Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Astronomische Jahrbücher; Astronomische Tafeln; Astronomische Uhren

985

Astronomische Jahrbücher - Astronomische Uhren.

und optischer Kraft mit Herschels Reflektoren konkurrieren konnten, und nach seinem Tod bauten Merz und Mahler die ersten Refraktoren von 36 cm Objektivdurchmesser; gegenwärtig werden sogar noch größere Achromate von diesem berühmtesten aller optischen Institute geliefert, und in neuester Zeit haben Clark u. Söhne zu Cambridge Port in Massachusetts Refraktoren mit Objektiven bis 76 cm Durchmesser gefertigt. Unsre Abbildung (Fig. 2 der Tafel) zeigt den großen Refraktor der Straßburger Sternwarte, den größten Deutschlands. Ferner hat Foucault Versuche mit Herstellung von großen Spiegelteleskopen gemacht, deren Spiegel von Glas und auf chemischem Weg versilbert sind. Große Teleskope dieser Art sind namentlich in Frankreich (Marseille, Paris, Nizza) in Gebrauch. Da es nicht möglich ist, auf dem Kreis ganz kleine Teile, etwa Sekunden, genau anzugeben, so hat man sich verschiedener Hilfsmittel bedient, um noch Bruchteile der angegebenen kleinsten Teile ablesen zu können. Brahe wandte, wie schon erwähnt, bei seinem Mauerquadranten eine Art Transversalmaßstab an. Ein vollkommneres Instrument ist der Nonius, dessen sich auch schon Brahe bediente; in neuerer Zeit ersetzt man ihn durch Mikroskope mit verschiebbaren Fäden (vgl. Meridiankreis), die zuerst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts von Ramsden gefertigt worden sind. Die Beobachtung der Durchgangszeiten ist ferner wesentlich verbessert worden nicht nur durch zweckmäßigere Konstruktion und sorgfältigere Aufstellung der Uhren, die ihnen Schutz gegen die Einflüsse des Wechsels der Temperatur und des Luftdrucks gewährt, sondern besonders auch durch die Einführung des elektrischen Chronographen, der für astronomische Zwecke zuerst um 1848 in Amerika von Walker und Bond in Anwendung gebracht worden ist.

Um Höhen nicht bloß im Meridian, sondern in jedem beliebigen Vertikalkreis messen zu können, muß der Höhenkreis des Instruments um eine vertikale Achse drehbar sein; sollen auch noch Horizontalwinkel (Azimute) gemessen werden, so ist noch ein Horizontalkreis erforderlich. Dieser Gedanke findet sich verwirklicht in Brahes "Quadrans maximus", bei dem der Vertikalkreis indessen durch einen mit Visieren versehenen Quadranten ersetzt ist. Von neuern Instrumenten gehören hierher Theodolit, Universalinstrument und Altazimut (s. d. und Fig. 3 der Tafel). Ein Fernrohr, das mit einem vertikalen und einem horizontalen Kreis ausgerüstet und dem entsprechend um eine horizontale und eine vertikale Achse drehbar ist, heißt azimutal montiert.

Größere Fernrohre werden in der Regel parallaktisch montiert, d. h. so, daß sie um eine zur Äquatorebene parallele und um eine zur Weltachse parallele Achse drehbar sind, so daß eine gleichmäßige Drehung um die letztere Achse genügt, um mit ihnen einen Stern bei seiner täglichen Bewegung zu verfolgen. Solche Instrumente, Äquatoriale (s. d.) genannt, dienen hauptsächlich zur Messung des gegenseitigen Abstandes benachbarter Sterne und sind zu dem Zweck mit Mikrometern (s. d.) versehen. Ferner werden sie viel zu astrophysikalischen Beobachtungen verwendet und dann mit photographischen und spektroskopischen Apparaten ausgerüstet. Der genaueste mikrometrische Meßapparat ist das Heliometer (s. d. und Fig. 4 der Tafel), welches ein selbständiges parallaktisch montiertes Instrument bildet. Die parallaktische Aufstellung ist schon von Scheiner 1620 und später von Römer 1690 als "Machina aequatorea" ausgeführt worden. Instrumente mit einem Kreis, welcher der Ekliptik parallel ist, und einem darauf senkrechten, entsprechend dem antiken Astrolabium, kennt die neuere Astronomie nicht. Zur Beobachtung von Winkeln in beliebigen Ebenen dient der Spiegelsextant (s. d.), der hauptsächlich zur See Verwendung findet.

Astronomische Jahrbücher (Astronomische Annalen, Ephemerides astronomicae), vgl. Ephemeriden.

Astronomische Tafeln oder Tabellen, Verzeichnisse der Orte, Durchgänge, Bedeckungen etc. der Himmelskörper für bestimmte Zeiten. Die wichtigsten sind: die Planeten- und Mondtafeln, woraus sich für eine gegebene Zeit der Ort eines Planeten oder des Mondes finden läßt; die Sonnentafeln, welche dasselbe für die Sonne leisten; die Tafeln über die mittlere Rektaszension und Deklination der wichtigsten Fixsterne zu einer bestimmten Zeit (sogen. Sternkataloge); die Tafeln der Refraktion, Acceleration, Aberration und Nutation der Fixsterne; die Tafeln zur Verwandlung der Bogen in Zeit und umgekehrt. Dergleichen Verzeichnisse von größerm oder geringerm Umfang finden sich in den astronomischen Jahr- und Lehrbüchern. Unter den vielen hierher gehörigen Werken sind als klassisch Bessels "Fundamenta astronomiae" (Königsb. 1818) und dessen "Tabulae Regiomontanae" (das. 1830) zu nennen. Als die zuverlässigsten Sonnentafeln gelten gegenwärtig diejenigen von Leverrier im 4. Bande der "Annales de l'Observatoire Impérial de Paris"; die besten Mondtafeln sind Hansens "Tables de la lune, construites d'après le principe Newtonien de la gravité universelle". Für die Planeten Merkur, Venus und Mars benutzt das Berliner Jahrbuch die Leverrierschen Tafeln im 5. und 6. Bande der oben genannten Annalen, für Jupiter, Saturn und Uranus die Tafeln von Bouvard, für Neptun die neuen Tafeln von Newcomb.

Astronomische Uhren, die auf Sternwarten gebrauchten, möglichst genau gehenden Pendeluhren, welche bei astronomischen Beobachtungen zur Bestimmung der Zeit, in welcher irgend eine Erscheinung am Himmel stattfindet, angewendet werden. Oft versteht man aber auch solche künstliche Räderwerke darunter, welche Erscheinungen am Himmel selbst im kleinen möglichst getreu nachahmen, z. B. die Bewegung der Planeten um die Sonne und der Nebenplaneten um ihren Hauptplaneten, nebst den dadurch für uns Erdbewohner hervorgebrachten Phänomenen, z. B. Finsternissen, Sternbedeckungen etc. Die zweite Klasse von astronomischen Uhren ist viel älter als die erste. Lange vor der Erfindung der eigentlichen Räderuhren (Gewichträderuhren) hatten die Chinesen schon solche astronomische Uhrwerke, welche den Lauf der Himmelskörper anzeigten; sie wurden entweder durch Wasser getrieben, oder durch Menschenhände mittels einer Kurbel in Bewegung gesetzt. Namentlich stellten sie vermöge eines darauf berechneten Räderwerks die Bewegung der Sonne, des Mondes und der fünf Planeten vor, die Konjunktionen, Oppositionen, die Sonnen- und Mondfinsternisse, die Bedeckungen der Sterne etc. Man sah daran die Länge der Tage nebst den über und unter dem Horizont befindlichen Sternen. Ähnliche astronomische Uhrwerke kannten auch schon die alten Griechen und Römer. Dahin gehört des Archimedes Sphäre sowie die Uhrwerke des Chromatius, Boetius, Pacificus u. a. Vollkommnere Werke dieser Art kamen aber erst nach der Erfindung der eigentlichen Räderuhren zum Vorschein. Vorzüglich berühmt wurde das