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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Barometer

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Barometer (Gefäß-B., Heber-B.).

in dem längern Schenkel über der mittlern Höhe des Quecksilbers in dem Gefäß bestimmt wird. Da diese mittlere Höhe aber nicht genau mit dem jedesmaligen Stande des Quecksilbers im Gefäß übereinstimmt, so sind die Angaben dieser B. nur annäherungsweise richtig, und erst in neuester Zeit sind die Gefäßbarometer dadurch zu wissenschaftlich brauchbaren Instrumenten gemacht, daß man sie mit sogen. reduzierten Skalen versehen hat, bei welchen auf das Steigen und Sinken des Quecksilbers in dem Gefäß Rücksicht genommen ist. Um das Gefäß zu vermeiden, bog man die Glasröhre unten U-förmig um und bildete dadurch ein Paar kommunizierender Röhren, in denen durch den Niveauunterschied der Quecksilberoberflächen die Größe des atmosphärischen Luftdrucks gemessen wurde. Diese Form des Barometers heißt Heberbarometer. Wenn auch bei diesem B. der Stand des Quecksilbers sowohl in dem kürzern als auch in dem längern Schenkel bestimmt werden muß und dadurch erst der Niveauunterschied gefunden wird, die Beobachtung also eine Ablesung mehr als beim Gefäßbarometer erfordert, so hat es vor letzterm doch einen wesentlichen Vorzug wegen der größern Genauigkeit der erhaltenen Resultate. Beim Transport des Barometers läuft man Gefahr, daß Quecksilber aus demselben ausfließt, und daß die Röhre durch heftige Schwankungen des Metalls zertrümmert wird. Um dies zu vermeiden, haben Deluc, Gay-Lussac u. a. eigentümliche Konstruktionen angegeben. Fortins Reisebarometer (Fig. 1 und 2) ist ein Gefäßbarometer, bei welchem eine sinnreiche Einrichtung getroffen wurde, um das Niveau des Quecksilbers im Gefäß stets auf die Höhe vom Nullpunkt der Skala zu bringen. Zu diesem Zweck besteht der Boden des Gefäßes aus Leder a, gegen welches vermittelst einer Schraube b von unten her ein Druck ausgeübt werden kann. Ein Elfenbeinstift c, der in das Gefäß hinabragt und durch den obern Teil des Gefäßes, welcher aus einem Glascylinder besteht, sichtbar ist, bezeichnet mit seinem zugespitzten Endpunkt die Höhe des Nullpunktes der Skala. Man hat nur mittels der Schraube den ledernen Boden des Gefäßes so lange zu heben oder zu senken, bis das Niveau des Quecksilbers im Gefäß die Spitze des Elfenbeinstiftes berührt, und den obern Stand der Quecksilbersäule auf der Skala abzulesen. Bei dem Fortinschen Reisebarometer erfolgt ebenso wie bei dem Heberbarometer die Ablesung vermittelst eines Nonius oder Verniers, und die Einstellung wird entweder durch ein Mikroskop mit Fadenkreuz oder mit Hilfe zweier gegenüberstehender Schneiden ausgeführt. Bei den Heberbarometern (Fig. 3) bester Konstruktion ist die Barometerröhre ganz in ein Brett eingelassen, welches nur an den Stellen, wo die beiden Kuppen liegen, durch die Öffnungen OO und PP durchbrochen ist. Mit der Skala SS, welche auf der vordern Seite des Brettes angebracht ist und durch die Schraube A verschoben werden kann, sind zwei Mikroskope M<sub>1</sub> und M<sub>2</sub> verbunden, von denen das obere M<sub>2</sub> mit einem Nonius N versehen ist und durch die Schraube B selbständig auf ihr bewegt werden kann, während das untere M<sub>1</sub> mit der Skala fest verbunden ist und nur die Bewegungen der letztern mitzumachen im stande ist. Wird nun zuerst durch die Schraube A die Skala so weit verschoben, daß das Fadenkreuz des Mikroskops M<sub>1</sub> auf der untern Quecksilberkuppe steht, und dann das obere Mikroskop M<sub>2</sub> durch die Schraube B ebenso in Bezug auf die obere Quecksilberkuppe eingestellt, so gibt die an dem Nonius N abgelesene Zahl der Skala die Entfernung der beiden Mikroskope oder, was dasselbe sagt, die Höhe des Barometerstandes an. Gleichzeitig kann die Temperatur an den beiden Thermometern T<sub>1</sub> und T<sub>2</sub> abgelesen werden, von denen das erstere T<sub>1</sub> auf der Skala SS aufliegt und das andre T<sub>2</sub> im Innern des Instruments angebracht ist, so daß an

^[Abb.: Fig. 3. Heberbarometer. Fig. 4. Gefäßheberbarometer.]