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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aräostylos; Ärār; Araras; Arărat

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Aräostylos - Ararat.

Teil verdrängten Wassers an. Um das A. in einer andern Flüssigkeit bis zu derselben Marke einsinken zu machen, muß man ein andres Gewicht auflegen, welches, mit demjenigen des Instruments vereinigt, das Gewicht eines gleichen Volumens dieser Flüssigkeit angibt, deren spezifisches Gewicht sonach gefunden wird, wenn man die letztere Zahl durch die erstere dividiert. Das Nicholsonsche Gewichtsaräometer oder Hydrometer (Fig. 2) dient zur Bestimmung des spezifischen Gewichts fester Körper; ein aus Messingblech verfertigter, oben und unten kegelförmig zulaufender Hohlcylinder a trägt unten ein Körbchen b, oben auf dünnem, mit einer Marke c bezeichnetem Hals ein Schälchen d. Um das Instrument bis zur Marke in Wasser einsinken zu machen, muß auf das Schälchen d ein gewisses Gewicht aufgelegt werden. Bringt man nun den zu untersuchenden Körper, der leichter sein muß als das vorhin erforderliche Gewicht, auf das Schälchen, so muß man noch Gewichtstücke auflegen, um abermals das Eintauchen bis zur Marke zu erzielen; zieht man diese von jenem Gewicht ab, so erfährt man das Gewicht des Körpers. Derselbe wird dann in das Körbchen b unter Wasser gebracht und verliert nun kraft des Archimedischen Prinzips (s. Hydrostatik) so viel von seinem Gewicht, als das von ihm verdrängte Wasser wiegt. Die Gewichte, welche man nun auf dem Schälchen zulegen muß, um das Instrument wieder bis zur Marke einzusenken, geben demnach das Gewicht eines mit dem Körper gleichen Volumens Wasser an, mit welchem man nur das vorher ermittelte Gewicht des Körpers zu dividieren braucht, um sein spezifisches Gewicht zu erfahren.

Über Musschenbroeks A. s. Spezifisches Gewicht. Vgl. Meißner, Die Aräometrie (Nürnb. 1816, 2 Bde.); Gerlach, Gegenseitiger Vergleich der Aräometerskalen (Dinglers "Polytechnisches Journal", 1865 u. 1871).

^[Abb.: Fig. 2. Gewichtsaräometer.]

Aräostylos, "weitsäulig", in der griech. Architektur die Säulenstellungen, welche über drei Durchmesser Entfernung haben.

Ärār (Ärarium, v. lat. aes, Geld), bei den Römern der Staatsschatz, auch die Schatzkammer. Sie befand sich im Tempel des Saturn, in welchem auch die Gesetze und Senatsbeschlüsse deponiert waren, und wurde vom Senat verwaltet, der sich zur Zeit der Republik für die Geschäftsführung der Quästoren bediente. In der Kaiserzeit entstand neben dem Ä., dessen Verwaltung immer noch dem Senat verblieb, noch eine andre Reichskasse, über die der Kaiser ausschließlich verfügte, der Fiskus, in welchen die Einkünfte der kaiserlichen Provinzen und die Erträge der Domänen und der Privatbesitzungen der Kaiser flossen, und welchen die Kaiser durch ihre Prokuratoren verwalten ließen. Ebenfalls unter Verfügung der Kaiser stand noch eine besondere Kasse, das sogen. Aerarium militare, welches von Augustus zur Bestreitung der militärischen Bedürfnisse begründet und durch zwei neue Steuern, die Erbschafts- und Konsumtionssteuer, ausgestattet wurde. Die Entwickelung der öffentlichen Verhältnisse brachte es mit sich, daß die Kaiser auch die Verfügung über das Ä. immer mehr an sich zogen, so daß dasselbe etwa seit dem Anfang des 3. Jahrh. völlig außer Thätigkeit trat. Heutzutage bezeichnet A. entweder die Staatskasse im allgemeinen oder (in Zusammensetzungen, wie Zollärar, Domänenärar) einzelne Einnahmezweige.

Araras (Aras), s. Papageien.

Arărat, alter Name der Hochebene am mittlern Araxes in Armenien, der Hauptsitz eines alten, schon im Alten Testament erwähnten Reichs A. Diese Hochebene ist auch in der Geschichte von der Sündflut (1. Mos. 8, 4) gemeint, insofern der hebräische Text ausdrücklich "die Berge von A." als den Rettungsort der Familie Noah nennt. Durch Mißverständnis dieser Stelle ward aber schon von den ältesten Bibelerklärern der Name A. auf den höchsten der armenischen Berge übertragen, und dieser Gebrauch des Namens ist im Abendland der vorherrschende geworden, während die Armenier den Berg von alters her nur unter dem Namen Masis kennen, die benachbarten Türken aber ihn Aghri Dagh ("steiler Berg") und die Perser Kuh i Nuh ("Noahs Berg") nennen. Der Berg A. bildet eine ausgedehnte, majestätische Gebirgsmasse, die sich am Südrand der 985 m hohen Hochebene von Eriwan bis in die Schneeregion erhebt und in zwei Gipfel gespalten ist: den Großen A. mit 5156 m Höhe und den östlicher gelegenen, 4180 m hohen Kleinen A., beide in den Spitzen etwa 13 km voneinander entfernt und durch einen flach gerundeten, schmalen, kammartigen Höhenzug verbunden, den in 2680 m Höhe ein Paß überschreitet. Der Große A. stellt sich als riesenhafter, leicht abgerundeter, mit ewigem Schnee bedeckter Kegel dar, der am Fuß etwa 40 km im Durchmesser hat. Er steht im W. mit den Gebirgen des westlichen Armenien in Verbindung, im übrigen erscheint er völlig isoliert. Der Gipfel, von welchem Schneefelder und Gletscher an 1000 m tief herabreichen, besteht aus einer schwach gewölbten, fast kreisrunden Fläche von etwa 200 Schritt im Umfang, die nach allen Seiten, besonders aber nach S. und NO., steil abfällt und sich nur gegen O. etwas sanfter zu einer 396 m langen Ebene senkt, an deren Ende sich ein zweiter, nur um wenige Meter niedrigerer Gipfel erhebt. Die Beschaffenheit des Gesteins des A. ist durchaus vulkanischer Art, und der Ausbruch vom 2. Juli 1840, wobei das Dorf Arguni und das St. Jakobskloster vernichtet wurden, hat bewiesen, daß der Feuerherd in seinem Innern trotz vielleicht jahrtausendelanger Unthätigkeit (es liegt von vulkanischen Ausbrüchen aus historischer Zeit bis dahin kein Zeugnis vor) noch keineswegs erloschen ist. Auch der Kleine A. ist durchaus vulkanisch; sein Gipfel bildet das abgestutzte Ende einer viereckigen Pyramide, eine Fläche von 150 Schritt im Quadrat, mit einzelnen Felserhöhungen. Die Vegetation am A. ist eine sehr dürftige. Wald ist nirgends zu sehen; nur zwischen dem Großen und Kleinen A. findet sich einiges Birkengestrüpp oder vereinzeltes Wacholder- und Zwergmispelgebüsche. In der Nähe des ewigen Schnees, dessen Grenze zwischen 3500 und 4000 m Höhe liegt, breiten sich hier und da grüne Matten aus, welche die Kurden im Sommer mit ihren Herden beziehen. - Der A. ist nach uralter Sage der Landungsplatz der Arche Noahs (deren versteinerte Reste nach armenischem Glauben noch auf dem Gipfel vorhanden sind), also der Ort, von welchem nach der großen Flut die Wiederbevölkerung des Erdbodens ausgegangen sein soll. Den armenischen Geographen gilt er zudem als Mittelpunkt der Erde. Der Gipfel des A. wurde zum erstenmal 27. Sept. 1829 vom Dorpater Naturforscher Parrot, später von Abich, M. Wagner und mehreren andern erstiegen. Die wichtigste Besteigung