Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Albany; Albarello; Albarracin; Albasin

285

Albany - Albasin.

weise von Weinbau nähren. Von den unzähligen Bautrümmern des klassischen Altertums, welche das Städtchen umgeben, sind die Überreste der Villen des Pompejus und Domitian, eines Amphitheaters (Rotonda) und des sogen. Grabmals der Horatier (im etruskischen Stil, s. Tafel "Baukunst V", Fig. 9) am bemerkenswertesten. A. ist Sitz eines Kardinalbischofs. Es ist von prächtigen Villen und Parkanlagen umgeben, unter denen besonders die Villen der Barberini und Corsini wegen ihrer Kunstschätze berühmt sind. 2 km südlich von A. liegt Ariccia (s. d.), wohin ein 312 m langer Viadukt führt. Unfern im N. auf einer Höhe prangt Castel Gandolfo (s. d.), und 5 km von A. stand im frühen Altertum Albalonga, die Mutterstadt Roms. - Der Albanersee (Albanus lacus, Lago di Albano oder di Castello), ein vulkanisches Maar, südwestlich am Fuß des Albanergebirges höchst malerisch gelegen, bildet ein elliptisches Becken (3,7 km lang, 2 km breit) voll kristallhellen Wassers und ist der schönste aller vulkanischen Seen Italiens. Er liegt 293 m ü. M., hat eine Tiefe bis 170 m und ist sehr fischreich. Herrlicher Kastanienwald und Weinpflanzungen bedecken seine hohen und schroffen Ufer. Der Spiegel des Sees wird reguliert durch einen uralten, jenseit des Bergs sich entlastenden Abzugskanal oder Emissar, den der römische Feldherr Camillus während der Belagerung von Veji 396 v. Chr. durch den Felsen hauen ließ, und der noch heute wohlerhalten seinen Zweck erfüllt. Derselbe ist über 1 m breit, 2-3 m hoch und hat eine Länge von 1200 m. Bei A. bricht der berühmte Albanerstein (Peperin), eine Art vulkanischen Tuffs von grünlichgrauer Farbe, der in den ältern Zeiten Roms vielfach zum Bauen verwendet wurde.

Albany (spr. áhlbeni), 1) Küstendistrikt im östlichen Teil der Kapkolonie, östlich bis an den Großen Fischfluß reichend, umfaßt 4747 qkm (85 QM.) mit (1875) 16,499 Einw. (8143 Weiße, 1490 Hottentotten und 6866 andre Farbige), einer der wichtigsten Bezirke des Kaplands durch seine aufblühende Bodenkultur, die hier in mehr europäischer Weise betrieben wird, und seine ausgezeichnete Schafzucht, welche A. zum besten Schafland der Kolonie macht. Hauptort ist Grahamstown. - 2) Fluß in Britisch-Nordamerika, der von W. her in den Jamesgolf der Hudsonsbai mündet. Als sein Oberlauf kann der dem Cat Lake (Katzensee) entfließende Cat Lake River gelten.

Albany (spr. áhlbeni), 1) Hauptstadt des nordamerikan. Staats New York, am Hudson (den eine 309 m lange Brücke überspannt), 230 km oberhalb New York gelegen, ist eine der schönsten Städte der Union, deren Lage, an dem Punkt, wo Eriekanal und Champlainkanal in den schiffbaren Hudson eintreten, einen blühenden Verkehr ins Leben gerufen hat. Die ältern Stadtteile haben teilweise enge, winkelige Gassen, dagegen ist die Neustadt von breiten, stattlichen Straßen durchzogen. Unter ihnen ist State Street die schönste, Broadway aber die geschäftigste. Erstere steigt vom Fluß aus sanft an bis zu dem großen Platz, dessen Hauptzierde das seit 1871 erbaute neue Kapitol ist. Es ist dies ein Granitbau im Renaissancestil, mit 96 m hohem Turm, den Sitzungssälen der Staatsvertreter und verschiedenen Büreaus. Unter den andern öffentlichen Gebäuden zeichnen sich aus die marmorne State-Hall, mit Regierungsbüreaus, die City-Hall (Rathaus), mit vergoldeter Kuppel, die City-Buildings, der Sitz der städtischen Behörden, und die Börse. Die Bevölkerung ist 1870-80 von 69,422 auf 90,756 Einw. gestiegen. Unter den Industrien sind namentlich die großen Eisenbahnwerkstätten und Brauereien zu nennen. Getreide, Vieh und Holz bilden Hauptausfuhrartikel. Von wissenschaftlichen Instituten befinden sich in A. die 1852 inkorporierte Albany University, mit Rechts- und Medizinalschule, die nach ihrem Gründer benannte Sternwarte (Dudley observatory), eine Staatsbibliothek von 90,000 Bänden, ein Lehrerseminar und ein Museum. Ferner sind das 1791 gegründete Albany Institute (ein wissenschaftlicher Klub), der Jünglings- und der Lehrlingsverein im Besitz von bedeutenden Bibliotheken. Das Zuchthaus (1845 gebaut) ist eine Musteranstalt und wird einzig durch die Arbeit der Gefangenen unterhalten. Unter den über 60 Kirchen zeichnet sich die katholische Kathedrale durch ihre Größe aus. A. verdankt seine Gründung den Holländern, welche hier 1623 Fort Orange bauten; eine Niederlassung bei diesem hieß ursprünglich Beverwyk, dann Willemsstad. Durch die Engländer (1664) erhielt es seinen jetzigen Namen zu Ehren des Herzogs von York und A., nachherigen Königs Jakob II. Seit 1798 ist A. Hauptstadt des Staats New York. - 2) Stadt im nordamerikan. Staat Oregon, Grafschaft Linn, am obern Willamette und der Oregon- und Californiabahn, hat eine Leinenfabrik, eine Flachsmühle, Fabrikation von Obstpräserven und 4000 Einw. - 3) Hafenstadt in Westaustralien am King George-Sund, Station der Postdampfer der Peninsular and Oriental Company, mit (1881) 1024 Einw.

Albany, 1) Luise Marie Karoline oder Aloysia, Gräfin von, Tochter des Prinzen Gustav Adolf von Stolberg-Gedern, geb. 1753, seit 1772 mit dem englischen Kronprätendenten Karl Eduard Stuart kinderlos und unglücklich vermählt. Vor der Roheit ihres Gemahls suchte sie 1780 Zuflucht im Kloster. Nach dem Tode des Prätendenten (1788) lebte sie in Florenz in vertrautem Umgang mit dem Dichter Alfieri, der in seinen Werken, besonders aber in seiner Selbstbiographie, ihren Namen und ihr tragisches Schicksal verherrlicht hat. Sie starb 29. Jan. 1824 in Florenz und wurde neben Alfieri in der Kirche Santa Croce daselbst zwischen Machiavelli und Michelangelo beigesetzt. Vgl. Reumont, Die Gräfin von A. (Berl. 1860, 2 Bde.).

2) Herzog von, Titel des vierten Sohns der Königin Viktoria von Großbritannien, des Prinzen Leopold Georg Duncan Albert, geb. 7. April 1853, seit 27. April 1882 vermählt mit Prinzessin Helene von Waldeck, welche ihm eine Tochter gebar; starb 28. März 1884 in Cannes.

Albarello, cylinderförmiges Apothekergefäß aus Fayence oder Majolika. Die Albarelli, die bisweilen mit arabischen Inschriften vorkommen, wurden in Spanien, seit dem 16. Jahrh. auch in Italien gefertigt.

Albarracin, kleine Stadt in der span. Provinz Teruel, mit (1877) 2136 Einw.; danach benannt die Sierra de A., ein zum Iberischen Gebirgssystem (s. d.) gehörender Gebirgszug im Quellgebiet des Tajo, Guadalaviar und Jucar, mit der 1610 m hohen Muela de San Juan.

Albasin, kleines russ. Dorf am linken Ufer des Amur in Ostasien, mit (1881) 639 Einw. und reichen Goldwäschereien in der Umgebung, die 4000 freie Arbeiter beschäftigen. Im 17. Jahrh. befestigte Stadt und Mittelpunkt der russischen Macht im Amurland, 1685 von einer bedeutenden chinesischen Streitmacht zerstört. Im August 1689 durch den Friedensvertrag von Nertschinsk mit dem Amurland an die Chinesen abgetreten, kam A. 1858 durch den Frieden von Aigun wieder in den Besitz der Russen.