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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aspalăthus; Asparageen; Asparagīn; Asparăgus; Aspasĭa; Aspe; Aspekten

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Aspalathus - Aspekten.

Aspalăthus L., Gattung aus der Familie der Papilionaceen, Sträucher vom Kap, mit einfachen, oft dreizähligen oder in Büscheln zusammenstehenden Blättern, einzeln in den Blattachseln oder in Köpfchen stehenden, weißgelben Blüten und einsamigen, oft schiefen Hülsen, werden im Kalthaus kultiviert.

Asparageen, s. v. w. Smilaceen.

Asparagīn C4H8N2O3 ^[C_{4}H_{8}N_{2}O_{3}], ein im Pflanzenreich sehr verbreiteter Körper, findet sich namentlich in Keimen, so in Spargel, Getreide- und Kartoffelkeimen, in der Eibisch- und Süßholzwurzel, in der Runkelrübe, in den Kartoffeln etc. Man gewinnt das A. am besten aus dem ausgepreßten Saft von jungen Wickenpflanzen, indem man denselben kocht, filtriert, bis zur Sirupsdicke eindampft und kristallisieren läßt. A. bildet farb- und geruchlose Kristalle, schmeckt schwach ekelerregend, löst sich leicht in heißem Wasser, schwer in Alkohol, verbindet sich mit Basen, Säuren und Salzen, wird durch Fermente in Bernsteinsäure und Ammoniak, durch salpetrige Säure in Äpfelsäure und Stickstoff zersetzt. Die wässerige Lösung entwickelt beim Kochen, namentlich bei Gegenwart von Basen, Ammoniak und bildet Asparaginsäure C4H7NO4 ^[C_{4}H_{7}NO_{4}]. Dieser Prozeß ist eine Quelle der starken Ammoniakentwickelung beim Scheiden des Runkelrübensaftes in den Zuckerfabriken; auch erklärt sich daraus das Vorkommen der Asparaginsäure in der Melasse. A. spielt eine große Rolle im Leben der Pflanzen, es tritt ganz allgemein als Zersetzungsprodukt von Eiweißkörpern auf und wird bei Gegenwart von Kohlehydraten wieder in Eiweiß verwandelt. Daher wird sein Auftreten in den Pflanzen leicht übersehen; nur wo Kohlehydrate fehlen, häuft es sich an und kann leicht nachgewiesen werden. Man hat es auch arzneilich benutzt.

Asparăgus, Spargel.

Aspasĭa, die gefeiertste Hetäre des Altertums, Tochter des Axiochos, in Milet, der Hochschule für Hetärenkünste, geboren, nahm sich eine Hetäre, Thargelia, die sich zu fürstlichem Rang emporgeschwungen hatte, zum Vorbild. Sie war keine gewöhnliche Buhlerin, vielmehr wollte sie durch Schönheit und Bildung glänzen, die bedeutendsten Männer an sich ziehen und hierdurch Einfluß und Macht gewinnen. Da sie reichbegabt, voll Sinn für das Schöne und fein gebildet war, so glückte ihr dies um so mehr, als in Athen das Gebot der strengen Sitte die verheirateten Frauen vom freien Verkehr mit den Männern ausschloß und ihnen die Möglichkeit, eine höhere Bildung zu erlangen, abschnitt. Als daher A. nach Athen kam, entzückte sie alle Männer durch ihre anmutige, geistreiche Unterhaltung; selbst Männer wie Sokrates suchten sie auf, um ihrer Rede zuzuhören. Eine bedeutendere Stellung erlangte sie durch die Bekanntschaft mit Perikles, welcher sich von seiner Gattin getrennt hatte und nun mit A. eine dauernde Lebensgemeinschaft einging, welche durch innige Liebe geheiligt war; die förmliche Heirat erfolgte nur deshalb nicht, weil A. eine Ausländerin war. Sie schuf ihm ein glückliches Hauswesen und erheiterte und schmückte durch ihren Geist und ihre Liebenswürdigkeit seine wenigen Mußestunden. Lange wagte die Spottlust der Athener nicht, dies edle Verhältnis anzutasten. Erst spät wurde A. von den Komikern als die Hera des olympischen Zeus, als die neue Omphale oder Deïaneira, die den Herakles gebändigt, verspottet. Als vor dem Peloponnesischen Krieg die Feinde des Perikles ihn durch Angriffe kränkten, erhob auch ein komischer Dichter, Hermippos, gegen A. die Klage der Gottlosigkeit und der Verkuppelung freigeborner Frauen an Perikles. Dieser trat selbst als ihr Verteidiger auf und erlangte von den Richtern, die er unter Thränen beschwor, ihre Freisprechung. Nach Perikles' Tod vermählte sie sich mit Lysikles, einem reichen Viehhändler, der durch sie ein vortrefflicher Redner wurde, aber bald auf einem Feldzug in Karien umkam. Eine Büste mit Aspasias Namen befindet sich im Museo Pio Clementino des Vatikans zu Rom. Vgl. Becq de Fouquières, Aspasie de Milet (Par. 1872); Filleul, Siècle de Péricles (das. 1872), und Ad. Schmidt, Das Perikleische Zeitalter (Jena 1877). R. Hamerling hat A. zur Heldin eines Romans gemacht. - Eine jüngere A., ihrer blühenden Gesichtsfarbe wegen ursprünglich Milto ("die Geschminkte") genannt, war die Tochter des Hermotimos aus Phokäa in Ionien, wurde in strenger Sitte erzogen, aber ihrer Schönheit wegen in den Harem des jüngern Kyros entführt, der sie bald allen seinen andern Frauen vorzog und ihr den Namen A. gab. Nach Kyros' Tod in der Schlacht bei Kunaxa, 401 v. Chr., kam sie in den Harem des Perserkönigs Artaxerxes, wo sie bald große Auszeichnung fand. Später bat sich des Königs Sohn Dareios vom Vater die A. aus; als dieser sie aber zurückforderte und zur Priesterin machte, empörte sich der Sohn gegen den Vater, wobei er umkam.

Aspe, s. v. w. Espe, s. Pappel.

Aspe, 1) (Vallée d'A.) ein romantisches Thal der westlichen Pyrenäen, das, vom Gave d'A. durchflossen, am 2707 m hohen Pic d'A. auf der spanischen Grenze beginnt und sich in nördlicher Richtung 50 km bis Oloron erstreckt. Die Zahl der Bewohner beträgt etwa 12,000. Unter letztern befindet sich im Dörfchen Osse seit Jahrhunderten eine protestantische Gemeinde von etwa 150 Personen, die einzige in ganz Frankreich, die nach Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) bestehen blieb. Bei Urdos liegt eine merkwürdige, am Felsen hängende Festung. Das Aspethal war früher eine Republik unter dem Schutz der Fürsten von Béarn und behielt auch nach seiner Vereinigung mit Frankreich mancherlei Freiheiten. Aus dem Thal führt über den 1640 m hohen Col de Somport (Summus portus) eine alte Römerstraße nach Aragonien. - 2) Stadt in der span. Provinz Alicante, mit Obst- und Weinbau, Marmorbrüchen, Seifenfabriken, Branntweinbrennereien und (1878) 7476 Einw.

Aspekten (Adspectus s. Configurationes planetarum), die gegenseitigen Hauptstellungen der Planeten, der Sonne und des Mondes im Tierkreis. Die bemerkenswertesten sind: die Konjunktion (Zusammenkunft), bezeichnet durch ☌, Distanzwinkel der Gestirne = 0°; die Opposition (Gegenschein), bezeichnet durch ☍, Distanzwinkel der Gestirne = 180°; der Trigonal- (Gedritt-) Schein, bezeichnet durch ∆, Distanzwinkel der Gestirne = 120°; der Quadrat- (Geviert-) Schein, bezeichnet durch □, Distanzwinkel der Gestirne = 90°; der Sextil- (Gesechst-) Schein, bezeichnet durch ✱, Distanzwinkel der Gestirne = 60°. Kepler fügte noch hinzu: Quintilschein = 72°; Dezilschein = 36°; Tridezilschein = 108°; Biquintilschein = 144°; Semisextilschein = 30°; Quinkunxschein = 150°; Oktilschein = 45°; Trioktilschein = 135°. Abgesehen von den beiden ersten, haben die A. wenig Bedeutung für die Wissenschaft, und auf die von Kepler neu hinzugefügten hat nur die Astrologie Rücksicht genommen. Um die A. in der astronomischen und Kalendersprache anzugeben, werden die symbolischen Zeichen der Planeten zu denen der A. selbst gesetzt; z. B. ∆♃♂ bedeutet: Jupiter und