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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Akademie

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Akademie (Ausland).

denen früher sich sehr glücklich "Gelehrte Anzeigen" zur Seite stellten; seit deren Eingehen bringen "Sitzungsberichte" Notizen und auch Abhandlungen. - Die "Königliche Societät", nachher "Gesellschaft (eigentlich aber A.) der Wissenschaften", in Göttingen wurde 1752 auf Albrecht v. Hallers Betrieb gegründet und 1770 zweckmäßiger konstituiert. Sie besteht aus drei Klassen, einer mathematischen, physikalischen und historischen, und hält monatlich eine Sitzung. Sie unterhält ordentliche, korrespondierende und Ehrenmitglieder und setzt Jahrespreise von 50 Dukaten auf die beste Beantwortung einer vorgelegten Frage aus. Seit 1752 gab sie heraus: "Commentarii Societatis", seit 1772 "Novi Comment. Soc.", sodann "Abhandlungen". Sie hat namentlich in den physikalischen und Naturwissenschaften sehr Bedeutendes geleistet. Außerdem hat sie sich verdient gemacht durch Gründung und Erhaltung der ältesten unter den noch bestehenden litterarisch-kritischen Zeitschriften in Deutschland, der "Göttingischen gelehrten Anzeigen". Andre deutsche Akademien sind: die "Königliche A. gemeinnütziger Wissenschaften" zu Erfurt (1758 gegründet), die "Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften" zu Görlitz (seit 1779) und die "Königlich sächsische Gesellschaft der Wissenschaften" zu Leipzig, 1. Juli 1846 eröffnet, die sich vornehmlich philologische, historische, mathematische und philosophische Untersuchungen zur Aufgabe gestellt hat. Die Mitglieder sind teils ordentliche (aus den sächsisch-thüringischen Staaten gewählt), deren Zahl nicht über 70 steigen soll, teils Ehrenmitglieder und zerfallen in zwei Klassen, eine philologisch-historische und eine mathematisch-physikalische. Sie hält jährlich zwei öffentliche Sitzungen und stellt Preisaufgaben. Ihre Verhandlungen (eigentliche Abhandlungen sowie "Berichte" über die Sitzungen) erscheinen im Druck und zwar seit 1849 die beider Klassen gesondert.

Unter den Akademien Österreichs ist die "Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften" in Prag, welche als Privatgesellschaft 1769 gegründet und 1785 als staatliche Korporation anerkannt wurde, die älteste. Die "Kaiserliche A. der Wissenschaften" zu Wien, schon von Leibniz in Anregung gebracht, wurde durch Patent vom 30. Mai 1847 gestiftet. Sie zerfällt in zwei Klassen, eine philosophisch-philologische und historische und eine mathematisch-naturwissenschaftliche, und besteht aus 60 ordentlichen Mitgliedern, 24 Ehrenmitgliedern und 120 Korrespondenten. Zur Bestreitung ihrer Ausgaben erhält sie eine jährliche Dotation von 40,000 Gulden. Ihr Vorstand wird gebildet durch einen Präsidenten (deren erster v. Hammer-Purgstall war), welcher alle drei Jahre neu gewählt wird, einen Vizepräsidenten und zwei Sekretäre. Sie veröffentlicht seit 1850 Denkschriften und Sitzungsberichte und hat das Verdienst, die Herausgabe bedeutender gelehrter Arbeiten, vorzüglich über österreichische Geschichte, eine Sammlung der Kirchenväter etc. bewerkstelligt zu haben. Außerdem sind zu nennen: die 1825 gegründete ungarische A. zu Budapest, die "Südslawische A. der Wissenschaften" in Agram (1861) und die A. der Wissenschaften zu Krakau (1872).

Akademien des Auslands.

Das Vaterland der neuern Akademien, Italien, erhielt bald nach der Entstehung der oben erwähnten eine große Anzahl von Akademien. Sie legten sich einen meist Eifer und Begeisterung bezeichnenden Namen bei, z. B. Accesi, Silenti, Ardenti, Infiammati, Gelati etc., beschäftigten sich aber der Mehrzahl nach nur mit der Bearbeitung der Muttersprache und mit Dichterübung und gehören unter die Rubrik der besondern Akademien. Eine allgemeinere Richtung hatte die noch jetzt in Ansehen stehende A. zu Florenz, in welcher 1783 mehrere Florentiner Akademien (die Accademia del Cimento. A. di Botanica u. a.) verschmolzen wurden; ebenso die A. zu Mailand, 1820 von Bologna, wo sie seit 1731 "Commentarii" herausgab, dahin verlegt, jetzt königliches Institut (Istituto Lombardo di scienze), das (seit 1820) "Memorie" erscheinen läßt. Auch die "Accademia delle scienze" zu Genua veröffentlicht "Memorie". Die A. der Wissenschaften zu Turin, 1757 als Privatverein gegründet, 1783 zur "Königlichen A." erhoben, im vorigen Jahrhundert sehr thätig, besonders für die mathematischen und physikalischen Wissenschaften, gab heraus: "Miscellanea" 1758-60 und "Mélanges de philosophie" von 1760, seit 1803 "Mémoires" und seit 1820 "Memorie" in italienischer Sprache. Endlich sind noch zu nennen: die A. der Wissenschaften in Rom; die "Königliche A. der Wissenschaften" in Neapel, gegründet 1780, seit 1788 Memoiren herausgebend; die "Königliche A. der Wissenschaften" in Lucca (seit 1585) und Palermo (seit 1750); das königliche "Istituto Veneto di scienze" in Venedig (seit 1806); die Akademien zu Catanea, Messina, Rovigo, Pistoja, Siena u. a., meist für Archäologie, Philosophie und Naturwissenschaften wirkend.

In Frankreich besteht außer den Akademien des Instituts (s. oben) noch eine Anzahl von Akademien in den Hauptstädten der alten Departements, welche die Einrichtung gelehrter Gesellschaften haben und "Mémoires" veröffentlichen, über die in der "Revue des sociétés savantes" berichtet wird. Hervorzuheben sind die zu Lyon (seit 1700), Caen (1705), Marseille (1726), Rouen (1736), Dijon (1740), Montauban (1744), Amiens (1750), Bordeaux (1753), Toulouse (1782) etc., im ganzen gegen 30. Daneben führen jedoch auch die jetzigen (16) Provinzialbehörden für das öffentliche Schulwesen Frankreichs den Titel "A." - In Spanien ist die von Philipp V. 1713 gegründete "Real Academía española" zu Madrid, welche "Memorias" seit 1793 herausgibt, in Portugal die 1779 gegründete und 1851 neugegliederte "Academia Real das Sciencias" mit drei Klassen (Naturwissenschaften, Mathematik, Nationallitteratur) zu erwähnen. Seit 1797 erscheinen ihre zahlreichen Abhandlungen nebst den "Memorias de letteratura portugueza", den "Memorias economicas" und der "Colleção de livros ineditos de historia portugueza". - Die Akademien in den Niederlanden sind: die "Hollandsch Maatschappy van wetenschappen" in Haarlem (seit 1752), welche "Verhandelingen" herausgibt, und die Königlichen Akademien der Wissenschaften zu Leiden, die älteste Hollands, welche "Annales" herausgibt, und zu Amsterdam, welche "Verhandelingen" veröffentlicht. Außerdem sind noch zu nennen die unter akademischen Formen wirkenden Gesellschaften für Künste und Wissenschaften in Maastricht, Utrecht und Vlissingen. - Belgien besitzt eine "Académie royale des sciences" in Brüssel, mit drei Abteilungen: für Wissenschaft, Litteratur und Kunst, 1773 gegründet, in der Revolution aufgehoben, von Napoleon I. 1808 aber wiederhergestellt. Vgl. Mailly, Histoire de l'Académie des sciences etc. de Bruxelles (Brüss. 1883, 2 Bde.).

In Rußland ist die "Kaiserliche A. der Wissenschaften" zu St. Petersburg zu nennen, zu der unter Wolfs und Leibniz' Beirat schon Peter d. Gr. den Plan entworfen hatte, die aber erst von der Kaiserin Katharina I. 1728 gegründet wurde. Zur Er-^[folgende Seite]