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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alkoholismus; Alkoholometrie

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Alkoholismus - Alkoholometrie.

cerin C3H5(OH)3^[C<sub>3</sub>H<sub>5</sub>(OH)<sub>3</sub>]]. Als fünf- und sechsatomige A. betrachtet man die Kohlehydrate. Das Hydroxyl kann in dem Alkohol verschiedene Stellungen einnehmen, und danach unterscheidet man primäre, sekundäre und tertiäre A. Die am häufigsten in Betracht kommenden A. sind primäre einatomige. Sie verlieren bei der Oxydation zunächst 2 Atome Wasserstoff und verwandeln sich in ein Aldehyd

^[Liste]

C2H6O^[C<sub>2</sub>H<sub>6</sub>O] - 2H = C2H4O^[C<sub>2</sub>H<sub>4</sub>O]

Alkohol Aldehyd.

Dieses nimmt sehr leicht Sauerstoff auf und bildet eine einatomige, einbasische Säure

^[Liste]

C2H4O^[C<sub>2</sub>H<sub>4</sub>O] + O = C2H4O2^[C<sub>2</sub>H<sub>4</sub>O<sub>2</sub>]

Aldehyd Essigsäure.

Man erhält diese A. aus Kohlenwasserstoffen, welche H2O^[H<sub>2</sub>O] weniger enthalten, indem man dieselben mit Schwefelsäure verbindet und die entstandene Ätherschwefelsäure durch Wasser zersetzt. So gibt

^[Liste]

C2H4^[C<sub>2</sub>H<sub>4</sub>] + H2SO4^[H<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>] = C2H5SO4H^[C<sub>2</sub>H<sub>5</sub>SO<sub>4</sub>H]

Äthylen Schwefelsäure Ätherschwefelsäure,

^[Liste]

C2H5SO4H^[C<sub>2</sub>H<sub>5</sub>SO<sub>4</sub>H] + H2O^[H<sub>2</sub>O] = C2H6O^[C<sub>2</sub>H<sub>6</sub>O] + H2SO4^[H<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>]

Ätherschwefelsäure Wasser Alkohol Schwefelsäure.

Die A. erinnern in ihrem Verhalten an die Basen, indem sie sich wie diese direkt mit Säuren verbinden. In diesen Verbindungen sind die Eigenschaften der (unorganischen) Säuren meist verdeckt. In dem salzsauren Äthyläther wird z. B. das Chlor nicht durch Silberlösung angezeigt, und Kohlensäureäthyläther braust nicht mit stärkern Sauren. Die A. der Fettsäurereihe, welche die größte praktische Wichtigkeit besitzen, finden sich zum Teil an Saure gebunden in natürlichen Fetten; nie meisten entstehen aber durch Gärungsprozesse. Über die Bildung von Äthern aus Alkoholen s. Äther.

Alkoholismus (Alkoholvergiftung), s. Trunksucht.

Alkoholometrie, die Lehre von der Bestimmung des Alkoholgehalts in Flüssigkeiten. Es gibt kein Mittel, den Alkohol aus einer Flüssigkeit mit quantitativer Genauigkeit abzuscheiden, um ihn direkt wägen zu können. Da aber Alkohol spezifisch leichter ist als Wasser, so kann man aus dem spezifischen Gewicht einer Flüssigkeit ihren Alkoholgehalt berechnen, vorausgesetzt, daß dieselbe eine reine Mischung von Alkohol und Wasser ist und nicht andre Stoffe enthält, welche ebenfalls auf das spezifische Gewicht einwirken. Flüssigkeiten wie Wein und Bier kann man also nicht mittels des Aräometers (s. d.) direkt auf ihren Alkoholgehalt prüfen. Dies erreicht man, wenn man einen kleinen Destillationsapparat mit guter Kühlvorrichtung konstruiert, den Alkohol der zu untersuchenden Flüssigkeit abdestilliert, das Destillat auf das Volumen der in Arbeit genommenen Probe bringt und dann das spezifische Gewicht bestimmt.

Alkohol mischt sich mit Wasser unter Verdichtung, 54 Lit. Alkohol und 49,72 L. Wasser geben beim Vermischen nur 100 L. Anderseits vergrößert sich das Volumen, wenn man sehr verdünnten Alkohol mit Wasser mischt. Das Gesetz, nach welchem diese Volumveränderungen erfolgen, ist aber nicht bekannt; man kann daher auch das spezifische Gewicht von Mischungen nicht berechnen, sondern ist auf empirische Bestimmungen angewiesen. Auf solchen von Gilpin ausgeführten und von Tralles vervollständigten und umgerechneten Versuchen beruht die A. in Deutschland, England, Rußland etc.; die der französischen A. zu Grunde liegenden Ermittelungen von Gay-Lussac stimmen mit den Gilpinschen überein. Die Angaben über den Alkoholgehalt einer Flüssigkeit erfolgen in Gewichts- oder in Volumprozenten. Mischt man 100 L. Alkohol mit 100 L. Wasser, so erhält man 192,75 L. Gemisch. Da nun in diesen 192,75 L. Gemisch 100 L. Alkohol enthalten sind, so enthalten 100 L. Gemisch 51,8 L. Alkohol, d. h. so beträgt der Alkoholgehalt des Gemisches 51,8 Volumprozent. Die 100 L. Wasser wiegen 100 kg, die 100 L. Alkohol aber nur 79,45 kg; das Gewicht des Gemisches ist also 179,45 kg, und der Alkoholgehalt desselben berechnet sich zu 44,2 Gewichtsprozent. Diese letztere Angabe ist stets ganz unzweideutig; das Volumen der Flüssigkeiten ändert sich dagegen mit der Temperatur, und deshalb muß bei Angaben in Volumprozenten stets auch die Temperatur angegeben werden. Die Normaltemperatur, auf welche sich in Deutschland alle Angaben beziehen, ist 15,6° C. oder 12,5 R., und die obige Angabe (51,8 Volumprozent) bedeutet also, daß aus einer Menge dieses Gemisches, welche bei 12,5 R. 100 L. füllt, 51,8 L. Alkohol von 12,5 R. gewonnen werden können. Man darf aber nicht folgern, daß nun ein gleiches Gemisch aus 51,8 L. Wasser und 48,2 L. Wasser hergestellt werden könne. Wie es sich damit verhält, zeigen die obigen Zahlen. Dagegen ist die Angabe in Gewichtsprozenten auch zur Herstellung von Gemischen in gewünschter Stärke direkt verwendbar. Hat man daher die Aufgabe, nach Angabe in Volumprozenten eine Mischung anzufertigen, so verwandelt man die Volumprozente in Gewichtsprozente. Dies geschieht durch Multiplikation derselben mit dem spezifischen Gewicht des Alkohols (0,7946) und Division des Produkts durch das spezifische Gewicht der verlangten Mischung.

Die Ermittelung des spezifischen Gewichts einer Alkoholmischung hat an sich für die Praxis keinen Wert, sie dient eben nur als Basis zur Berechnung des Alkoholgehalts. Man hat deshalb auf der Skala der Aräometer statt der spezifischen Gewichte sogleich die denselben entsprechenden Alkoholgehalte notiert und nennt solche Aräometer Alkoholometer (Branntweinwage). Das bei uns gebräuchlichste Instrument ist das Volumprozent-Alkoholometer von Tralles, dessen Angaben für die Temperatur von 12,5 R. gelten. Um der oft sehr lästigen genauen Herstellung dieser Temperatur überhoben zu sein, beobachtet man bei der gerade herrschenden Temperatur, bestimmt dieselbe mittels eines Thermometers und benutzt eine Tabelle, nach welcher die gefundene Zahl (der scheinbare Alkoholgehalt) korrigiert wird. Neben dem Alkoholometer von Tralles ist bei uns noch das Richtersche im Gebrauch, dessen Gewichtsprozentskala aber unrichtig ist. Die Angaben nach Gay-Lussac, welche sich auf eine Temperatur von 12° beziehen, können mit denen nach Tralles als gleichbedeutend genommen werden. Auch die Aräometer von Baumé, Beck und Cartier sind noch vielfach im Gebrauch. In England vergleicht man allen Spiritus mit einem proof spirit (von 57,09 Proz. Tralles), dessen Stärke mit 0 bezeichnet wird. 20° underproof heißt, es können 100 Gallons von solchem Spiritus mit 80 Gallons proof spirit und dem nötigen Wasser hergestellt werden; 20° overproof bedeutet dagegen, daß zu 100 Gallons von solchem Spiritus noch 20 Gallons Wasser hinzugesetzt werden können, um ihn auf die Stärke von proof spirit zu bringen. Das in England gebräuchliche Aräometer (Hydrometer) von Sikes ist ein Skalenaräometer, welches beim Eintauchen in eine weingeistige Flüssigkeit mit der ganzen Skala heraustritt und durch Auflegen von Gewichten zum Einsinken gebracht wird; aus der Angabe der Skala ermittelt man alsdann in einer Tabelle den Alkoholgehalt der Flüssigkeit.