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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Armadill; Armadilla; Armadillo; Armagh; Armagnac; Armagnaken

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Armadill - Armagnaken.

trauern, so daß sich Philipp II. bewogen fand, durch ein Edikt die Trauerzeit abzukürzen. Dem Admiral Herzog von Medina-Sidonia dankte er mit scheinbarem Gleichmut für seinen Diensteifer. "Ich habe meine Flotte nicht gegen Sturm und Wellen ausgesandt, sondern gegen Menschen", sagte er. Spaniens Macht war gebrochen; Elisabeth aber ließ eine Medaille prägen mit der Inschrift: "Afflavit Deus et dissipati sunt", zu deutsch (nach Schillers Gedicht "Die unüberwindliche Flotte"): "Gott der Allmächtige blies, und die A. flog nach allen Winden".

Armadill, s. Gürteltier.

Armadilla (span., spr. -illja; franz. Armadille, spr. -dihj), kleines Geschwader von Kriegsschiffen.

Armadillo, s. Asseln.

Armagh (spr. armā), 1) Grafschaft der irischen Provinz Ulster, im S. des Lough Neagh, umfaßt 1328 qkm (23,8 QM.) mit (1881) 163,177 Einw., wovon 46¼ Proz. Katholiken sind. Der mittlere Teil der Grafschaft ist wellenförmig, der südliche wird von einer Bergkette durchzogen, deren höchster Gipfel, der Slieve Gullion, in romantisch wilder Landschaft gelegen, eine Höhe von 577 m erreicht; der nördliche, an den Lough grenzende Teil ist flaches Moorland. Der Boden ist, außer in den rauhern Gebirgsgegenden, fruchtbar. Etwa 51 Proz. sind Ackerland, 34 Proz. Weideland, 1,4 Proz. Wald. An Vieh zählte man 1881: 13,751 Pferde, 77,008 Rinder, 8970 Schafe, 21,388 Schweine. Von Wichtigkeit ist die Leinenindustrie. 2) Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft, unfern des Flusses Callan, liegt am Abhang eines Hügels, dessen Gipfel die aus dem 12. Jahrh. stammende protestantische Kathedrale krönt, und macht mit seinen teilweise aus Marmor erbauten Häusern und mit Marmor gepflasterten Straßen einen stattlichen Eindruck. Früher von größerer Bedeutung (berühmt war vom 5. bis 9. Jahrh. seine Klosterschule), ist A. immer noch eine wichtige Stadt von (1881) 10,070 Einw., mit blühender Leinwandindustrie, lateinischer Schule, katholischem Seminar (St. Patrick's College), großer Bibliothek, Sternwarte, Gerichtshof und Irrenhaus. A. ist Sitz eines katholischen u. eines anglikanischen Erzbischofs.

Armagnac (spr. -manjack), ein dem Kognak ähnliches alkoholisches Getränk, welches aus den Weinen des Departements Gers und des südlichen Teils des Departements Landes bereitet wird und 52-56 Proz. Alkohol enthält. Im Preise steht der A. dem Kognak um 60 Proz. und mehr nach.

Armagnac (spr. -manjack), alte Landschaft im südlichen Frankreich (Ager Aremonicus), ein Teil der Gascogne, jetzt größtenteils zum Departement Gers gehörig, ist mäßig fruchtbar und besonders bekannt durch seinen Weinbau und seine Branntweinbrennereien (Eau d'A.). Das Ländchen zerfiel in Ober- und Unter-A. und führte den Titel einer Grafschaft.

Das alte gräfliche Geschlecht der Armagnacs, welches vom 10. bis gegen Ende des 15. Jahrh. die Grafschaft A. nebst mehreren kleinern Herrschaften in Gascogne und Guienne besaß, spielte in Frankreichs Geschichte lange Zeit eine große Rolle. Graf Johann I. (1319-73), Sohn Bernhards IV., schloß sich den Briten an und begleitete den Schwarzen Prinzen nach Spanien, focht später wieder für Frankreich und half Limousin unterwerfen. Sein Enkel Johann III. führte gegen den Herzog von Mailand, Galeazzo Visconti, einen Haufen von 15,000 Söldnern über die Alpen, verlor aber 1391 bei Alessandria Schlacht und Leben. Der berühmteste aller Armagnacs war Johanns III. Bruder Bernhard VII., unter König Karl VI. Haupt jener antiburgundischen Partei, die nach ihm die Armagnacsche oder auch die Orléans-Armagnacsche hieß, und deren Kennzeichen im Gegensatz zu der blauen Farbe des Feindes die weiße Armbinde wurde. A. hatte sich in dem Streit über die Regentschaft für den wahnsinnigen König Karl VI. an den Herzog Ludwig von Orléans angeschlossen, dessen Sohn Karl sein Schwiegersohn war, und übernahm nach Orléans' Ermordung 1407 die Führung von dessen Partei, der sich im Bund von Gien 1410 die Herzöge von Berry, von Bourbon, von Bretagne und die Grafen von Alençon und Clermont anschlossen. Nach dem Frieden von Pontoise (1. Aug. 1413) zwischen Karl VI. und dem jüngern Herzog von Orléans zog Graf Bernhard A. an der Spitze des Heers in die Hauptstadt ein, verteidigte sie glücklich gegen die Burgunder, ward nach der Schlacht bei Azincourt (1415) Connetable und erster Minister und lenkte fortan den Staatsrat nach seinem Belieben. Durch Despotismus und blutige Härte brachte er aber alle gegen sich auf; auch veruneinigte er sich mit der Königin Isabella, die zum Herzog von Burgund überging und diesen veranlaßte, sich 1418 im Einverständnis mit den Parisern der Hauptstadt zu bemächtigen. A. wurde gefangen genommen, aber vom wütenden Volk aus dem Gefängnis herausgerissen und auf grausame Weise ermordet (12. Juni 1418). Sein ältester Sohn, Johann IV., Führer der berüchtigten Söldnerbanden (der Armagnaken) im französisch-englischen Krieg, ward vom Dauphin Ludwig gefangen genommen und von Karl VII. erst gegen Abtretung der Grafschaft Comminges und andrer Güter freigelassen. Er starb 1451. Sein Sohn Johann V. wurde besonders bekannt durch den Schicksalswechsel, in welchen ihn seine Verbrechen (er lebte z. B. mit seiner Schwester Isabelle in blutschänderischem Konkubinat und zog sich dadurch wiederholt den kirchlichen Bann zu) und seine Untreue gegen den König Ludwig XI. stürzten. Im J. 1465 schloß er sich der Ligue du bien public gegen Ludwig an und zog mit dem Herzog von Bourbon vor Paris, verband sich auch später mit England zur Eroberung Guiennes, welches Ludwig seinem Bruder Karl verliehen hatte, verlor infolge davon die Herrschaft A. an Ludwig XI., gewann sie aber durch seine Verbindung mit Ludwigs Bruder Karl (1472) wieder. Im J. 1473 ward er von dem königlichen Heer in Lectoure belagert und von seinen Soldaten ermordet. Der letzte seines Stammes war Karl von A., des vorigen Bruder, nach dessen 1497 erfolgtem Tod Franz I. die Grafschaft A. seinem Schwager, dem Herzog Karl von Alençon, verlieh, durch dessen Witwe sie an das Haus Albret in Navarra kam. Erst Heinrich IV. brachte sie für immer an die Krone von Frankreich. Im J. 1645 übertrug Ludwig XIV. den Titel eines Grafen von A. auf Heinrich von Harcourt, dessen Nachkommen ihn bis zur Revolution führten. Eine Nebenlinie des Hauses A. stiftete Jakob von A., Enkel Bernhards VII., durch Ludwig XI. Herzog von Nemours und Pair von Frankreich. Auch dieser A. trat als einer der Hauptanführer der Ligue (du bien public) gegen Ludwig XI. bei, ward aber, nachdem er mehrmals Verzeihung erhalten, gefangen, in einen eisernen Käfig gesperrt und 1477 enthauptet. Mit dem Tod seines Sohns Ludwig von Nemours, der 1503 in Cerignola in Italien gegen die Spanier fiel, erlosch auch diese Linie.

Armagnaken (spr. -manja-; Armagnacs, auch Armegecken, von ihrer weißen Armbinde les Bandes genannt), zügellose Soldknechte, die im französischen Bürgerkrieg zwischen der Partei des Grafen von Armagnac und der des Herzogs von Burgund dem