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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Asien

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Asien (Forschungsreisen in Sibirien).

artigen orographischen Systems von Innerasien. 1843 untersuchte Hoffmann die Goldwäschen im östlichen Sibirien, 1843-45 Middendorf das Gebiet am untern Jenissei, an der Taimyrbucht und bereiste auch das übrige Sibirien bis zum Ochotskischen Meer; 1845-49 machte Castrén wichtige linguistische und ethnologische Studien, ebenso 1855-1858 Ahlquist. 1847-48 war unter Hoffmann eine Expedition mit Erforschung des Ural beschäftigt, wo 1850 Kowalski Höhenmessungen vornahm; 1851-1854 untersuchte Dittmar Kamtschatka geologisch. Nicht wenig haben zur genauern Kunde von Sibirien die Sektionen der russischen Geographischen Gesellschaft in Orenburg, Irkutsk und Omsk, die Gründung einer Bergakademie in Barnaul und die Ausbeutung der Edelmetalle und der Steinkohlengruben am Altai beigetragen. Transbaikalien und das Amurland wurden seit der Besetzung durch die Russen (1854) sorgfältig untersucht. Gustav Radde bestieg 1859 den Munku Sardik im SW. des Baikalsees, Stabskapitän Meglitzki stellte 1853 und 1854 geologische und geographische Untersuchungen am Baikalsee an; der Kossogol, einer der größern Seen Innerasiens, wurde näher beschrieben. Die meiste Aufmerksamkeit erregten aber die östlichen Küstenländer. Nachdem die Russen schon 1851 und 1853 Rekognoszierungsfahrten auf der Schilka und dem Amur unternommen hatten, besetzten sie während des Krimkriegs das Gebiet dieser Flüsse sowie die östlichen Küsten der Mandschurei. Die Fregatte Pallas nahm 1854 selbst die Ostküsten von Korea auf; die Engländer Hill und Freeman, welche 1855 und 1856 die mandschurische Südostküste untersuchten (bei der Expedition des englischen Kommodore Elliot 1855), und die Franzosen, welche 1855 unter Kapitän Eduard Vansittart den Golf von Leaotong, 1856 unter Konteradmiral Guérin die koreanische Küste aufnahmen, fanden die Russen bereits im Besitz. Von da an sind es ausschließlich russische Forscher, denen wir die genauere Kenntnis jener Gegenden verdanken: Leopold v. Schrenk (1854-1856), Maack und Peschtschurow, der Geolog Schmidt (1859-62), der Botaniker Karl Johann Maximowicz (1854-55 und 1859-60), Dybowski und Godlewski 1868 ff., welche auch am Baikalsee forschten, während B. v. Cotta 1868 den Altai untersuchte und v. Maidel mit C. v. Neumann die Tschuktschenhalbinsel durchforschte. Auch der nordamerikanische Konsul Mc. Donough Collins und der deutsche Konsul Luhdorf in Nikolajewsk haben der Geographie Asiens durch Zusammenstellung statistischen Materials wesentliche Dienste erwiesen. 1864-67 ist durch Schwarz u. a. eine bedeutende Thätigkeit in der Erforschung Transbaikaliens entwickelt worden; ein Netz von meteorologischen Stationen ist in Westsibirien errichtet, ein gleiches in Ostsibirien mit einer Zentralstelle in Irkutsk. Seit 1868 entfaltete Alexander Czekanowski, ein polnischer Verbannter, eine umfangreiche Thätigkeit, erforschte die Geologie des Gouvernements Irkutsk, dann 1873 die untere Tunguska, 1874 den obern und mittlern Olenek und die Jana, 1875 den Unterlauf der Lena und des Olenek. 1877 wurde ein großes Nivellement durch Sibirien his zum Baikalsee vollendet, während 1873-76 durch Oberst Scharnhorst und Hauptmann Kulberg eine zusammenhängende Reihe von Positionsbestimmungen durch ganz Sibirien und das Amurland ausgeführt wurde. 1875 wurde die geodätische Triangulation von Transbaikalien begonnen. Das Jahr 1876 sah eine Reihe von Forschern in Westsibirien; so fuhr der Schwede Theel den Jenissei hinab, Poljakow bereiste den Ob und Irtisch behufs ichthyologischer Forschungen und im folgenden Jahr den westlichen Altai, die Kirgisensteppen und das Siebenstromland, während die Deutschen Finsch, Brehm und Graf Waldburg-Zeil im Auftrag der Bremer Geographischen Gesellschaft eine Expedition unternahmen, welche sie von der chinesischen Grenze bis zur Karabai führte. 1877 unternahm Professor Ahlquist eine ethnographisch-linguistische Reise zu den Ostjaken und Wogulen, während eine Anzahl Ingenieure unter Baron Aminow die Wasserscheide zwischen Ob und Jenissei (zwischen 58° und 60° nördl. Br.) behufs Anlegung eines Kanals untersuchte. Jenen beiden jetzt öfters befahrenen Strömen wendet überhaupt die russische Regierung jetzt mehr Aufmerksamkeit zu. In demselben Jahr begann die geologische Untersuchung der Ufer des Baikalsees durch Czerski. Zu weiterer Erforschung des Landes hat die seit 1877 bestehende westsibirische Sektion der russischen Geographischen Gesellschaft in Omsk vieles beigetragen. In ihrem Auftrag machte Jadrintzew ethnographische Studien im Altai, Slowtzow naturhistorische Untersuchungen im Kreis Karakalinsk, und Balkaschin untersuchte die nördlichen Teile der Provinz. Michaelis forschte 1879 ff. am Schwarzen Irtisch und Saisansee. Runeberg konstatierte 1883 die Möglichkeit einer regelmäßigen Dampfschiffahrt auf der Angara.

Die Hoffnungen, welche man infolge der glücklichen Fahrt Nordenskjölds durchs Sibirische Eismeer für eine regelmäßige Handelsverbindung mit den sibirischen Flüssen hegte, haben sich leider nicht erfüllt. Wie sehr die Schiffahrt in diesen Gebieten aber von den wechselnden Eisverhältnissen abhängig ist, zeigte sich alsbald im Sommer 1879, wo die nach dem Ob und Jenissei bestimmten Schiffe die westlichen Zugänge zum Karischen Meer durch Eis gesperrt fanden und größtenteils unverrichteter Sache zurückkehren mußten. Die russische Regierung ihrerseits hat im Interesse des sibirischen Handels Mittel ausgeworfen, um die Häfen an den Mündungen des Ob und Jenissei zu verbessern, und in ihrem Auftrag bereiste Ellertz den untern Jenissei und ermittelte die beste Stelle für die Umladung der Waren aus den Seedampfern in Flußfahrzeuge bei Karanluy Mys, 260 km von der Mündung. Dasselbe Gebiet bereisten und untersuchten Hage und Tegnér 1880, Sommier 1880, Moisejew 1881 und Chandaschewski. Weiter südlich nahm der Geolog Adrianow 1881 die Thäler des Tom, der Mrassa und Kondana auf und forschte dann im Quellgebiet des Jenissei. In Ostsibirien, Transbaikalien und auf Sachalin besorgte Tusmarow seit 1878 photographische Aufnahmen, am Saisansee und Schwarzen Irtisch 1879 f. Michaelis. Das Lenadelta und die Küstengegenden östlich davon sind neuerdings (1881 ff.) bei dem Bestreben, die verschollenen Mannschaften der Jeannette zu suchen und zu retten, von mehreren Expeditionen (Gilder, Melville, Berry u. a.) durchstreift worden, und die Karte wird durch sie gewiß manche Verbesserung erfahren. Die Tschuktschenhalbinsel wählten sich Arthur und Aurel Krause 1881 als Forschungsgebiet, und das Innere Kamtschatkas ist seit 1879 von Dzybowski und 1882 von Kettlewell, Powell und Guillemard genauer erforscht worden. Auf Sachalin studierte Poljakow 1880-81 im Auftrag der russischen Geographischen Gesellschaft Bodenbeschaffenheit, Klima, Flora und Fauna der Insel, da man den Gedanken angeregt hat, dieselbe zu