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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Audran; Audschila; Audub.; Audubon; Aue; Auenbrugger von Auenbrug

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Audran - Auenbrugger von Auenbrug.

ten Termiten und andre schädliche Insekten zu studieren, und starb 9. Nov. 1841. Er schrieb: "Recherches pour servir à l'histoire naturelle du littoral de la France" (Par. 1830, 2 Bde.) und "Histoire des insectes nuisibles à la vigne et particulièrement de la pyrale", mit Milne Edwards und Blanchard (das. 1842). Im "Régne animal" Cuviers bearbeitete er die Insekten.

Audran (spr. odrāng), Gérard, franz. Kupferstecher, geb. 1640 zu Lyon, bildete sich in Paris, dann drei Jahre in Rom. Ludwig XIV. berief ihn nach Paris zurück, ernannte ihn zum Hofkupferstecher und ließ die Alexanderschlachten Lebruns von ihm stechen. Außerdem stach A. noch zahlreiche Blätter nach Raffael, Tizian, Annib. Carracci, Domenichino, Poussin, Mignard u. a., die sich durch eine seltene Gewandtheit und malerische Wirkung der Behandlung auszeichnen. A. ist ein Stecher im großen historischen Stil und hat auf für seine Zeit ungewohnt großen Kupferplatten gearbeitet. Sein Kupferwerk "Les proportions du corps humain" (1683; neue Ausg., Par. 1855, 30 Tafeln) wird noch jetzt geschätzt. Er starb 1703 in Paris. - Seine Neffen Benoît A., geb. 1661 zu Lyon, gest. 1721 bei Montargis, und Jean A., geb. 1667 zu Lyon, gest. 1756 in Paris, bildeten sich unter ihm ebenfalls zu tüchtigen Kupferstechern aus.

Audschila (Udschila), Oasenkomplex in Tripolis, aus den Oasen A. im W., Dschalo in der Mitte, Nadi im O. bestehend, zwischen 29°-29° 30' nördl. Br. und 21° 50'-22° 30' östl. L. v. Gr., liegt nach neuern Messungen in gleicher Höhe mit dem Spiegel des Mittelmeers und ist demnach keine Depression. Die Oasen sind von Sanddünen umgeben und haben gipsartigen Boden. Die Bewohner (Berber), im ganzen nur 3000, zerfallen in drei Hauptstämme: die Nadschili in A., die Modschabra besonders in Dschalo und die Suya in Leschkerreh. Die erstern sind libyscher Herkunft, reden auch heute noch einen Dialekt des Tamasirht. Ob die Modschabra auch libyschen Ursprungs, ist zweifelhaft; sie reden arabisch, wie die Suya, welche echte Araber sind. Herrschende Religion ist der Islam. Ursprünglich unabhängig und räuberisch, sind die Bewohner gegenwärtig dem osmanischen Reich unterworfen. Die Modschabra sind gewandte Handelsleute, die mit ihren Karawanen bis Wadai ziehen und überall Kredit genießen; die Nadschili treiben Gartenzucht, und die Suya leben von ihren Datteln und Kamelen. Vom Liwa Bengasi abhängig, werden sie von einem Mudir regiert, der seinen Sitz in Dschalo hat; die Rechtsprechung besorgt ein Kadi. Die jährliche Einnahme, durch Besteuerung von 100,000 Dattelpalmen, bringt 250,000 Piaster ein. Außer türkischen Münzen zirkuliert der Mariatheresienthaler. - Diese Oasengruppe war den Alten unter dem Namen Augila bekannt. Schon Herodot überliefert uns, daß die Nasamonen alljährlich von der Syrte dorthin zogen, um Datteln zu ernten. Später scheinen sich libysche Stämme daselbst festgesetzt zu haben; dann herrschte dort, wie weiter östlich in Siwah, der Ammonsdienst. Justinian wandelte die heidnischen Tempel in christliche Kirchen um. Unter den Römern wurde zum Schutz der Karawanen ein Kastell in A. angelegt; Leo Africanus im 15. Jahrh. will dort noch Schlösser gesehen haben. Dapper kennt die Oase im Anfang des 17. Jahrh. unter dem Namen Augela. Neuerdings ist sie von Hamilton (1852), v. Beurmann (1862) und Rohlfs (1868, 1879) besucht worden. Von alten Gebäuden vermochten diese aber keine Spur nachzuweisen. Vgl. Rohlfs, Von Tripolis nach Alexandrien (Brem. 1871, 2 Bde.); Derselbe, Kufra (Leipz. 1881).

Audub., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für J. J. ^[John James] Audubon.

Audubon (spr. odübóng), John James, Ornitholog, geb. 4. Mai 1780 bei New Orleans, bildete sich noch sehr jung in Paris unter David in der Malerei aus, lebte dann als Farmer in Pennsylvanien an den Ufern des Schuylkill und betrieb eifrig ornithologische Studien. Um die Vögel des westlichen Amerika kennen zu lernen, ging er 1810 nach Henderson in Kentucky, durchstrich von hier aus die Wälder und befuhr die Ströme, um das Leben der Vögel zu beobachten und sie nach der Natur zu zeichnen. Im J. 1826 begab er sich nach Europa, machte hier die Bekanntschaft der namhaftesten Naturforscher und begann die Herausgabe seines durch vortreffliche Abbildungen, ungemein sorgfältige Beobachtungen und lebensvolle Schilderungen ausgezeichneten Werks: "Birds of America" (Lond. 1828-40, 4 Bde. mit 435 Tafeln; 3. Aufl., New York 1865, 8 Bde.). Die zahlreichen kolorierten Abbildungen wurden größtenteils von den Kupferstechern Lizars und R. Havell dem Jüngern ausgeführt. Im J. 1829 kehrte A. nach Amerika zurück und schrieb: "American ornithologica biography" (Edinb. 1831-39, 5 Bde.) und "Synopsis of the birds of North America" (1839; neue Ausg. 1861, 8 Bde.). Nach einem zweiten Besuch in Europa ließ er sich 1833 auf der Manhattaninsel in der Nähe von New York nieder, wo er in Zurückgezogenheit lebte und mit John Bachmann (einem 1873 in Südcarolina verstorbenen deutsch-amerikanischen Pfarrer und Naturforscher), und von seinen zwei Söhnen unterstützt, zwei Werke über die vierfüßigen Tiere Amerikas ("The quadrupeds of America", Philad. 1843-49, 3 Bde.; 2. Aufl., New York 1854, und "Biography of American quadrupeds", Philad. 1846-50) bearbeitete. A. starb 27. Jan. 1851 in New York. Freiligrath hat ihm in dem "Mann der Wälder, der Savannen" beginnenden Gedicht ein schönes Denkmal gesetzt. Vgl. "Life and adventures of A., by himself", herausgegeben von Buchanan (2. Aufl., Lond. 1869); "Life of A.", herausgegeben von seiner Witwe (New York 1869); Saint John, A., the naturalist in the New World (Lond. 1856).

Aue, ursprünglich und zum Teil noch jetzt (z. B. in Schleswig-Holstein) gleichbedeutend mit Aa und Aach, d. h. fließendes Wasser; nach heutigem Sprachgebrauch ein fruchtbarer, längs eines Flusses ausgebreiteter Acker- oder Wiesengrund, z. B. die Goldene Aue (s. d.). S. auch Auenrecht.

Aue, 1) linker Nebenfluß der Weser, entspringt in den Lübbeckeschen Bergen, durchfließt große Moore und mündet oberhalb Nienburg. -

2) Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, an der Mulde (349 m ü. M.) und den Linien Zwickau-Schwarzenberg und Chemnitz-A.-Adorf der Sächsischen Staatsbahn, mit Fachschule für Blecharbeiten, mechanischer Weberei, Eisengießerei und Maschinenfabrik, Fabrikation von Stickmaschinen, Neusilberwaren, fertiger Wäsche, Blechwaren, Farben, Dosen und Holzpfeifenköpfen, Holzbildhauerei, Ziegelbrennerei, Steinbrüchen und (1880) 3523 ev. Einwohnern. Die ehemals berühmte Porzellanerde ist erschöpft.

Aue, Hartmann von, s. Hartmann von Aue.

Auenbrugger von Auenbrug, Leopold, Mediziner, geb. 19. Nov. 1722 zu Graz, fungierte am spanischen Hospital in Wien und starb daselbst 18. Mai 1809. Er fand schon 1754, daß die verschiedenen Schallarten, welche bei dem Anklopfen an die Brust-^[folgende Seite]