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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bartschin; Baruch; Baruffi; Baruth; Barutsche; Barutschel; Bärwalde; Barwani; Barwood; Bärwurz; Bary

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Bartschin - Bary.

selbst übernahm, beteiligte er sich außerdem durch Ausgaben der "Kudrun" (4. Aufl. 1881), des "Wolfram von Eschenbach" (2. Aufl. 1875-77, 3 Bde.) etc. und stellte denselben eine zweite Sammlung an die Seite: "Deutsche Dichtungen des Mittelalters" (bis jetzt 5 Bde.), für die er 1874 die Ausgabe des "Rolandsliedes" lieferte. Außerdem veröffentlichte B.: "Denkmäler der provençalischen Litteratur" (Stuttg. 1856); "Peire Vidals Lieder" (Berl. 1857); "Chrestomathie provençale" (4. Aufl., Elberf. 1882); eine Ausgabe des geistlichen Schauspiels "Sancta Agnes" (Berl. 1869); "Grundriß zur Geschichte der provençalischen Litteratur" (Elberf. 1872); eine "Chrestomathie de l'ancien français" (5. Aufl., Leipz. 1884); "Altfranzösische Romanzen und Pastourellen" (das. 1870); "Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg" (Wien 1879-80, 2 Bde.). Als Übersetzer bewährte er sich durch seine Übertragungen von Rob. Burns' "Liedern und Balladen" (Hildburgh. 1865) und des "Nibelungenliedes" (2. Aufl., Leipz. 1880) sowie die im Versmaß des Originals gehaltene Übertragung von Dantes "Göttlicher Komödie" (das. 1876) und "Alte französische Volkslieder" (Heidelb. 1882). Einem Nachbargebiet der deutschen Philologie angehörig sind dagegen: "Der saturninische Vers und die altdeutsche Langzeile" (Leipz. 1867) und "Die lateinischen Sequenzen des Mittelalters" (Rostock 1868). Endlich besorgte B. die Bearbeitung der fünften Auflage von Kobersteins "Grundriß der deutschen Litteraturgeschichte" (Leipz. 1872-73; Bd. 1 in 6. Aufl., das. 1884) wie auch die Fortführung der fünften Auflage von Gervinus' "Geschichte der deutschen Nationallitteratur" und 1883 die zweite Auflage von Diez' "Poesie der Troubadours". Vor andern Zeitschriften verdankt B. besonders Pfeiffers "Germania", deren Leitung er 1869 ganz übernahm, reiche Beiträge, z. B. die so nützlichen "Bibliographischen Übersichten der Erscheinungen auf dem Gebiet der germanischen Philologie" für jedes Jahr. Als Supplement zur "Germania" gab er "Germanistische Studien" (Wien 1872-75, 2 Bde.) heraus. Auch hat er einen Band Gedichte ("Wanderungen und Einkehr", Leipz. 1874) und "Gesammelte Vorträge und Aufsätze" (Freib. 1883) veröffentlicht.

Bartschin (Barcin), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Schubin, mit einer evangelischen und einer kathol. Kirche und (1880) 956 Einw.

Baruch ("der Gesegnete"), Sohn Nerijas, Freund und Gefährte des Propheten Jeremias, dessen Orakel er niederschrieb. Nach der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar blieb er zunächst in Palästina, wanderte jedoch später mit dem Propheten nach Ägypten aus. Das nach ihm benannte apokryphische Buch B. läßt ihn, im Widerspruch mit der beglaubigten Erzählung des Jeremias und Josephus, in Babylon verweilen und ist mindestens in seinem zweiten Teil (3, 9 bis 5, 9) erst nach dem Buch Daniel entstanden; ob es ursprünglich hebräisch oder griechisch geschrieben, ist strittig, jedenfalls gehört es seinem Geist nach Palästina an. In den jetzigen Bibelausgaben ist dem Buch B. (Kap. 6) noch ein angeblicher Brief des Jeremias an die babylonischen Exulanten beigefügt, der eine Deklamation gegen die Ungereimtheit des Götzendienstes enthält. Vgl. Kneucker, Das Buch B. (Leipz. 1879).

Baruffi, Giuseppe Filippo, Abbate, ital. Gelehrter und Reisender, geb. 1800 zu Mondovi, studierte Mathematik in Turin und ward dann Lehrer derselben an einem der dortigen Lyceen. Während der Ferien unternahm er weite Reisen durch ganz Europa wie auch nach Kleinasien, immer allein und auf eigne Kosten, und beschrieb seine Erlebnisse und Beobachtungen mit ebenso großer Einfachheit wie Lebendigkeit in dem vierbändigen Werk "Peregrinazioni autunnali" (Turin 1841-43), außerdem in "Viaggio in Oriente" und "Da Torino alle Piramidi". Lesseps' großartiger Plan einer Durchstechung der Landenge von Suez hatte an B. den eifrigsten Fürsprecher; ebenso wirkte er für die Durchsuchung des Mont Cenis, und kaum ist seit den letzten 40 Jahren eine bedeutende wissenschaftliche Entdeckung in der Welt aufgetaucht, die er nicht seinen Landsleuten verständlich und zugänglich zu machen gesucht hätte. Den piemontesischen Journalen lieferte er zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze. Gegenwärtig lebt B. zurückgezogen in Turin.

Baruth, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Jüterbog-Luckenwalde, an der Berlin-Dresdener Eisenbahn, mit ev. Pfarrkirche, Amtsgericht, Schloß und (1880) 2183 Einw., ist Hauptort der Standesherrschaft B., welche seit 1596 den Grafen zu Solms-Baruth gehört. In der Nähe eine Glashütte.

Barutsche (Birutsche, wienerisch Pierutsch; v. ital. baroccio), leichter zweiräderiger, offener Wagen. Englisch und französisch Barouche, ein vierräderiger, viersitziger Sommerwagen, in Form einer gondelförmigen Kalesche gebaut.

Barutschel, s. v. w. Karausche.

Bärwalde (sonst Berwolde), 1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Königsberg, an der Linie Breslau-Stettin der Preußischen Staatsbahn, hat eine ev. Pfarrkirche, ein Amtsgericht, Ackerbau und (1880) 3901 Einw. Hier schloß 23. Jan. 1631 Gustav Adolf von Schweden einen Subsidienvertrag mit dem französischen Bevollmächtigten Charnacé auf sechs Jahre ab. -

2) Stadt im Regierungsbezirk Köslin, Kreis Neustettin, mit ev. Pfarrkirche, Amtsgericht und (1880) 2402 meist ev. Einwohnern.

Barwani, bedeutender brit. Vasallenstaat in Ostindien, am linken Narbada-Ufer, der zentralindischen Agentur unterstellt, 5176 qkm (94 QM.) groß mit (1881) 56,445 Einw., meist Bhil (s. d.), die sich aber in den letzten Jahrzehnten an seßhaftes Leben und Ackerbau gewöhnten. Viehzucht ist Hauptbeschäftigung; Getreide, Opium, Baumwolle und Zucker sind Hauptfrüchte. Die Fürsten gehören einem alten Radschputengeschlecht an und regieren hier seit dem 14. Jahrh. mit dem Titel Rana; von 1860 bis 1873 war der Staat unter englischer Verwaltung, erfuhr während dieser Zeit vielfache Verbesserungen und erträgt seinem Fürsten jetzt 200,000 Mk.

Barwood (spr. -wudd), s. Camwood.

Bärwurz, s. Meum.

Bary, 1) Erwin von, Afrikareisender, geb. 22. Febr. 1846 zu München, studierte in Leipzig und Zürich Medizin, machte 1870 als Arzt den Feldzug gegen Frankreich mit und siedelte 1872 nach Malta über, um sich zu afrikanischen Reisen vorzubereiten. Vorher schon eifrig mit Naturwissenschaften beschäftigt, machte er im Herbst 1875 eine vorbereitende Tour von Tripolis aus in das Goriangebirge, trat dann im August 1876 eine neue Reise an nach Ghat im Lande der Tuareg, das er im Oktober erreichte, besuchte von hier aus das berühmte Miherothal mit seinen Krokodilsümpfen, kehrte nach Ghat zurück und drang im Januar 1877 südlich bis Aïr vor. Im Herbst 1877 abermals nach Ghat zurückgekehrt, starb er hier plötzlich 2. Okt. 1877. Aufsätze von B. finden sich in den geographischen Zeitschriften, sein Tage-^[folgende Seite]