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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Andrejew; Andréossy; Andresen; Andrews; Andria; Andrian-Werburg

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Andrejew - Andrian-Werburg.

sidieren, und sorgte für den Ausbau seiner Städte im Nordosten, insbesondere Wladimirs an der Kljäsma. Er wurde 1174 von Verschwornen ermordet.

Andrejew, Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Kjelzy, mit Lehrerseminar und (1875) 2537 Einw.

Andréossy (spr. angd-), Antoine François, Graf, franz. General und Staatsmann, geb. 6. März 1761 zu Castelnaudary, trat 1781 als Artillerieleutnant in holländische Dienste, geriet aber 1787 bei dem Einfall der Preußen in Holland in preußische Gefangenschaft und nahm später an den Feldzügen des Revolutionskriegs mit Auszeichnung teil. Bei der Belagerung von Mantua zum Brigadechef ernannt, überbrachte er 1796 mit dem General Joubert dem Direktorium die von der italienischen Armee eroberten Fahnen und nahm dann als Brigadegeneral an Bonapartes Zug nach Ägypten rühmlichen Anteil. In der "Description de l'Égypte" sind die trefflichen Beschreibungen der Reede von Damiette, der Nilmündungen, des Sees Mensaleh u. a. von A. Mit Bonaparte nach Paris zurückgekehrt, trug A. als Chef des Generalstabs viel zum Gelingen der Revolution des 18. Brumaire bei. Dafür stellte ihn Bonaparte an die Spitze des Artillerie- und Geniewesens und ernannte ihn zum Artilleriekommandanten von Straßburg und zum Divisionsgeneral. Im J. 1800 wurde A. Chef des Generalstabs der französisch-batavischen Armee, dann Direktor des Kriegsdepots und 1802 Gesandter in London. 1805-1807 kämpfte er in Deutschland und bekleidete, in den Grafenstand erhoben, bis 1809 den Gesandtschaftsposten in Wien. Nach dem Krieg mit Österreich, während dessen er Gouverneur von Wien war, ging er als Gesandter nach Konstantinopel, ward aber 1814 von Ludwig XVIII. abberufen. Während der Hundert Tage schloß er sich wieder Napoleon an und wurde zum Pair und Präsidenten der Sektion für den Krieg ernannt. Nach der Niederlage bei Waterloo befehligte er die 1. Militärdivision und ging mit vier andern Kommissaren zur Vermittelung eines Waffenstillstands ins Hauptquartier der Verbündeten. Er erklärte sich für die Restauration der Bourbonen, zog sich aber ins Privatleben zurück und beschäftigte sich ausschließlich mit wissenschaftlichen Arbeiten, bis er 1819 zum Mitglied der Königlichen Gesellschaft für die Verbesserung der Gefängnisse, 1821 zum Direktor der Verpflegung für das Heer ernannt und 1827 zum Deputierten gewählt wurde, in welcher Stellung er zur Opposition hielt. Seit 1826 auch Mitglied der Akademie, starb er 10. Sept. 1828 in Montauban. Er schrieb: "Histoire du canal du Midi" (2. Aufl., Par. 1805, 2 Bde.), welchen sein Urgroßvater François A. (1633-88) gebaut hatte; "Relation de la campagne sur le Mein et la Rednitz de l'armée gallo-batave" (1802); "Constantinople et le Bosphore de Thrace pendant les années 1812-14 et pendant l'année 1826" (1828; deutsch, Leipz. 1828); "Opération des pontonniers français en Italie pendant les campagnes de 1795 à 1797" (aus seinem Nachlaß, 1843).

Andresen, 1) Karl Gustav, Germanist, geb. 1. Juni 1813 zu Ütersen in Holstein, studierte in Kiel Philologie, bekleidete 1831-52 eine Lehrerstelle am Gymnasium zu Altona, privatisierte dann an verschiedenen Orten, war 1858-65 Oberlehrer und Prorektor in Mülheim a. d. Ruhr und siedelte darauf nach Bonn über, wo er sich 1870 als Privatdozent habilitierte und 1874 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. Er veröffentlichte: "Über deutsche Orthographie" (Mainz 1855); "Wortregister für deutsche Orthographie" (das. 1856, 2. Ausg. 1869); "Die deutschen Familiennamen" (Programm, Mülh. 1862); "Register zu J. Grimms deutscher Grammatik" (Götting. 1865); "Über J. Grimms Orthographie" (das. 1867); "Über die Sprache J. Grimms" (Leipz. 1869); "Die altdeutschen Personennamen in ihrer Entwickelung und Erscheinung als heutige Geschlechtsnamen" (Mainz 1873); "Über deutsche Volksetymologie" (Heilbr. 1876, 4. Aufl. 1883); "Sprachgebrauch und Sprachrichtigkeit im Deutschen" (2. Aufl., das. 1881); "Konkurrenzen in der Erklärung der deutschen Geschlechtsnamen" (das. 1883) u. a.

2) Andreas, Kunstschriftsteller auf dem Gebiet der Kupferstichkunde, geb. 14. Nov. 1828 zu Loit in Schleswig, trat 1848 in die Freischaren ein, studierte nach deren Auflösung in Kiel, Berlin, Bonn und München, folgte 1857 einer Berufung an das Germanische Museum zu Nürnberg und siedelte 1862 nach Leipzig über, um die Hauptleitung von "Naumanns Archiv für die zeichnenden Künste" sowie die Bearbeitung der Weigelschen Auktionskataloge zu übernehmen. Nach Weigels Tod übernahm er 1870 dessen Kunstauktionsinstitut, starb aber schon 1. Mai 1871. Seine Hauptwerke sind: "Deutscher Peintre-Graveur", eine Fortführung des Bartschschen Werks (Bd. 1-3, Leipz. 1864-66); "Die deutschen Malerradierer des 19. Jahrhunderts" (Bd. 1-4, das. 1866-70; fortgesetzt von Wessely); die neue Bearbeitung von Hellers "Handbuch für Kupferstichsammler" (Bd. 1, das. 1870) und die Fortsetzung von Naglers "Monogrammisten" (Bd. 4, unvollendet, Münch. 1868-70).

Andrews (spr. ändrūs), Thomas, Physiker, geb. 19. Dez. 1813 zu Belfast, wo er als Professor der Chemie am Queen's College und als Vizepräsident desselben lebt. Die Arbeiten von A. bewegen sich vorwiegend auf dem Grenzgebiet von Physik und Chemie; von großer Bedeutung sind besonders seine ausgedehnten Untersuchungen über die Wärmeentwickelung durch chemische Prozesse und über den Verbrennungsprozeß sowie diejenigen über das Ozon. Im J. 1861 bemühte er sich, den eigentümlichen Unterschied zwischen den sogen. permanenten und den kondensierbaren Gasen aufzuklären, und entdeckte, daß die Gase oberhalb einer gewissen für jedes Gas charakteristischen ("kritischen") Temperatur durch Druck nicht mehr in die flüssige Form gebracht werden können.

Andria, Stadt in der unterital. Provinz Bari, südlich von Barletta, Sitz eines Bischofs, mit Majolikafabrikation, starkem Handel und (1881) 36,795 Einw. Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die Kathedrale, die von den Templern angelegte Kirche Saut' Agostino (mit schönem gotischen Spitzbogenportal), die Kirche Porta santa und der gotische Palazzo Torre. A. war eine Lieblingsstadt Kaiser Friedrichs II.; seine beiden Gemahlinnen wurden im Dom daselbst in schönen Mausoleen beigesetzt, die aber später verschwunden sind. Im J. 1799 verteidigte sich die Stadt tapfer gegen die Franzosen. In der Nähe das von Friedrich II. erbaute Schloß Castel del Monte, eins seiner Lieblingsjagdschlösser.

Andrian-Werburg, Viktor, Freiherr von, österreich. Staatsmann, geb. 17. Sept. 1813 im Görzischen, studierte in Wien und trat 1834 bei dem österreichischen Gubernium zu Venedig in Staatsdienste. In der 1841 erschienenen Schrift "Österreich und seine Zukunft" (3. Aufl., Hamb. 1843; 2. Teil, 2. Aufl., das. 1847) zeigte er sich als einen aufgeklärten Politiker im Sinn der englischen Aristokratie. Im J. 1844 kam er als Hofsekretär zur Hofkanzlei, verließ aber den Staatsdienst im Frühjahr 1846, nahm an den ständischen Bewegungen lebhaften An-^[folgende Seite]