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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alcantăra; Alcarāz; Alcarrazas; Alcazar; Alcazar de San Juan; Alcēdo; Alces; Alceste; Alcester; Alcharisi; Alchimie

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Alcantara - Alchimie.

Alcantăra, Orden von, einer der drei alten span. geistlichen Ritterorden, ward als Waffenbrüderschaft 1156 von den Brüdern Don Suero und Don Gomez Fernando Barrientos, welche von der kastilischen Grenzfeste San Julian del Pereiro aus tapfer gegen die Mauren kämpften, gestiftet und von Papst Alexander III. 29. Dez. 1177 zu einem geistlichen Ritterorden mit der mildesten Regel Benedikts erhoben. Vom König Ferdinand II. von Kastilien und von Papst Lucius III. 1183 mit Freiheiten und Privilegien ausgestattet, ward er unmittelbar der Aufsicht des päpstlichen Stuhls unterstellt und zur Verteidigung des christlichen Glaubens und zum ewigen Kriege gegen die Mauren verpflichtet. Im Kampf gegen diese erwarb sich der Orden Kriegsruhm und große Reichtümer. Seit 1213 hatte er seinen Sitz in A. und nannte sich nach diesem ihm vom König Alfons IX. von Kastilien geschenkten Ort. Später infolge innerer Zerwürfnisse in Verfall geraten, wurde er erst durch den Großmeister Don Juan von Zuniga (1479) wieder gehoben. Ferdinand V. vereinigte 1494 die Großmeisterwürde mit der Krone Spaniens. Die Verschmelzung des Ordens mit dem von Calatrava wurde mehrmals vergeblich versucht. Bis zur französischen Okkupation 1808 besaß der Orden 37 Komtureien mit 53 Städten und Dörfern. Nach der Restauration erhielt er die Güter nur zum kleinsten Teil zurück. Zuletzt war er ausschließlich militärischer Verdienstorden. Das Zeichen desselben ist ein goldenes, grünes Lilienkreuz, an grünem Band um den Hals, in Seide gestickt auf dem Rock und dem weißen Mantel getragen. Die Ritter hatten ihre adlige Abkunft durch vier Generationen nachzuweisen, ebenso, daß in ihrer Familie weder Juden noch Mauren waren. Die Republik hat 1872 den Orden aufgehoben, König Alfons. XII. denselben 13. Jan. 1874 wieder eingeführt.

Alcarāz, Bezirksstadt in der span. Provinz Albacete, am Fuß der Sierra de A., eines schroffen Kalkgebirges von 1500-1800 m Höhe, hat ein Kastell, eine große antike Wasserleitung und (1878) 4392 Einw. In der Nähe Zinkbergwerke, Schmelzhütten und große Messingfabrik (zu San Juan de A.).

Alcarrazas, s. Kühlkrüge.

Alcazar, s. Alkazar.

Alcazar de San Juan, Bezirksstadt in der span. Provinz Ciudad Real, an der Eisenbahn Madrid-Alicante, von welcher hier die Bahn nach Cadiz abzweigt, mit (1878) 8721 Einw., die Schokoladen-, Seifen-, Salpeter- und Pulverfabrikation betreiben.

Alcēdo, Eisvogel; Alcedinidae (Eisvögel), Familie aus der Ordnung der Klettervögel (s. d.).

Alces, Elen.

Alceste, s. Alkestis.

Alcester (spr. ahster oder ahister), Frederick Beauchamp Seymour, Lord, brit. Admiral, geb. 12. April 1821 aus einem Seitenzweig der Hertfords, Sohn des Parlamentsmitglieds Sir Horace B. Seymour und Enkel des Admirals Lord Hugh Seymour, besuchte die Schule zu Eton, trat dann in die Marine, zeichnete sich 1852-53 im Kriege gegen Birma aus, ward dafür zum Kapitän befördert, diente während des Krimkriegs auf der Ostseeflotte und erhielt 1862 ein Kommando in den Gewässern Neuseelands. 1868-70 war er erster Sekretär des Marineministers Childers, ward 1870 Konteradmiral, trat 1872 als Lord in die Admiralität ein, erhielt 1874 darauf das Kommando des Kanalgeschwaders und einige Jahre später als Vizeadmiral das des Mittelmeergeschwaders. Während der Flottendemonstration vor Dulcigno 1880 führte er als ältester Admiral den Oberbefehl über die Schiffe aller Mächte. Im J. 1882 wurde er mit dem Kommando über die nach Alexandria geschickten englischen Schiffe beauftragt, bombardierte 11. Juli nach Ablehnung seines Ultimatums die Forts von Alexandria, machte sie wehrlos, besetzte 14. Juli die Stadt und leitete im August die Überführung der britischen Truppen nach Ismailia am Suezkanal, welchen er besetzte. Als Baron A. (von Alcester in der Grafschaft Warwick) erhielt er hierauf den Peerstitel und eine Nationaldotation, auch ward er Admiral und Lord der Admiralität.

Alcharisi, s. Charisi.

Alchimie (Alchymie), ein aus dem arab. Artikel al und dem Wort Chemie zusammengesetztes Wort, heißt eigentlich bloß "die Chemie"; man bezeichnet aber mit diesem Wort nur die chemischen Bestrebungen der frühern Zeit und zwar vorzugsweise die auf die Verwandlung der Metalle, auf das Goldmachen, gerichteten Arbeiten. Die Geschichte der A. ist mithin ein Teil der Geschichte der Chemie bis dahin, wo Aberglaube und Betrügerei eine Afterwissenschaft schufen, mit welcher die Chemie nichts mehr zu thun hatte.

Über die Entstehung und das Alter der A. existieren eine große Menge von Sagen, welche die ersten Anfänge dieser Kunst in die ältesten Zeiten unsrer Geschichte zurückversetzen: Moses, seine Schwester Mirjam (genannt Maria Prophetissa), Hiob und aus späterer Zeit auch Kleopatra und Johannes der Täufer werden von den Alchimisten ihrer Zunft, den Adepten (s. d.), zugezählt, und die Entstehung des ältesten schriftlichen Zeugnisses der Goldmacherzunft, der "Tabula smaragdina", wird von den Alchimisten in das 3. Jahrtausend vor Christi Geburt zurückdatiert. Dies hat nun allerdings keine Berechtigung denn der Verfasser dieses genauen Rezepts zum Goldmachen, welches freilich absolut unverständlich ist, Hermes Trismegistos (der Dreimalgrößte), ist höchst wahrscheinlich der Priester Hermon, welcher 100 n. Chr. in Ägypten lebte; gleichwohl ist die Entstehung der A. wohl in die Zeit zurückzudatieren, als bei den Phönikern die Metallbearbeitung in Blüte stand. Die Gewinnung der Metalle aus den Erzen, deren Bestandteile man nicht zu erforschen vermochte, und die allgemeine Ähnlichkeit der Metalle untereinander führten naturgemäß die unter dem Einfluß der Lehren des Aristoteles (s. Chemie) stehenden Forscher, welche die Gewinnung der Metalle nicht als eine Abscheidung aus den Erzen, sondern als eine Umwandlung der letztern in Metalle betrachteten, auf den Gedanken, auch das edelste und kostbarste der Metalle, das Gold, durch Umwandlung irgend eines Körpers zu erzeugen. Das Streben, Gold zu machen, hatte in jener Zeit mithin durchaus nichts Unwissenschaftliches oder gar Betrügerisches. Zufällige, falsch gedeutete Beobachtungen, welche bei den zahlreichen Versuchen nicht ausbleiben konnten, ließen dann wahrscheinlich bald die Darstellung des Goldes als möglich erscheinen; ja, vielleicht glaubten einige Forscher, wenn sie ein hellgelbes, goldähnliches Produkt erhielten, das gesuchte Geheimnis gefunden zu haben, und das Gerücht eines einzigen gelungenen Versuchs mußte dann stets die Zahl derer, welche sich mit der Sache beschäftigten, erheblich vermehren. Diese erste Periode der A. schließt mit der Vernichtung der alexandrinischen Bibliothek ab, und als man 100 Jahre nach jenem Werk des rohesten Zerstörungstriebs wieder zu den chemischen Arbeiten zurückkehrte, waren nur noch durch mündliche Überlieferungen Einzelheiten über die Arbeiten der vorarabischen Zeit bekannt,