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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Anglisieren; Anglizismus; Angol; Angōla

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Anglisieren - Angola.

90 unabhängige Gemeinden im Ausland noch in einigem Zusammenhang mit der Mutterkirche, welche ihnen bedeutende Unterstützungen gewährt. Doch ist in keiner der Kolonien die a. K. Staatskirche und betreffs ihrer Erhaltung fast lediglich auf die Beisteuer der Gemeindemitglieder angewiesen.

Vgl. Bailey, Jurisdiction and mission of the Anglican episcopate (Oxf. 1871); in historischer Beziehung namentlich G. Weber, Geschichte der Kirchenreformation in Großbritannien (neue Ausg., Leipz. 1856, 2 Bde.); Ranke, Englische Geschichte im 16. und 17. Jahrhundert (4. Aufl., das. 1877 ff., 9 Bde.); Maurenbrecher, England im Reformationszeitalter (Düsseld. 1866); Weingarten, Die Revolutionskirchen Englands (Leipz. 1868); Stoughton, Ecclesiastical history of England (Lond. 1867-1874, 5 Bde.); Gladstone, Ritualism and the Church of England (1875); Lee, The Church under Queen Elizabeth (1880, 2 Bde.); Dixon, History of the Church of England from the abolition of the Roman jurisdiction (1878-80, 2 Bde.).

Anglisieren, s. v. w. englisieren.

Anglizismus, engl. Spracheigenheit, namentlich wenn sie sich ungehörig beim Gebrauch einer andern Sprache bemerklich macht.

Angol, ein 1875 gebildetes Territorium (Kolonisationsgebiet) der südamerikan. Republik Chile, erstreckt sich zwischen der Cordillera de los Andes und dem Lauf des Rio Rumachue (im W.) vom Fluß Renaico im N. bis zum Rio Cauten im S. und umfaßt somit einen Teil der Landschaft Araucania, des Gebiets der zum Teil noch unabhängigen Araukaner, und der bisherigen Provinz Arauco. Es hat ein Areal von 5500 qkm (100 QM.) mit (1882) 23,795 Einw. Hauptort ist Angol, mit etwa 5000 Einw., Endpunkt der von Santiago ausgehenden Südbahn.

Angōla, Landschaft in Niederguinea an der afrikanischen Westküste, im weitern Sinn die sämtlichen portugiesischen Besitzungen in Südwestafrika umfassend, welche vom Loge, der die Nordgrenze bildet und bei Ambriz mündet, bis Kap Frio reichen, nachdem 1857 bei einem mit den Franzosen entstandenen Streite der Congo mit dem Kap Padrone und später ein Punkt unter 5° 12' als nördlichste Grenze bezeichnet worden war (s. Karte "Äquatorialafrika" beim Art. "Congo"). Nach dem Innern zu ist die Begrenzung ganz unbestimmt, doch nehmen die Portugiesen wenigstens für den mittlern Teil den Coango als Ostgrenze an. Auf den dürren, sandigen Küstenstrich folgt ein durchschnittlich 800 m hohes Hochland mit zahlreichen, meist von N. nach S. verlaufenden Gebirgsketten, die nach O. zu an Höhe zunehmen. Unter diesen Gebirgen sind zu erwähnen: die Serra de Chella, die Serra de Neve im südlichen Teil (Mossamedes), die über 1000 m hohe Serra de Talla Magongo im O., gegen den Coango abfallend, mit den jähen, phantastisch erscheinenden und zeitweilig durch plötzlich auftretende Flechten schwarz gefärbten Pungo-Adongofelsen, die zugleich den höchsten Punkt der Landschaft (1370 m) bilden; im N. endlich treten mit durchschnittlicher Erhebung von 800 m die Serra de Canganza und die Qionguiaberge auf. Das Land ist reich bewässert. Zahlreiche in der Regenzeit anschwellende, in der trocknen Zeit sehr seicht werdende oder teilweise versiegende Ströme fließen vorherrschend in der Richtung von O. nach W. dem Atlantischen Ozean zu, zunächst im N. der Congo, dann im eigentlichen A. der Coanza, im S. der Cunene. Ein Längenthal bildet im O. der nach N. strömende Coango, der ein breites fruchtbares Thal durchfließt. Schiffbar sind nur der Cunene und der untere Coanza, aber auch diese nur zur Regenzeit und für kleinere Fahrzeuge. Der Küstenstrich ist unerträglich heiß und höchst ungesund, so daß die durchschnittliche Lebensdauer der dort angesiedelten wenigen Portugiesen auf nur acht Jahre berechnet wird, während die innern, höher gelegenen Gegenden sehr gesund sind und sich vortrefflich zum Anbau der verschiedensten Kulturgewächse eignen. Die Regenzeit dauert vom April bis Juli und vom November bis Januar, doch nicht ununterbrochen. Während die Küstenstriche vergleichsweise arm an Vegetation sind, nehmen nach dem Innern hin die Urwälder bedeutend zu, und der riesige Affenbrotbaum findet sich hier in seinen gewaltigsten Exemplaren. Im übrigen ist die Vegetation die tropisch-afrikanische. Yams, Tabak, Indigo, Reis, Baumwolle, im O. Kaffee, Zuckerrohr etc. werden gebaut, doch keineswegs in genügender Menge und ohne größere Bedeutung für die Ausfuhr, wie denn überhaupt der ganze Zustand der Kolonie ein höchst verwahrloster ist. In jüngster Zeit wird viel Rinde von Adansonia digitata exportiert. Von tierischen Produkten kommen Wachs, Häute und Elfenbein in den Handel. Portugiesische Handelsleute (Pombeiros) durchziehen das Land und handeln von den Eingebornen das Elfenbein, das Kopalharz oder von den Pacasseiros (Büffeljägern) Häute ein, welche sie, ebenso wie Palmöl, nach der Küste bringen. Da Pferde und Kamele nicht gedeihen, sind die Verkehrsverhältnisse Angolas die primitivsten: der Mensch tritt als Träger und Lasttier auf, was natürlich den Handel ungemein erschwert. Der Ochs wird als Reittier gebraucht. Auch haben die Trägerkarawanen viel durch Räuber und die Abgaben zu leiden, welche jeder Häuptling, dessen Gebiet sie durchziehen, erhebt. Reich ist das Land an mineralischen Produkten. Es liefert Salz aus verschiedenen Lagunen; Eisenerzablagerungen kommen in großer Menge vor und werden sowohl von den Eingebornen als den Portugiesen ausgebeutet; auch sind einige Kupfer-, Blei- und Schwefelminen im Betrieb, und Petroleum rieselt an verschiedenen Stellen aus den Bergen, wird aber nicht ausgebeutet. Die eingeborne Bevölkerung besteht aus sogen. Congonegern, die zu den Bantu gehören. Sie zerfallen in einzelne Stämme, deren wichtigste, von N. nach S. zu aufgezählt, folgende sind: die Dembo, Kassimba, Bangala, Bondo, Kioko, Tamba-Malemba, Kalukeme, Bihe, Mukoroka, Bakankala und einige Herero. Die oberste Gewalt in jedem Distrikt übt ein Häuptling aus, der gelegentlich von den Portugiesen zu Tributzahlungen angehalten wird. Im 16. Jahrh. hatten die Jesuiten einen großen Teil der Bevölkerung nominell zum Christentum bekehrt, der aber wieder in das schwärzeste Fetischwesen zurückverfiel. Nur in den Küstenorten hat bei den Schwarzen das Christentum einigermaßen Wurzel gefaßt. Die Zahl der Weißen, fast nur Portugiesen, beträgt ca. 3000; doch reicht ihr Einfluß, durch Presidios oder Militärposten unterstützt, bis 450 oder 520 km ins Innere. Solche Presidios sind: Muxima, Massangano, Cucamba, Kassandschi und Duke de Braganza. Da die Kolonie als Deportationsort dient, so leben in den Städten sehr viele deportierte Verbrecher (Degradados). Mulatten gibt es 30,000. Der Sitz der portugiesischen Verwaltung ist in der Hauptstadt São Paolo de Loanda, welche zugleich Hauptstadt des Gouvernements A. im engern Sinn ist, das sich vom Rio Ambriz (7° 50') im N. bis zum Kap São Braz im S. erstreckt, und dessen Ausdehnung (allein kartographisch abgegrenzt) auf 78,470 km (1425 QM.) berechnet wurde. Weitere Gouvernements sind Ben-^[folgende Seite]