552
Andrea - Andreä.
zurückkehrte; er starb 18. Juni 1799 daselbst. Von seinen Kompositionen: Operetten (darunter Goethes "Erwin und Elmire"), Balladen (Bürgers "Lenore") und Liedern, hat sich nur das Lied "Bekränzt mit Laub etc." bis auf die Gegenwart erhalten. - 2) Johann Anton, Sohn des vorigen, Komponist und Theoretiker, geb. 6. Okt. 1775 zu Offenbach, spielte schon im elften Jahr mit Fertigkeit Klavier, ward dann von Fränzl zum Violinvirtuosen, von Vollweiler in Mannheim zum Komponisten ausgebildet und studierte seit 1796 auf der Universität zu Jena die schönen Wissenschaften. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Musikalienhandlung in Offenbach, die er durch gediegenere Auswahl der Verlagsartikel, durch seine eignen zahlreichen Kompositionen, namentlich aber durch den Ankauf von Mozarts Nachlaß (1799) in außerordentlichen Flor brachte. A. starb 6. April 1842 in Offenbach als hessischer Hofkapellmeister. Als Komponist zeichnete er sich weniger durch Originalität als durch reinen Geschmack, innige Empfindung und strenge Korrektheit aus. Bedeutenderes noch leistete er als Theoretiker mit seinem "Lehrbuch der Tonsetzkunst" (Offenb. 1832-43, 4 Bde.), das zu den gediegensten und ausführlichsten Werken der Art gehört. Ein besonderes Verdienst um die Musik erwarb er sich durch Veröffentlichung von Mozarts Tagebuch und einiger Originalpartituren des Meisters, um dessen Art, zu komponieren, zu veranschaulichen. A. war auch der erste, welcher (1803) Senefelders Idee, die Lithographie beim Notendruck zu gebrauchen, in größerm Umfang ausführte. - Von seinen Söhnen errichtete Karl August A. 1829 in Frankfurt a. M. eine Musikalienhandlung, mit der er 1839 eine Klavierfabrik verband, aus der die trefflichen "Mozartflügel" hervorgingen, während sich Julius A. (gest. 1880 in Frankfurt a. M.) durch tüchtige Orgelkompositionen und Arrangements klassischer Werke bekannt gemacht hat.
2) Christian Karl, Pädagog und Landwirt, geb. 20. März 1763 zu Hildburghausen, war Lehrer an der Salzmannschen Erziehungsanstalt in Schnepfenthal, gründete mit Rud. Zach. Becker in Gotha den "Allgemeinen Reichsanzeiger", ging 1798 als Direktor der protestantischen Schule nach Brünn in Mähren und gab hier das "Patriotische Tagebuch" (Brünn 1800 bis 1805, 10 Bde.), den "Hesperus" (Prag 1809-20 und Stuttg. 1821-31) und den "Nationalkalender" (Prag 1810-24) heraus. Im J. 1812 zum ersten Wirtschaftsrat des Fürsten Salm in Brünn ernannt, war er zugleich auf dem Gebiet der Landwirtschaft praktisch und litterarisch thätig, letzteres besonders durch die "Ökonomischen Neuigkeiten" (Prag 1811-1837). Nach einem kürzern Aufenthalt zu Keszthely in Ungarn verließ A., durch die Strenge der österreichischen Zensur in seiner schriftstellerischen Thätigkeit vielfach gehemmt, den Kaiserstaat und begab sich nach Stuttgart, wo man ihm das Sekretariat bei der Zentralstelle des Landwirtschaftlichen Vereins und mit diesem die Redaktion der "Landwirtschaftlichen Zeitschrift" übertrug. Hier starb er 19. Juli 1831. Er gab noch heraus, anfangs mit Bechstein, später mit Blasche: "Gemeinnützige Spaziergänge auf alle Tage im Jahr" (Braunschw. 1790-95, 10 Bde.), die "Kompendiöse Bibliothek der gemeinnützlichen Kenntnisse" (Halle 1790-98, 120 Hefte) und mehrere geographisch-statistische Werke über Österreich.
3) Emil, Forstmann, Sohn des vorigen, geb. 1. März 1790 zu Schnepfenthal, wurde 1807 Forstbeamter beim Fürsten Salm, 1812-19 beim Fürsten Dietrichstein, 1823 beim Fürsten Auersperg, später Administrator von Herrschaften in Böhmen und starb 26. Febr. 1869 zu Kisber in Ungarn. Er schrieb: "Versuch einer zeitgemäßen Forstorganisation" (Prag 1823), "Die vorzüglichsten Mittel, den Wäldern einen höhern Ertrag abzugewinnen" (das. 1826), "Einfachste, den höchsten Ertrag und die Nachhaltigkeit sicherstellende Forstwirtschaftsmethode mittels einer etc. faßlichen Betriebsregulierung" (das. 1832) und gab 1832 bis 1845 die 1811 begründete Zeitschrift "Ökonomische Neuigkeiten" heraus.
4) Jules, franz. Landschaftsmaler, geb. 19. April 1804 zu Paris, war Schüler der Maler A. Jovilard und Watelet, bereiste dann das südliche Frankreich, stellte 1831 sein erstes Gemälde bei der jährlichen Kunstausstellung im Louvre aus, besuchte später Belgien und die Rheingegenden und war 1845-56 als Maler in der Porzellanfabrik von Sèvres angestellt. Er starb 17. Aug. 1869 in Paris. A. war in der Auffassung ziemlich realistisch, vernachlässigte aber darum die Stimmung nicht und behandelte seine Stoffe mit großer Sauberkeit. Auch seine in Sèvres ausgeführten Arbeiten fanden Bewunderung.
Andrēa, Girolamo, Marchese d', Kardinal, geb. 12. April 1812 zu Neapel, wurde im Collège La Flèche in Frankreich erzogen, trat dann in den geistlichen Stand, ward früh zum Erzbischof von Mytilene in partibus infidelium, dann zum Bischof von Sabina ernannt und 1852 Kardinal und Abt von Subiaco sowie Präfekt der Indexkongregation, welches Amt er mit seltener Mäßigung ausübte. Als 1859 die Herstellung der nationalen Einheit Italiens in Frage kam, schloß er sich der patriotischen Partei an, riet dem Papste die Annahme des ihm von Napoleon III. angebotenen Vorsitzes der italienischen Konföderation und die Einführung liberaler Reformen im Kirchenstaat. Auch erklärte er sich gegen die Verdammung der gallikanischen Schriften und die Unterdrückung der katholischen Wissenschaft. Hierdurch zog er sich die Ungnade des Papstes und den Zorn Antonellis zu. Als er 1864 Rom verließ und sich nach Neapel begab, ward er, vergeblich zur Rückkehr aufgefordert, 1866 von der Verwaltung seiner Diözese und seiner Abtei suspendiert, ihm die Kardinaleinkünfte entzogen und im September 1867 die Absetzung über ihn ausgesprochen. Er begab sich nun nach Rom zurück, unterwarf sich dem Papst, wurde auch 17. Jan. 1868 rehabilitiert, erhielt aber die Verwaltung seiner Diözese und der Abtei Subiaco nicht wieder und starb 14. Mai 1868.
Andreä, 1) Jakob, luther. Theolog, geb. 1528 als Sohn eines Schmiedes zu Waiblingen im Württembergischen, studierte in Tübingen, ward 1546 Diakonus in Stuttgart, 1549 in Tübingen, 1553 Superintendent in Göppingen, 1562 Professor der Theologie, Propst und Kanzler der Universität Tübingen; starb 1590. Durch Gelehrsamkeit und diplomatische Gewandtheit ausgezeichnet, war er bei Ordnung des evangelischen Kirchenwesens in Deutschland vielfach thätig und in den damaligen dogmatischen Streitigkeiten eifriger Verbreiter lutherischer Rechtgläubigkeit. Durch ihn besonders kam 1577 die Konkordienformel (s. d.) zu stande. Vgl. Fittbogen, Jakob A. (Hagen 1881); Pressel in den "Jahrbüchern für deutsche Theologie" 1877.
2) Johann Valentin, Dichter und theologischer Schriftsteller, Enkel des vorigen, geb. 17. Aug. 1586 zu Herrenberg im Württembergischen, studierte in Tübingen Theologie, bereiste dann als Erzieher junger Edelleute Deutschland, Italien und Frankreich,