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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alkidămas; Al Kindi; Alkinŏos; Alkĭphron; Alkman; Alkmäon

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Alkidamas - Alkmäon.

Regierung den verbannten A. nicht zurückrief, vielmehr Friedensunterhandlungen mit Sparta anknüpfte, so trat A. auf die Seite der Flotte in Samos, welche der demokratischen Partei treu blieb, und wurde auf Rat des Thrasybulos von dieser zurückgerufen und mit dem Oberbefehl betraut; dies bestätigte nach Sturz der Oligarchie das athenische Volk. Eine begeisternde Rede an die Athener erwarb ihm neues Vertrauen. Zunächst suchte er, wie er in Aussicht gestellt, das Bündnis mit Persien und dem zögernden Tissaphernes zu stande zu bringen. Als dies mißlang, eilte er ohne Aufenthalt, die spartanische Flotte aufzusuchen, schlug und vernichtete dieselbe in den Schlachten bei Abydos (411) und bei Kyzikos (410), eroberte dann die wichtigsten Plätze am Hellespont, Chalkedon, Selymbria und Byzanz, sicherte die athenischen Besitzungen am Schwarzen Meer und die daher fließenden Einkünfte, und nun erst, mit Ruhm und unermeßlicher Beute beladen, kehrte er in die lang entbehrte Heimat zurück. Anfang Juni 408 lief A. in den Piräeus ein und wurde vom Volk im Triumph nach Athen geführt. Vor der sogleich berufenen Volksversammlung sprach A. von seinen Leiden und dem ihm angethanen Unrecht, begeisterte aber zugleich das Volk in der Weise, daß es, unter feierlicher Zurücknahme des früher gegen ihn ausgesprochenen Fluchs und Urteils, ihn zum unbeschränkten Feldherrn zu Wasser und zu Lande ernannte. Auch sein Vermögen gab es ihm zurück. Nun führte A. eine Expedition gegen das abtrünnige Andros. Aber die Stadt verteidigte sich mit Erfolg, und Unterhandlungen endigten den Streit. Dann ging er nach Samos, um dem spartanischen Flottenführer Lysandros, welcher die Gunst und Unterstützung des neuen persischen Statthalters von Kleinasien, Kyros, des jüngern Sohns des Königs, erlangt hatte, entgegenzutreten. Lysandros vermied jedoch jede Schlacht; erst als A. nach Phokäa gegangen war, um dessen Belagerung zu beginnen, und auf die Zeit seiner Abwesenheit dem Unterfeldherrn Antiochos den Befehl über die Flotte mit dem ausdrücklichen Verbot, eine Schlacht zu wagen, übergeben hatte, verlockte er die Athener zu einer Schlacht (bei Notion 407), in welcher sie geschlagen wurden. Auf die Kunde hiervon eilte A. schleunigst herbei und führte die geschlagene Flotte von neuem dem Lysandros entgegen, welcher jedoch der angebotenen Schlacht auswich. Auf die Kunde hiervon erhoben sich in Athen alle Feinde des A., klagten ihn der Sorglosigkeit, Bedrückung der Bundesgenossen, des Mißbrauchs der Gewalt, des Einverständnisses mit den Feinden, des Strebens nach Alleinherrschaft an und erwirkten seine Absetzung. Tief gekränkt begab sich A. freiwillig in die Verbannung nach der Thrakischen Chersonesos. Von hier aus befehdete er mit Söldnern thrakische Völkerschaften und verschaffte den umwohnenden Griechen Ruhe. Vor der entscheidenden Schlacht bei Ägospotamoi machte er die athenischen Flottenführer auf ihre nachteilige Stellung aufmerksam. Sein Rat blieb aber unbefolgt. Nach dem Fall Athens flüchtete er vor dem Haß der Spartaner aus Thrakien nach Bithynien und von da zu Pharnabazos, um durch diesen zu König Artaxerxes zu gelangen und mit persischer Hilfe Athen von der spartanischen Herrschaft zu befreien. Die Bedrücker Athens suchten ihn deshalb aus dem Weg zu räumen. Auf Pharnabazos' Aufforderung umstellten dessen Bruder Magäos und Oheim Susamithres des A. Landhaus und warfen Feuer in dasselbe. A. raffte sich auf, drang bewaffnet durch die weichende Mörderschar, fiel aber, aus der Ferne von deren Pfeilen durchbohrt, 404, kaum 46 Jahre alt, als heimatloser Flüchtling. Seine Geliebte Timandra nahm sich des Toten an, hüllte ihn in ihr Gewand und bestattete ihn. Seine Biographie schrieben Plutarch und Cornelius Nepos. Heyse hat A. zum Helden einer Tragödie gemacht. Vgl. Hertzberg, A., der Staatsmann und Feldherr (Halle 1853); Fokke, Rettungen des A. (Emd. 1883).

Alkidămas, griech. Rhetor und Sophist, aus Eläa in Kleinasien, lebte um 400 v. Chr. zu Athen als Zeitgenosse des Isokrates. Unter seinem Namen sind zwei Reden: "Odysseus" und "De sophistis" (hrsg. in der Sammlung der Redner von Bekker und Baiter-Sauppe, auch von Blaß mit Antiphon, Leipz., 1871), erhalten, von denen ihm höchstens die zweite gehören kann.

Al Kindi (Alcindus, eigentlich Abû Jussûf Jagûb Ibn Schag al Kindî), arab. Philosoph, geboren in Basra zu Ende des 8. Jahrh., wird von den Arabern als der eigentliche Begründer ihrer Philosophie angesehen und daher kurzweg als "der Philosoph" bezeichnet, mußte aber als Freidenker von den Rechtgläubigen viele Verfolgungen erleiden. Von seinen 32 philosophischen Schriften, die er neben zahlreichen mathematischen und medizinischen verfaßte, und in denen er die Werke des von ihm hochverehrten Aristoteles, besonders dessen "Organon", kommentierte, hat sich nichts erhalten. Vgl. Flügel, A., der Philosoph der Araber (Leipz. 1857).

Alkinŏos, der weise König des myth. Schiffervolks der Phäaken, der Göttergünstlinge, Vater der Nausikaa. Homer, der seinen Wohnsitz auf dem Eiland Scheria (von den Gelehrten auf Kerkyra, das jetzige Korfu, gedeutet) märchenhaft ausschmückt, läßt ihn den strandenden Odysseus höchst gastlich aufnehmen und heim geleiten; ebenso die spätern Dichter. Auch die Argonauten und mit ihnen Medea fanden bei A. freundlichste Aufnahme.

Alkĭphron, griech. Rhetor, im 2. Jahrh. n. Chr., ist Verfasser einer durch reine Sprache und geschmackvolle Form ausgezeichneten Sammlung von 118 fingierten Briefen, in welchen Fischer, Landleute, Parasiten und Hetären sich unterhalten, und die für die Kenntnis der Denk- und Lebensweise jener Zeit höchst schätzbar sind. Besonderes Interesse haben die Hetärenbriefe, weil ihre Motive der neuern attischen Komödie, namentlich den verlornen Stücken des Menander, entlehnt sind. Neuere Ausgaben von Seiler (2. Aufl., Leipz. 1856), Meineke (das. 1853), Hercher (in den "Epistolographi graeci", Par. 1873). Eine Übersetzung lieferte Herel (Altenb. 1767).

Alkman, griech. Lyriker, aus Sardes in Lydien, kam als Sklave nach Sparta, wo er freigelassen wurde und später das Bürgerrecht erhielt; er blühte um 612 v. Chr. A. ist Begründer der dorischen Kunstlyrik, indem er die hexametrische Nomenpoesie verließ und in mannigfachen Rhythmen Hymnen, Päane, Parthenien, Festzuggesänge etc., auch erotische Lieder dichtete, für deren Erfinder er galt. Den rauhen dorischen Dialekt milderte und veredelte er durch Aufnahme epischer und äolischer Formen. Von den geringen Resten seiner sechs Bücher Gedichte ist der bedeutendste ein auf einem ägyptischen Papyrus zu Paris freilich trümmerhaft erhaltenes Parthenion. Die Fragmente sind gesammelt von Schneidewin ("Delectus poetarum graecorum", Götting. 1838) und in Bergks "Poetae lyrici graeci".

Alkmäon, 1) griech. Heros, Sohn des Amphiaraos und der Eriphyle, Bruder des Amphilochos, zu Argos. Seine Mutter hatte, von Polyneikes, dem