschin 1853 die Sklaven- und Goldküste, Borghero 1862 Dahomé, Bonnet 1866-68 Aschanti. Winwood Reade drang 1868-70 bis Farabana vor, Anderson gelangte 1868 bis Musardu, Ramseyer und Kühne wurden 1870 in Aschanti in Gefangenschaft gehalten. Blyden forschte 1872 in Sierra Leone; der englische Feldzug gegen Aschanti (1873) brachte der Wissenschaft auch manchen Gewinn. 1875-76 stellte Bonnat seine wertvollen Forschungen am Volta an, und 1879 gelang es Moustier und Zweifel, von der Guineaküste aus die Quellen des Niger zu entdecken. Der Niger, in dessen Delta französische Offiziere, wie Kapitän Brognard de Corbigny seit Ende 1862, Charles Girard 1866 und 1867 u. a., mit kartographischen Aufnahmen beschäftigt waren, und dessen Lauf landeinwärts durch den britischen Leutnant Glover aufgenommen wurde, erschließt sich dem Handel mehr und mehr, wogegen, schon der klimatischen Verhältnisse wegen, an eine Festsetzung der europäischen Kultur in diesen Gegenden vorderhand nicht zu denken ist. Der durch Erforschung des Tanganjika bekannte Kapitän Burton und der Botaniker Gustav Mann haben uns 1859-62 den mächtigen Gebirgsstock des Camerun im O. des Nigerdelta kennen gelehrt; der letztgenannte hat auch die Flora der Küsten sowie der Insel Fernando Po gründlich studiert. Weitere Forschungen im Camerungebiet stellten 1872-73 die deutschen Naturforscher Reichenow, Buchholz und Lühder an, von welchen der letztere dem Klima erlag. Auch Grenfell, Roß und Comber haben die Landschaften an der Camerunbai erforscht. Weiter südwärts hat Paul Belloni du Chaillu seit 1856 die Mündung des Gabun und südlich von derselben die Mündungen des Ogowe, der mit Wasserfällen vom Hochland herabkommt und an der Westküste unter dem Äquator mündet, erforscht und uns die ersten nähern Nachrichten über den Gorilla mitgeteilt. Auf einer zweiten Reise drang er 1864 bis in das Land Aschango vor, wo er in den Obongo ein merkwürdiges Zwergvolk fand. Andre Forschungsreisen im Gebiet des Ogowe unternahmen 1861 Griffon du Bellay und Serval, 1864 Genoyer und 1866 Walker, 1867 die Franzosen Aymes und Barbedor; um die Küstenaufnahmen machte sich dort de Langle verdient. Im J. 1873 explorierten wieder Walker und Schulze, dann de Compiègne und Marche den Ogowe, und Lenz begann an diesem Strom seine Thätigkeit. Am weitesten nach O. drang Savorgnan de Brazza vor (1877 ff.), welcher die Quellflüsse des Ogowe auffand und bis an den Congo gelangte. Brazza beabsichtigt, hier eine französische Kolonie zu gründen, nachdem er bereits Territorien für dieselbe gewonnen haben will und reiche Mittel zur Durchführung seiner Pläne von der Republik erhalten hat. Weiter südlich in Congo war der Expedition Tuckeys 1816 Robertson gefolgt, darauf Kommodore Owen. Joaq. Rodr. Graças Reise durch das Gebiet des Coanza tief in das obere Gebiet der Zuflüsse des Congo kam erst später zur Kenntnisnahme Europas. San Salvador, die verschollene, einst mächtige Hauptstadt Congos, wurde 1857 von Adolf Bastian besucht. Ladislaus Magyar, ein Ungar, der 1847 nach dem Congo kam, setzte sich durch die Heirat mit der Tochter eines Negerhäuptlings in Bihé in den Stand, begleitet von den bewaffneten Sklaven seiner Frau tief in das Innere einzudringen. Er durchforschte 1850-51 und 1852 das weite Gebiet des Coanza, des Kasai und obern Sambesi, wodurch Livingstones Forschungen (s. unten) wesentlich erweitert wurden. Von der ganzen Küste Südwestafrikas von 5° nördl. bis 5° südl. Br. ist nur der Saum von durchschnittlich 75 km Breite bekannt; alles Land, welches hinter den Küstengebirgen liegt, ist terra incognita. Hier bietet sich den Forschern ein besonders günstiges Feld. Die 1873 in Berlin gegründete Deutsche Afrikanische Gesellschaft hat unter Güßfeldt eine Expedition ausgerüstet, welche von Kabinda an der Loangoküste in das Innere vordringen sollte, aber von vielem Mißgeschick heimgesucht wurde. Etwas weiter südlich haben in demselben Jahr die Engländer unter Leutnant Grandy dieses Gebiet in Angriff genommen. Während die Hauptexpedition unter Güßfeldt nur wenige Meilen tief in das Binnenland einzudringen vermochte, haben die Sendboten der genannten Gesellschaft in der Folgezeit große Überlandtouren gemacht, und es ist einem von ihnen sogar gelungen, den Kontinent zu