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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Asynesīe; Asyngamie; Aszendenten; Aszension; Atabek; Atacāma; Atacamít; Atair; Ataki; Ataktisch; Atalante

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Asynesie - Atalante.

Aufzählungen. Als rhetorische Figur wird sie am besten angewandt, wo mehrere aufeinander bezügliche Begriffe in sich steigernder Folge nebeneinander gestellt werden, z. B. in Cäsars Ausspruch: "Ich kam, sah, siegte!" oder bei Zedlitz: "Wandle, strebe, dulde, schweige!" Der Gegensatz ist das Polysyndeton ("vielverbunden"), diejenige Figur, welche durch Häufung der Bindewörter, namentlich des anknüpfenden "und", dem Ausdruck eine besondere Lebhaftigkeit verleiht, z. B. bei Schiller: "Und es wallet und siedet und brauset und zischt".

Asynesīe (griech.), Mangel an Einsicht.

Asyngamie (griech.), die Verfrühung oder Verspätung der Blütezeit, welche für die Bildung der Arten von Bedeutung ist.

Aszendenten (lat.), Verwandte in aufsteigender Linie; Aszendenz, Verwandtschaft in aufsteigender Linie; aszendieren, auf-, emporsteigen; eine Beförderung erhalten.

Aszension (lat., "das Aufsteigen"), in astronom. Hinsicht s. Aufsteigung, in kirchlicher s. Himmelfahrtsfest.

Atabek (türk.), ursprünglich Name der Prinzenerzieher an den Höfen der seldschukkischen Sultane, welche später sich zu unabhängigen Herren machten und im Süden Persiens mit Glück und Geschick regierten.

Atacāma (Wüste A.), ein früher im nördlichen Teil zu Bolivia und nur im südlichen zu Chile, seit 1879 aber ganz zu letzterm gehöriger Landstrich an der pazifischen Abdachung der südamerikanischen Kordilleren, von vorwiegend steiniger, seltener sandiger Beschaffenheit und nur von der kümmerlichsten Wüstenvegetation bedeckt. Das Land erhebt sich stufenförmig von der steilen, schwer zugänglichen Küste. Die Stufen sind teilweise eben, teilweise von Berggruppen überragt. In flach beckenförmigen Vertiefungen des Bodens sammeln sich die Gewässer zu ausgedehnten Salzseen und Salzsümpfen an. Salzinkrustationen bedecken auf weite Strecken den Untergrund, so in den fast trocknen Salzsümpfen von Punta Negra und in der fast 3000 qkm großen Laguna de A. auf den von den Verzweigungen der Kordilleren umschlossenen Hochplateaus. Die die Wüstennatur des Landes bedingende äußerste Regenarmut ist nach Wojeikow namentlich dadurch veranlaßt, daß die auf den schmalen Küstensaum beschränkte Luftzirkulation nur die über der die Küste bespülenden kalten peruanischen Küstenströmung abgekühlte, relativ trockne Luft herbeizieht, und daß deshalb jener Küstenstreifen stets unter der Herrschaft relativ kalter und trockner Winde steht und daher nur selten vom Regen benetzt wird. Die sonst fast menschenleeren Gebiete haben erst in neuerer Zeit durch ihre reichen Salpeter- und Silbererzlagerstätten Bewohner anzuziehen vermocht und aus demselben Grund auch in dem letzten peruanisch-chilenischen Krieg eine erhöhte Bedeutung erhalten. Vgl. Philippi, Reise durch die Wüste A. (Halle 1860); A. Pissis, Bericht über die Wüste A. ("Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle" 1878). - Nach der Wüste A. sind benannt:

1) A., nördlichste Provinz der südamerikan. Republik Chile, wird im N. von dem Departement Antofagasta, im S. von der Provinz Coquimbo, im W. vom Stillen Ozean und im O., wo der Kamm der Anden die Grenze bildet, von der Argentinischen Republik begrenzt und hat 100,728 qkm (1829 QM.) Flächeninhalt mit (1882) 76,343 Einw. Der Boden ist mit Ausnahme schmaler Streifen an den kleinen Flüssen Copiapo und Huasco dürr, wasserarm und unfruchtbar, besonders im N., wo sich die Wüste A. bis nahe an den Rio Loa hin erstreckt. Die Provinz enthält mit die wichtigsten Gold-, Silber- und Kupferminen Chiles. Der Wohlstand hat sich in neuerer Zeit gehoben, und der Handel wie der Bergbau sind im Aufblühen begriffen, wozu die vom Hafen Caldera über Copiapo nach San Antonio und Chañarcillo (Mittelpunkt reicher Silberbergwerke) sowie die von den Häfen Taltal, Pan de Azucar, Chañaral und Puerto de Carrizal nach andern Minendistrikten gebauten Eisenbahnen viel beigetragen haben. Die Provinz zerfällt in vier Departements; Hauptstadt ist Copiapo.

2) A. (Provincia Litoral), ehemaliges Departement der Republik Bolivia, im N. von Peru, im W. vom Pazifischen Ozean, im S. von Chile, im O. von Argentinien und dem Departement Potosi begrenzt, 88,200 qkm (1602 QM.) groß, ein von den Anden durchzogenes, fast durchaus wüstes und unfruchtbares Terrain mit großen Salzsümpfen, darunter die langgestreckte Salina de A., aber wegen seines über 3000 m hoch gelegenen Silberbergwerksbezirks Caracoles, seiner Kupferbergwerke, seiner mächtigen Salpeterlager Las Salinas und der Guanolager bei Mejillones sehr wichtig. Es war auch der einzige Teil Bolivias, welcher das Meer berührte. Der Betrieb der Bergwerke war aber von jeher in den Händen der Chilenen, welche die genannten Produkte meist über Antofagasta (s. d.) verschifften, so daß der frühere einzige Hafen Cobija (2380 Einw.) seine ganze Bedeutung einbüßte. Durch den zwischen Chile und Bolivia 4. April 1884 abgeschlossenen Vertrag trat letzteres an ersteres den ganzen westlich von den Anden gelegenen Teil des Departements A. ab, woraus Chile das Departement Antofagasta (s. d.) errichtete.

Atacamít (Salzkupfererz, Smaragdochalcit), Mineral aus der Ordnung der Oxychloride, findet sich in kleinen, rhombischen Kristallen, nierenförmig, derb, stängelig oder körnig, ist schwach glasglänzend, durchscheinend bis undurchsichtig, oliven-, lauch-, gras-, smaragd- oder schwärzlichgrün, von apfelgrünem Strich und unebenem Bruch, wenig spröde, Härte 3-3,5, spez. Gew. 3,69-3,70; besteht aus Kupferhydroxyd mit Kupferchlorid CuCl2+Cu3H6O6 ^[CuCl_{2}+Cu_{3}H_{6}O_{6}] und findet sich in Neusüdwales, Westafrika, Chile, Peru, besonders aber in der Bai von Algodonales (Bolivia), von wo es zur Verarbeitung auf Kupfer nach Europa gebracht wird; zuweilen in Laven. Gepulvert ist es als Streusand (Arenilla, Arsenillo) bekannt.

Atair oder Altair, Stern erster Größe im Sternbild des Adlers, mit weißgelblichem Licht, ein optischer Doppelstern.

Ataki, Flecken im russ. Gouvernement Bessarabien, am Dnjestr, mit zwei Synagogen, Gerbereien, Lichtziehereien, Branntweinbrennerei und (1879) 5930 Einw.

Ataktisch (griech.), ordnungslos, unregelmäßig, z. B. ataktisches Fieber.

Atalante, Name zweier griech. Heroinen, die schon früh verwechselt wurden und wahrscheinlich zuletzt auf Artemis zurückzuführen sind. Die arkadische A. ist die Tochter des Königs Jasos und der Klymene. Von ihrem Vater, der sich einen Sohn gewünscht hatte, gleich nach der Geburt ausgesetzt, ward sie von einer Bärin gesäugt. Erwachsen, lebte sie in reiner Jungfräulichkeit, erlegte die ihr nachstellenden Centauren Rhökos und Hyläos, brachte dem kalydonischen Eber den ersten Wurf bei, wofür sie Kopf und Haut desselben erhielt, und nahm auch am Argonautenzug teil. Ihr Geliebter war Meilanion. Als sie sich ihm einst im heiligen Bezirk des Zeus in Liebe ergab, wurden beide in Löwen verwandelt. Die böotische A., die Tochter des Schöneus, war be-^[folgende Seite]