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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Arçon - Ardea.

wichen die Franzosen, während Masséna den Österreichern in den Rücken zu kommen suchte. Die listige Umgehung durch eine kleine Abteilung ließ die Österreicher A. im Rücken bedroht glauben und veranlaßte endlich, da die Franzosen auf der ganzen Linie gleichzeitig den Angriff erneuerten, ihren Abzug. Dadurch errangen die Franzosen außer dem Vorteil, den Übergang Alvinczys über die Etsch und die Entsetzung Mantuas verhindert zu haben, jenes moralische Übergewicht, welches sie fortan von Sieg zu Sieg führte.

Arçon (spr. -ssóng), Jean Claude Eléonore Lemicau d', Ingenieur, geb. 1733 zu Pontarlier, trat 1754 in die Militärschule zu Mézières, 1755 in das Geniekorps, zeichnete sich bei der Verteidigung von Kassel 1761 sowie durch kartographische und militärwissenschaftliche Arbeiten aus; Karl III. berief ihn 1781 nach Spanien, um mit ihm den Plan einer Beschießung Gibraltars von der Seeseite zu verabreden. A. erfand zu diesem Zweck die schwimmenden Batterien, welche indessen durch die glühenden Kugeln der Engländer vernichtet wurden. Im J. 1793 führte A. eine Abteilung des Heers, welches unter Dumouriez in Holland einfiel. Während der Schreckenszeit stand er Carnot zur Seite und entwarf die vielbewunderten Instruktionen für die Armeen der französischen Republik. A. starb 1. Juli 1800 als Inspektor der Festungen und Mitglied des Senats. Sein berühmtestes Werk sind die "Considérations militaires et politiques sur les fortification" (Par. 1795).

Arcos de la Frontēra, Bezirksstadt in der span. Provinz Cadiz, malerisch auf einem vom Guadalete umflossenen Felsenberg gelegen, altertümlich gebaut, hat eine schöne gotische Hauptkirche, ein teilweise in Ruinen liegendes Schloß der Herzöge gleichen Namens, Reste alter Stadtmauern und (1878) 16,280 Einw., welche Fabrikation von Leder, Hüten und Espartowaren, dann Öl-, Wein- und Obstbau betreiben.

Arctia, Schmetterling, s. Bär.

Arctium, s. Lappa.

Arctocebus, Halbaffengattung, s. Bärenmaki.

Arctŏmys, Murmeltier.

Arctopithēci, Krallenaffen, Familie der Affen.

Arctostaphylos Adans. (Bärentraube), Gattung aus der Familie der Erikaceen, kleine Bäume oder Sträucher mit zerstreut stehenden, gestielten, ganzrandigen oder gesägten, lederigen, meist immergrünen Blättern, nickenden, weißen, gelben oder rosenroten Blüten in terminalen Trauben oder Rispen und einer fünf einsamige Steinkerne enthaltenden Beere. A. uva ursi Spr. (Arbutus uva ursi L.), ein niederliegender, reichverzweigter Strauch, der den Boden mit seinen langen, in der Jugend fein behaarten Zweigen mit glänzenden, länglich verkehrt-eiförmigen, eigentümlich geäderten Blättern völlig bedeckt. Die Blüten sind weißlich rosenrot, die Steinfrucht scharlachrot. Der Strauch wächst auf Heidestrecken, an Felsen etc. fast der ganzen nördlichen Hemisphäre, in den südlichen Gebieten auf Gebirgen, oft weite Strecken überziehend. Die herben, etwas bitter schmeckenden Blätter (Folia uvae ursi) enthalten Gallussäure, Gerbsäure, Arbutin, Erikolin und Urson und werden bei chronischem Blasenkatarrh und bei Blutungen aus der Blase mit Erfolg gebraucht. Man verwendet sie auch zum Schwarz-, Dunkelgrün- und Braunfärben sowie zum Gerben des Saffianleders. Aus den etwas mehligen Früchten soll man im Norden Brot backen. A. alpina Spr., ein kleiner Strauch auf den Alpen, in den arktischen Gegenden Europas, Asiens und Amerikas, mit abfallenden, unten weißlichen Blättern, rötlichen Blüten in Endtrauben und roten, eßbaren Früchten, wird wie die vorige auch als Zierpflanze kultiviert.

Arctūrus (Bärenhüter), Stern erster Größe im Bootes, α Bootis, von gelbrötlichem Licht, mit Spica in der Jungfrau und Denebola am Schwanz des Löwen ein großes Dreieck bildend. Die Alten hielten ihn für ein Sturm bringendes, den Schiffern gefährliches Gestirn (sidus horridum). In der griechischen Mythe ist A. der zugleich mit seiner in die Bärin verwandelten Mutter Kallisto an den Himmel versetzte Heros Arkas (s. d.), nach andrer Sage der unter die Sterne versetzte attische Ikarios (s. d.).

Arcuātenkalk, s. Jurasystem.

Arcubăllista (lat.), Armbrust.

Arcueil (spr. arköj, das alte Arcus Julianus), Dorf im franz. Departement Seine, Arrondissement Sceaux, auf einem Rebenhügel an der Bièvre und einem Zweig der Orléansbahn, mit einer gotischen Kirche, zahlreichen industriellen Etablissements und (1876) 5299 Einw., berühmt durch die Überreste eines römischen Aquädukts, ferner durch die 1624 unter Maria von Medici ausgeführte Wasserleitung von 24 Bogen und 400 m Länge, welche das Wasser von Rungis zum Luxembourg führt, endlich den 1868 darübergebauten neuen Aquädukt, welcher das Wasser der Vanne nach Montsouris (Paris) leitet.

Arcus (lat.), Bogen, z. B. in der Geometrie ein Kreisbogen; in der Astronomie a. diurnus und nocturnus, Tag- und Nachtbogen. A. triumphalis, Triumphbogen (A. Augusti, Severi etc.).

Arcy sur Cure (spr. arssi ssür kühr), Dorf im franz. Departement Yonne, an der Cure und der Eisenbahn Cravant-Avallon, mit berühmten Tropfsteinhöhlen.

Ardahan, kleine, befestigte, ehemals türk. Stadt im jetzt russischen Teil von Armenien, Gouvernement Kars, am obern Kur, liegt in 1982 m Höhe am östlichen Ende einer breiten, gegen 7 Stunden langen Thalmulde und hat nur (1879) 663 Einw., die wegen der Strenge des Klimas zum Teil in unterirdischen Häusern wohnen. Von den Türken mit starken Außenforts umgeben, wurde der Ort, der wegen seiner Lage auf der Verbindungslinie zwischen Batum und Kars für die Russen von höchster strategischer Wichtigkeit war, von diesen 17. Mai 1877 erstürmt und während des ganzen Kriegs behauptet. Definitiv kam er dann durch den Berliner Vertrag vom 13. Juli 1878 in ihren Besitz. Die Mauern der Stadt stammen aus dem 10. Jahrh., wurden aber schon 1828 bei der russischen Besetzung zum Teil durch Kanonen beschädigt.

Ardatow, 1) Kreisstadt im russ. Gouvernement Nishnij Nowgorod, am Fluß Lemet, hat 4 Kirchen und (1881) 3207 Einw. - 2) Kreisstadt im russ. Gouvernement Simbirsk, am Alatyr, hat 3 Kirchen, Gerbereien, Talgsiedereien und (1879) 4735 Einw.

Arda Viraf, Name eines frommen Parsenpriesters, dessen Seele, während er schlief, durch Himmel und Hölle geführt worden sein soll. Eine in der Pehlewisprache etwa im 6. Jahrh. n. Chr. abgefaßte ausführliche Darstellung der Sage von A. enthält "The book of A.", im Grundtext mit englischer Übersetzung hrsg. von Haug und West (Stuttg. 1876). Dieses Werk ist ein Seitenstück zu Dantes so viel später abgefaßter "Divina Commedia".

Ardĕa, Reiher.

Ardĕa, uralte, mythisch berühmte Hauptstadt des Rutulerkönigs Turnus in Latium, südlich von Rom, in sumpfiger, ungesunder Gegend unfern der Küste gelegen, wurde von den Römern 442 v. Chr. kolonisiert, litt sehr in den Bürgerkriegen zwischen Marius