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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Balduin von Luxemburg; Baldung; Baldur; Baldus de Ubaldis; Bale; Bâle; Balearen

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Balduin von Luxemburg - Balearen.

gerechter Herrscher, von seinen Unterthanen schmerzlich vermißt, um so mehr, als sein Bruder und Nachfolger Amalrich nicht beliebt war. Balduins Regierung war die letzte Machtentfaltung des christlichen Rittertums im Orient. - 6) B. IV., König Amalrichs 13jähriger Sohn, folgte diesem 1173, litt am Aussatz, der ihn zwang, den Grafen Raimund von Tripolis zum Feldhauptmann und Reichsverweser zu ernennen, und starb 16. März 1184. - 7) B. V., Neffe des vorigen, war sechs Jahre alt, als er 1184 König wurde, und starb schon im Sommer 1186.

Balduin von Luxemburg, Erzbischof von Trier, geb. 1285, Sohn des bei Woringen 1288 gefallenen Grafen Heinrich von Luxemburg, Bruder des Kaisers Heinrich VII., wurde, auf der Universität Paris vorgebildet, 1307 zum Erzbischof von Trier erwählt und hat in dieser Stellung fast 50 Jahre auf Kirche und Reich einen höchst wichtigen Einfluß ausgeübt. Er betrieb mit Erfolg 1308 die Wahl seines Bruders zum Kaiser, krönte seinen Neffen Johann zum König von Böhmen, begleitete Heinrich VII. nach Italien, wo er sich an den Verhandlungen und Kämpfen hervorragend beteiligte, war seit 1314 eine Hauptstütze Ludwigs des Bayern, zog sechsmal mit diesem vereint zu Felde und stellte bedeutende Hilfstruppen für die Entscheidungsschlacht bei Mühldorf 1322. Zur Belohnung erhielt er Zollerhöhungen und Reichspfandschaften, wie Boppard und Oberwesel. In dem Streit Ludwigs mit dem Papst hielt er sich vorsichtig zurück, veröffentlichte aber die päpstlichen Bannbullen nicht und wirkte den Plänen der Kurie und Frankreichs, betreffend eine neue Königswahl, entgegen. Erst als er 1328 zum Erzbischof von Mainz erwählt wurde, der Papst aber einen andern Erzbischof ernannte, kam es zwischen B., der sich im Besitz des Erzstifts außer der Stadt Mainz behauptete, und der Kurie zum Zerwürfnis. B. schloß sich nun eng an Ludwig an; zugleich benutzte er seine mächtige Stellung am Rhein dazu, Landfriedensbündnisse zu stiften und die Fehden raublustiger Ritter zu unterdrücken. Um sich mit dem Papst zu versöhnen, verzichtete er 1338 auf Mainz, beteiligte sich aber zugleich am Kurverein zu Rhense und an dessen Erklärung gegen päpstliche Übergriffe. Erst die widerrechtliche Verdrängung seines Großneffen Johann von Luxemburg aus Tirol führte den Bruch zwischen B. und Kaiser Ludwig herbei. B. betrieb seitdem mit Eifer die Absetzung Ludwigs und die Wahl König Karls von Böhmen, die auch 1346 erfolgte; für dessen allgemeine Anerkennung war er unermüdlich thätig. Die Besitzungen seines Kurstaats erweiterte er zu dem Umfang, den derselbe bis zu seinem Untergang hatte; die fürstlichen Rechte vermehrte er bedeutend und sicherte den Frieden im Innern durch Errichtung zahlreicher Festen; für das geistliche Wohl sorgte er durch Reform der Klöster etc. Er starb 21. Jan. 1354 in Trier. Vgl. Dominicus, Baldewin von Lützelburg (Kobl. 1863).

Baldung, Hans, genannt Grün oder Grien, Maler, Kupferstecher und Zeichner für den Holzschnitt, geboren zu Gmünd in Schwaben um 1476, bildete sich nach Dürer und M. Grünewald, arbeitete zu Freiburg i. Br. und Straßburg, wo er 1545 starb. In Zeichnung und Komposition schließt er sich eng an Dürer, von dem er sich aber durch einen leidenschaftlichen und oft ungezügelt phantastischen Hang unterscheidet; in der Färbung ist er bisweilen trocken und kalt, bisweilen erreicht er eine große Leuchtkraft und Durchsichtigkeit des Kolorits. Sein Hauptwerk vom Jahr 1516 befindet sich aus dem Hochaltar im Freiburger Münster, aus elf Tafeln bestehend: Leben Christi und seiner Mutter, die Apostel, Heilige und Donatoren. Andre Werke von ihm befinden sich in Basel (Christus am Kreuz, 1512; der Tod, eine Frau küssend, und der Tod, eine Frau in das Grab ziehend, 1517), im Berliner Museum (Kreuzigung, 1512; Anbetung der Könige, Steinigung des Stephanus, 1522), im Darmstädter Museum (Christus als Gärtner, 1539), in der Münchener Pinakothek (Pfalzgraf Philipp, 1517) und im Wiener Belvedere (männliches Bildnis, 1515). Am nächsten an Großartigkeit der Auffassung kommt er Dürer in seinen Zeichnungen, von denen das Kupferstichkabinett zu Karlsruhe ein ganzes Buch besitzt. Er versuchte sich auch im Kupferstich und lieferte Zeichnungen für den Holzschnitt (etwa 160). Dürer ehrte ihn durch Übersendung einer Haarlocke.

Baldur, s. Balder.

Baldus de Ubaldis (Baldeschi), geboren um 1327 zu Perugia, gest. 28. April 1400 in Pavia, Schüler des Bartolus, Rechtslehrer zu Bologna, Perugia, Pisa, Florenz, Padua, Pavia, namentlich durch einen Kommentar zu Pandekten und Kodex bekannt.

Bale (spr. behl), John, irischer Bischof des 16. Jahrh., wichtig für die Geschichte der englischen Reformation und des englischen Dramas. Er war um 1495 in Suffolk geboren, empfing seine Bildung im Karmeliterkloster zu Norwich und im Jesus College zu Cambridge und schloß sich früh der reformatorischen Bewegung an, wodurch er zur Flucht nach Flandern genötigt wurde. Er griff das Papsttum in dramatischen Dichtungen an, von denen vier (1538 außerhalb Englands gedruckt) näher bekannt sind, so namentlich "Gods promises", ein alttestamentliches steifes Mysterienspiel, und die sehr heftige "Temptation of our Lord". Im ganzen hat er nach seiner eignen Aussage 19 Stücke geschrieben, welche mithin zum größten Teil verloren gegangen sind. Merkwürdig durch Mischung von Geschichte und Allegorie ist das erst in neuerer Zeit durch Collier bekannt gemachte Drama "Kynge Johan" (Lond. 1838). Nach achtjährigem Aufenthalt in Flandern kehrte B. nach England zurück; erhielt 1552 durch Eduard VI. das Bistum Ossory, mußte jedoch nach dessen Tod wieder flüchten, ging nach Holland und der Schweiz, und erst der Tod der Königin Maria gestattete ihm die Rückkehr. Er erhielt nun eine Pfründe der Kathedrale von Canterbury und starb um 1564. Das poetische Verdienst seiner Dramen ist nicht groß, bedeutend dagegen das moralische und religionsgeschichtliche. Auch als Prosaiker hat sich B. hervorgethan, besonders durch "A brefe chronycle of the blessed martyr lorde Cobham" (Lond. 1544, neue Ausg. 1729), noch mehr durch "Illustrium maioris Britanniae scriptorum summarium" (1549), nachher erweitert zu "Scriptorum illustrium maioris Britanniae catalogus a Japheto usque ad annum 1557" (Bas. 1557), voll von Ungenauigkeiten und Ungerechtigkeiten gegen alles Katholische, aber durch energische protestantische Gesinnung und Sammelfleiß bemerkenswert.

Bâle (spr. bahl), franz. Name für Basel.

Balearen (Schleudererinseln), span. Inselgruppe im Mittelländischen Meer, 100-300 km östlich von Valencias Küste, bilden mit den nahegelegenen Pityusen (s. d.) nach der gegenwärtigen Einteilung die "Provinz der B." (früher das Königreich Mallorca), mit einem Areal von 4817 qkm (87,5 QM.) und (1878) 289,035 Einw., und bestehen aus den beiden größern Inseln Mallorca (s. d.) und Menorca (s. d.), den kleinern Inseln Cabrera, Dragonera, Conejera und mehreren unbewohnten kleinern Eilanden (s. Karte "Spanien"). Sie umfassen fünf Gerichtsbezirke.