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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ambuella; Ambulacrum; Ambulant; Ambulanz; Ambulation; Amburbium; Amedi; Ameisen

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Ambuella - Ameisen.

sich meist an die griechischen Kirchenlehrer; in der Sittenlehre ("De officiis clericorum", hrsg. von Krabinger, Tübing. 1857) folgt er Ciceros Buch von den Pflichten; von Einfluß ist seine Unterscheidung zwischen den allgemeinen und den vollkommenen Pflichten, wohin er z. B. die Ehelosigkeit rechnete, geworden. Nachhaltiger denn als Schriftsteller wirkte er durch seine Sorge um Liturgie und Kultus; durch seine Liederdichtungen wurde er der Vater der lateinischen Hymnologie. Unter seinen Schriften (hrsg. von den Benediktinern, 1686-90, 2 Bde.; neue Ausg. 1853, 4 Bde.; in Auswahl deutsch von Schulte, Kempt. 1871 ff.) werden nicht wenige ihm mit Unrecht zugeschrieben. Vgl. Baunard, Geschichte des heil. A. (a. d. Franz., Freiburg 1879); Förster, A., Bischof von Mailand (Halle 1884).

Ambuella, Volksstamm im Innern Südafrikas, am Oberlauf des Cubango, zwischen diesem und dem östlichen Cuando. Sie wurden von Serpa Pinto entdeckt und beschrieben, sind ein schöner, starker Menschenschlag, von sanftem, geselligem Wesen, überaus gastfreundlich, achten ihre Frauen weit mehr als die meisten afrikanischen Stämme und sind bei weitem die besten und erfolgreichsten Bebauer ihres sehr fruchtbaren Bodens, wiewohl sie außer dem Huhn keine Haustiere besitzen. Auch den Fischfang und die Jagd betreiben sie lebhaft. Die Waffen (Assagaien) verfertigen sie selbst, doch ist ihre Eisenarbeit von untergeordneter Bedeutung. Die Sprache der A. soll kein einziges Wort besitzen, welches edelmütige Gesinnung bezeichnet. Vgl. Serpa Pinto, Wanderung quer durch Afrika (deutsch, Leipz. 1881, 2 Bde.).

Ambulacrum (lat.), Ort zum Umherwandeln; Chorumgang in Kirchen.

Ambulant (lat.), umherziehend.

Ambulanz (franz. Ambulance), von den Franzosen zu Anfang des 18. Jahrh. eingeführtes und in der Folge auch bei andern Armeen adoptiertes bewegliches oder fliegendes Feldlazarett. In der deutschen Armee wird dieser Ausdruck nicht mehr gebraucht, dagegen kommt er in Art. 1 der Genfer Konvention (s. d.), wo die Ambulanzen für neutral erklärt werden, vor. Bei uns fallen unter den Begriff Ambulanzen die Sanitätsdetachements, die Feldlazarette und die für die Kranken und Verwundeten bestehenden Transporteinrichtungen. In Frankreich versteht man unter "ambulances" alle im Rayon des kämpfenden Heers vorhandenen Einrichtungen zur Pflege und zum Transport der Verwundeten und Kranken. Auch werden speziell die Krankentransportwagen so genannt. - Im gewöhnlichen Leben nennt man Ambulanzen die fahrenden Postexpeditionen sowie alle fahrbaren Einrichtungen, welche für Handel und Gewerbe im Umherziehen (ambulant) dienen.

Ambulation (lat.), das Umherwandeln. Danach heißt ambulatorisch diejenige Art der ärztlichen Praxis und der klinischen Behandlung, wobei sich die Kranken zu dem Arzt oder in die Klinik begeben (vgl. Klinik).

Amburbium (lat.), in Rom feierlicher Umgang um die Stadt, den der Oberpriester mit der Priesterschaft, den Augurn, Vestalinnen etc., dem Volk und dem Opfertier hielt, um nach unglücklichen Erscheinungen oder schweren Heimsuchungen die Götter zu versöhnen. Den Schluß bildete ein Opfer.

Amedi (pers.), Büreau der Hohen Pforte, welches zwischen der Kanzlei des Sultans und den verschiedenen Ministerien vermittelt und das infolge seiner einflußreichen Stellung nur durch Söhne der höchsten Beamten besetzt wird.

Ameisen (Formicidae Latr.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Hautflügler, gesellig lebende Tiere, von welchen außer geflügelten Männchen und Weibchen noch ungeflügelte Arbeiter (verkümmerte Weibchen) zuweilen selbst in doppelter Form vorkommen. Der Kopf ist groß, fast dreieckig, deutlich von der Brust geschieden; die Augen sind klein und rund, bei den Arbeitern bisweilen verkümmert, bei Männchen und Weibchen stehen oben auf dem Kopf drei Nebenaugen; die Fühler sind geknickt und geißelförmig, der Oberkiefer ist meist sehr stark, der Unterkiefer schwach, die Taster sind fadenförmig; der Thorax ist von der Seite her zusammengedrückt und durch einen dünnen, mit einem einfachen oder doppelten Schüppchen oder Knötchen versehenen Stiel mit dem Hinterleib verbunden; letzterer ist ziemlich eiförmig. Die A. leben gesellig in größern und kleinern Kolonien, die stets aus Männchen, Weibchen und Arbeitsameisen bestehen. Letztere sind immer ungeflügelt, die Männchen ihre ganze Lebenszeit, die Weibchen zur Zeit der Begattung geflügelt. Die Flügel, besonders die Vorderflügel, sind sehr groß, wenig geädert, fallen leicht ab und werden von den Weibchen nach der Paarungszeit abgeworfen. Die Männchen sind kleiner als die Weibchen, haben einen kleinern Kopf, aber größere Augen. Bei Männchen und Weibchen ist das Schildchen hinter dem Mittelrücken (Mesothorax) fast dreiseitig, gewölbt, bei den Arbeitsameisen schmal streifenförmig; auch ist bei jenen der Vorderrücken (Prothorax) sehr klein, oft zwischen Kopf und Mesothorax versteckt, beiden Arbeitsameisen dagegen ist er groß und nimmt oben einen beträchtlichen Teil des Thorax ein. Die Arbeitsameisen haben keine oder selten kaum bemerkbare Nebenaugen und einen größern Kopf. Arbeitsameisen und Weibchen sind mit einem im Hinterleib verborgenen vorstreckbaren Stachel oder statt dessen mit einer Drüse versehen, aus der Ameisensäure abgesondert wird, die sie, den Hinterleib etwas aufwärts richtend, auf eine ziemliche Entfernung dem Feind entgegenspritzen. Dieselbe Feuchtigkeit fließt auch in die kleine Stichwunde, welche der Stachel macht, und verursacht Jucken. An heißen Tagen im Spätsommer, besonders im August, zeigt sich oft auf Ameisenhaufen eine außergewöhnliche Regsamkeit, und die zahlreich vorhandenen geflügelten Männchen und Weibchen erheben sich gegen Sonnenuntergang scharenweise in die Luft und schweben, einer Rauchwolke gleich, um die Spitzen der Bäume und Gebäude. Bei diesen Ausflügen geht die Begattung vor sich. Die kleinen Männchen sterben sogleich nach der Begattung, die Weibchen aber fallen zu Boden und werden von den umherlaufenden Arbeitsameisen eingefangen, ihrer Flügel beraubt und in die Kolonie zurückgebracht, die sie nun nicht mehr verlassen dürfen. Viele Weibchen, die nicht eingefangen werden und sich auch nicht zur Kolonie zurückfinden, suchen einen geeigneten Platz zur Begründung einer neuen Kolonie in der Erde, in hohlen Bäumen oder unter Steinen. Ein solches einzelnes befruchtetes Weibchen knickt sich selbst die Flügel ab oder verliert dieselben beim Graben eines Loches und legt im Lauf des Sommers mehrere Tausend Eier. Ob aber die Gründung einer neuen Kolonie durch ein einzelnes befruchtetes Weibchen in der That stattfindet, ist noch nicht sichergestellt, nie findet man eine vereinzelte Ameisenmutter mit Puppen; auch ist es nicht gelungen, von einem befruchteten Weibchen in der Gefangenschaft Arbeiter zu erzielen. Die Entstehung neuer Nester bleibt daher noch zu erklären, nur bei einigen Arten, wie bei Myrmica ruginodis, wurde die oben