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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aquarĭum

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Aquarium.

schmuck sehr beliebt; dieselben werden fabrikmäßig von Frauenhänden, aber auch von Künstlern, wie Doré und Detaille, ausgeführt. Die ältern französischen Aquarelle waren alle in der englischen Manier ausgeführt; gegenwärtig wird eine flotte, skizzenhafte Behandlung herrschend, welche, blendend und effektvoll, dem Künstler ein willkommenes Mittel bietet, geistreichen Einfällen und Launen schnellen Ausdruck zu verschaffen. Neuerdings haben Detaille und A. de Neuville mit glänzendem Erfolg den Versuch gemacht, die A. mit der Gouachemalerei zu verbinden und statt des Papiers feine Malleinwand zu verwenden. In jener Verbindung war ihnen allerdings Menzel in Deutschland lange voraufgegangen.

In Deutschland hielt man bis in die 40er Jahre an der Untermalung mit Tusche und Neutraltinte fest; schlechte Stimmung und Luftperspektive, ängstliche Detailausführung bemerken wir bei fast allen deutschen Landschaften der ersten Hälfte des 19. Jahrh. Bedeutendere Künstler bedienten sich der A. mit vornehmer Oberflächlichkeit zu Entwürfen, Illustrationen etc., z. B. Carstens, Schrödter, Neureuther, Schwind. Die Märchengestalten dieses Romantikers erhalten in der leichten, duftigen Behandlung mit Aquarelltinten einen eigentümlich traumhaften, unkörperlichen Schein, der schwerlich durch andre Mittel erreicht werden kann. Eine malerische Weise schlug zuerst J. A. ^[Joseph Anton] Koch ein, dem die Aquarellistenfamilie Alt (Jakob, Rudolf und Franz, vorzüglich in Architekturdarstellungen) folgte. Der bedeutendste deutsche Aquarellist war jedoch der unter Isabey gebildete Ed. Hildebrandt. Nur erscheint bei diesem das rein koloristische Prinzip bereits auf die Spitze getrieben. Das Gegenständliche hat für ihn kein Interesse mehr, alles löst sich in Farbennüancen auf. Im Gegensatz zu diesem legte F. Sellény das Hauptgewicht auf das Gegenständliche. In der Mitte zwischen beiden steht Karl Werner. In derselben Manier bewegen sich B. Fiedler (in Triest) in seinen Bildern aus Venedig, Ägypten und Syrien und H. L. Fischer. Ausgezeichnet im Genre sind: L. Passini und J. ^[Juliusz] Kossak in Krakau. A. Menzel in Berlin beherrscht auch das Aquarell mit Meisterschaft, und zwar ist er der erste in Berlin gewesen, welcher diese Technik zur Fähigkeit, allen Anforderungen gerecht zu werden, entwickelt hat. Neben ihm sind in Berlin P. Meyerheim, E. Körner, L. Spangenberg, Pflugradt, K. Graeb, A. Hertel und C. Saltzmann tüchtige Aquarellisten.

Neuerdings hat sich die A. in Italien und Spanien zu einer außerordentlichen Höhe entwickelt. Die italienische A. bleibt mit Bezug auf Kühnheit und Vielseitigkeit der Motive und auf Flächenumfang nicht hinter der englischen zurück, übertrifft sie aber noch an geistreicher und leichter Durchführung. Die bedeutendsten Aquarellmaler Italiens sind: Randanini, Joris, Cipriani, Tomba, Franceschi, Ethofer, Corelli, Fabrel, Mariano, Ferrario, Gabani, Signorini, Aureli und Galofre. In Spanien haben sich nach dem Vorgang Fortunys besonders Villegas und Ussel in der A. ausgezeichnet.

Vgl. Jännicke, Handbuch der A. (Stuttg. 1877); M. Schmidt, Technik der A. (5. Aufl., Leipz. 1884); Barret, Anleitung zur A. (a. d. Engl., 5. Aufl., Stuttg. 1881). Größere Werke mit Vorlagen sind Penley, English school of painting in water-colours (Folio, neue Ausg., Lond. 1880); Derselbe, A system of water-colours painting (1869); Barnard, Landscape-painting in water-colours (neue Ausg. 1870); Hatton, Hints for sketching in water-colours; Rowbotham, Landscape-painting in water-colours; Cassagne, Traité d'aquarelles (Par. 1875); Ciceri, Cours d'aquarelles (das. 1879, 48 Tafeln). Eine Geschichte der A. gibt Redgrave in seinem Katalog der Aquarellmalereisammlung des South-Kensington-Museums.

Aquarĭum (lat., "Wasserbehälter"), Vorrichtung, um Wassertiere und Wasserpflanzen längere Zeit am Leben zu erhalten und zu beobachten. Ein A. in einfachster Form, zugleich das älteste uns bekannte, ist die Vase mit Goldfischen, welche bei den Chinesen seit langer Zeit beliebt ist und in Europa vor etwa 150 Jahren eingeführt, indessen erst vor wenigen Jahrzehnten zur Aufnahme auch andrer Süßwasserbewohner eingerichtet wurde. Die gegenwärtig üblichen Süßwasseraquarien in den Zimmern (Zimmeraquarien) bestehen aus einem Kasten mit steinerner Grundplatte und wasserdicht darin eingefügten, meist gläsernen Seitenwänden. In der Mitte ist gewöhnlich ein über das Wasser emporragendes Felsstück angebracht, welches, gleich dem sandigen Grund, mit lebenden Pflanzen besetzt wird. Von Tieren sind Goldfische, Stichlinge, Salamander, kleine Süßwasserschildkröten, Frösche, Teichschnecken, Wasserkäfer, Libellen, Phyrganeenlarven etc. geeignet; doch ist Überfüllung, namentlich bei Fischen, zu vermeiden. Zur Fütterung benutzt man Oblaten, kleinere Insekten, Puppen von Ameisen (sogen. Ameiseneier) und sorgt von Zeit zu Zeit für Erneuerung des Wassers; in ähnlicher Weise vorteilhaft wirken die neuerdings hergestellten sogen. Durchlüftungsapparate, welche einen Strom feiner Luftblasen mit ziemlicher Kraft durch das Wasser treiben. Aus dem Süßwasseraquarium haben sich ähnliche Veranstaltungen entwickelt so das Terrarium zur Zimmerzucht zarter Pflanzen in Glaskasten und zur Pflege kleinerer Landtiere, und das Seewasseraquarium, welches die Fauna und Flora des Meers auch weit entfernt von demselben in aller Bequemlichkeit zu studieren gestattet. Im kleinen zwar sind dergleichen Anlagen nur in der Nähe der Küste zu ermöglichen, wo man Wasser, Tiere und Pflanzen öfter erneuern kann, und daher auch eigentlich nur in England allgemein bekannt. Größere derartige Aquarien sind jedoch auch im Binnenland, meist in Verbindung mit zoologischen Gärten, errichtet. Der erste solche Bau war das sogen. Marineaquarium oder Zoophytenhaus des zoologischen Gartens zu London (von W. Alfr. Lloyd ausgeführt); später kamen sie auch in Paris, Brüssel, Hamburg, Frankfurt etc. auf. Meist benutzt man für sie die Kellerräumlichkeiten mit ihrer gleichmäßiger Temperatur und regelt die Beleuchtung derart, daß der Zuschauerraum sein sparsames Licht durch die Glaswände der von oben erhellten Becken empfängt. Dies läßt jedoch manche Tiere, die Schatten oder gedämpftes Licht lieben, nicht zu vollem Wohlsein gelangen. Die Zirkulation wird durch Pumpen, welche Wasser und die von ihm mitgerissene Luft bis auf den Grund der Becken treiben können, unterhalten. Das beste Zeichen für die Güte einer solchen Einrichtung ist es, wenn sich an den Felswänden im Hintergrund und an den Seiten der Bassins Pflanzen oder Tiere von selbst ansiedeln. Eins der bedeutendsten Aquarien ist das von Lüer erbaute und 1869 unter der Direktion von Brehm eröffnete in Berlin. Es bedeckt einen Flächenraum von 1334 qm und enthält gegen 185 cbm Wasser, sollte aber richtiger Vivarium heißen, da es auch an Schlangen und namentlich an Vögeln sehr reich ist, ja sogar Affen beherbergt. Das zur Verwendung kommende Seewasser wird nach den Angaben des jetzigen Direktors Hermes zu-^[folgende Seite]