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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Arabische Ziffern; Arabismus; Arabistan; Arabtabia; Aracacha

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Arabische Ziffern - Aracacha.

die Beduinen der Wüste ein Arabisch, das so rein ist wie das des Korans; aber das gewöhnliche Arabisch, Vulgärarabisch genannt, hat eine mehr oder minder starke Abschleifung der Laute erfahren, Fremdwörter aufgenommen und die Kasusendungen (Nunation) verloren. So ist z. B. an die Stelle der drei alten Kasus des arabischen Worts für König: melikon im Nominativ, melikin im Genitiv und Dativ, melikan im Akkusativ, jetzt das einförmige melik getreten. Man unterscheidet vier arabische Dialekte, die der Berber und der Ägypter in Afrika und diejenigen der Syrer und der eigentlichen Araber in Vorderasien. Außerdem ist auch das Maltesische, die Sprache der Insel Malta, ein verdorbener arabischer Dialekt, nahe mit dem ausgestorbenen Mozarabisch der Mauren in Spanien verwandt. Auch in Asien hatte die a. S. früher eine größere Verbreitung als heutzutage, wird jedoch noch immer in einem großen Teil des Orients von vielen Gebildeten verstanden, während sie in Afrika mit dem Islam sogar im Vordringen begriffen ist und bis in das Herz von Afrika hinabreicht. Einen redenden Beweis für die gebietende Stellung, die sie früher im ganzen Orient einnahm, liefert der Wortschatz der persischen Sprache, der ungefähr zu einem Drittel aus arabischen Wörtern besteht, die dann großenteils auch in das Türkische und Hindostanische übergegangen sind. Bis auf das Malaiische in Hinterindien erstreckt sich der Einfluß der arabischen Sprache in Asien, und selbst in die europäischen Sprachen, besonders in die spanische, sind manche arabische Wörter übergegangen, wie Admiral, Algebra, Alkali, Alkalde, Alkoven, Gibraltar ("Berg des Tarik"), Kali, Kattun, Zenith, Ziffer u. a. In grammatischer Beziehung ist die a. S. ungemein reich, besonders was das Verbum betrifft, das 15 oder 16 Konjugationsarten aufzuweisen hat gegen die 5 der hebräischen Sprache. Doch sind nur 9 dieser Konjugationsarten, welche die Art und Weise der Handlung ausdrücken: ob transitiv, oder kausativ, oder iterativ (wiederholt) etc., in gewöhnlichem Gebrauch. Auch in betreff des Vokalismus überragt die a. S. die hebräische an Altertümlichkeit und ist in manchen Beziehungen sogar dem um mindestens zwei Jahrtausende ältern Assyrisch der Keilschriften überlegen, daher für die vergleichende Grammatik und Etymologie der semitischen Sprachen von großer Wichtigkeit. Die Satzbildung ist, wie in allen semitischen Sprachen, einfach. Der Wortschatz ist außerordentlich reich, und besonders die Sprache der Dichtung hat eine Menge anderswo nicht gekannter Unterscheidungen aufzuweisen, so daß z. B. manche arabische Grammatiker 1000 Namen für "Schwert", 500 für "Löwe" sammeln konnten u. dgl. Die Metrik zeigt sich im Koran noch wenig entwickelt, indem zwar der Reim, aber keine Zählung oder Messung der Silben auftritt. Später entwickelten sich viele künstliche Versmaße, und der Reim wurde besonders in der Form der Paronomasie, d. h. unmittelbaren Nebeneinanderstellung ähnlich klingender Wörter, beliebt (z. B. "halla wa balla", "schlecht und recht"), die Rückert in den "Makamen des Hariri" so geschickt nachgebildet hat. Die Schrift (Neschi) ist aus der altsyrischen (Estrangelo) wahrscheinlich erst kurz vor Mohammed zurechtgemacht worden; in ihrer ältesten Form heißt sie Kufisch. Sie läuft wie alle semitischen Schriften von rechts nach links und besteht aus 29 sehr zierlichen Zeichen, die je nach ihrem Auftreten im Anlaut, Auslaut oder Inlaut eine verschiedene Gestalt erhalten, auch, wenn mehrere Konsonanten aufeinander folgen, ineinander verschlungen werden. Für die Vokale gibt es nur drei Zeichen, und auch diese werden, wenigstens im Inlaut und Auslaut, nur als eine Art Anhängsel an die Konsonanten behandelt. Sehr viele alte arabische Handschriften sind ohne Bezeichnung der Vokale geschrieben, und noch jetzt wird dieselbe von den Arabern gewöhnlich unterlassen. Die arabische Grammatik ist von den Arabern selbst im Zusammenhang mit dem Studium ihrer Litteratur, besonders des Korans, sehr eifrig erforscht worden. Schon im 15. Jahrh. konnte der arabische Schriftsteller Sujuti über 2500 Grammatiker und Philologen namhaft machen. Vgl. Flügel, Die grammatischen Schulen der Araber (Leipz. 1862). An die vortrefflichen Vorarbeiten der einheimischen Grammatiker schloß sich die europäische Forschung eng an. Sie nahm in Spanien ihren Anfang, ist aber in neuester Zeit besonders in Deutschland zu Hause. Grammatiken lieferten in neuerer Zeit unter andern de Sacy (2. Aufl., Par. 1831, 2 Bde.), Tychsen (Götting. 1823), Ewald (Leipz. 1831-33, 2 Bde.), Petermann (2. Aufl., mit Chrestomathie und Glossar, Berl. 1867), Palmer (Lond. 1874) und besonders Caspari (4. Aufl., Halle 1876; engl. Bearbeitung von Wright, Lond. 1874). Einzelne grammatische Fragen sind besonders von Fleischer, dem ersten lebenden Kenner der arabischen Grammatik, eingehend erörtert worden. Grammatiken der vulgärarabischen Sprache lieferten Wahrmund (2. Aufl., Gieß. 1879), Hassan (Wien 1869), Spitta (Leipz. 1880); Handbücher derselben zum praktischen Gebrauch Hartmann (in "Meyers Sprachführer", das. 1884), Wolff ("Arabischer Dragoman", 3. Aufl., das. 1883), Nofal ("Guide de conversation en Arabe et Français", 3. Aufl., Beirut 1876) u. a. Die maltesische Mundart erörterte Kosegarten (in Höfers "Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache", Bd. 2, 1846). Die wichtigsten Wörterbücher sind das große Wörterbuch von Freytag (arabisch-lateinisch, Halle 1830-1837, 4 Bde.; kürzer, das. 1837) und das noch umfangreichere von Lane (arabisch-englisch, Lond. 1863 ff.; noch unvollendet); ein kürzeres arabisch-englisches Wörterbuch lieferte Badger (das. 1884), ein arabisch-französisches Cherbonneau (Par. 1876, 2 Bde.), ein neuarabisches Handwörterbuch Wahrmund (Gieß. 1876 ff.). Chrestomathien lieferten namentlich de Sacy (2. Aufl., Par. 1826, 3 Bde.; ebenso eine "Anthologie grammaticale", das. 1829), Kosegarten (Leipz. 1828), Freytag (Bonn 1834), Arnold (Halle 1853), Girgas und Rosen (Petersb. 1875-76, in russ. Sprache), Wright (Lond. 1870); für das Vulgärarabische: Bresnier (2. Aufl., Algier 1857) und Machuel (das. 1877). Die physiologische Natur der arabischen Laute, besonders der eigentümlichen Hauchlaute, erforschte Brücke ("Physiologie der Sprachlaute", 2. Aufl., Wien 1876). Die aus dem Arabischen stammenden Kunstausdrücke in der Anatomie hat Hyrtl untersucht (Wien 1879). S. die "Schrifttafeln".

Arabische Ziffern, s. Ziffern.

Arabismus, Eigenheit der arabischen Sprache; Arabist, Kenner des Arabischen.

Arabistan, s. Chusistan.

Arabtabia, ein detachiertes Fort bei Silistria, wurde 1878 von den Rumänen besetzt und ihnen trotz des Einspruchs Rußlands infolge der Entscheidung der Großmächte (1879) belassen, weil nur hier ein Brückenbau möglich war zur Verbindung Rumäniens mit der neuerworbenen Dobrudscha.

Aracacha Bancr. (Arrakatscha), Gattung aus der Familie der Umbelliferen. A. esculenta Dec.