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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Barytonon - Baryumchlorid.

Haydn hat eine große Anzahl von Kompositionen (175) für das B. geschrieben, doch sind die meisten derselben durch eine Feuersbrunst zerstört; gedruckt ist nichts davon. Auch mehrere andre zeitgenössische Komponisten haben für das B. geschrieben (F. Paër, Weigl, Eybler, Pichel etc.). Das Instrument wurde schon im 17. Jahrh. gebaut, z. B. von A. Stainer (1660). Das italienische Viola di bardone ist wohl nur eine Korrumpierung des Namens, während die auch vorkommende Bezeichnung Viola di bordone sich auf die neben dem Griffbrett liegenden Saiten bezieht (vgl. Bordun). -

B. ist auch der Name eines Blechblasinstruments (Baritonhorn), das seines weichen, vollen Tones wegen auch Euphonium genannt wird; dasselbe hat, wenn es in C steht, einen Umfang vom (großen) C bis zum (eingestrichenen) b' oder, wenn es in B steht (in letzterm Fall auch Tenortuba genannt), vom (Kontra-) ,B bis zum (eingestrichenen) as'. Das Instrument ist in den deutschen Militärmusiken eingeführt.

Barytonon (griech.), Wort, dessen Endsilbe nicht oder schwer betont ist (Gegensatz: Oxytonon).

Barytonschlüssel, s. Schlüssel.

Barytsalpeter, s. v. w. salpetersaurer Baryt.

Barytsalze (Baryumsalze, Baryumoxydsalze) finden sich zum Teil in Mineralien, Quellen und Pflanzen. Am verbreitetsten sind der schwefelsaure (Schwerspat) und der kohlensaure Baryt (Witherit), aus welchen alle übrigen B. mittelbar oder unmittelbar dargestellt werden. Die B. sind farblos, wenn die Säure ungefärbt ist, von hohem spezifischen Gewicht, bis auf wenige in Wasser unlöslich, wohl aber bis auf das Schwefelsäuresalz in verdünnter Salz- und Salpetersäure löslich; beim Glühen werden sie meist zerlegt, einige färben die Weingeist- oder Lötrohrflamme gelblichgrün. Aus den Lösungen der B. fällt Schwefelsäure auch bei stärkster Verdünnung weißen schwefelsauren Baryt; chromsaures Kali fällt gelben chromsauren Baryt; Natronlauge fällt nur ganz konzentrierte Lösungen. Viele B. finden technische, einige auch medizinische Verwendung. Die in Wasser oder im Magensaft löslichen B. sind alle mehr oder weniger giftig, weshalb der kohlensaure Baryt (Witherit) in England Anwendung als Mäusegift findet. Bei Barytvergiftung sucht man durch Trinken von Wasser mit Eiweiß und durch Kitzeln des Gaumens Erbrechen herbeizuführen und gibt dann etwa einen Eßlöffel von Glaubersalz oder Bittersalz, um unschädlichen schwefelsauren Baryt zu bilden.

Barytwasser, s. Baryt.

Barytweiß (Neuweiß, Permanentweiß, Blanc fixe), aus Lösungen gefällter schwefelsaurer Baryt, wird aus Schwerspat (schwefelsaurem Baryt) oder Witherit (kohlensaurem Baryt) dargestellt, auch als Nebenprodukt bei manchen technischen Operationen gewonnen. Schwerspatpulver wird durch Glühen mit Steinkohlenpulver unter Abschluß der Luft in Schwefelbaryum verwandelt, welches sich in Salzsäure unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff zu Chlorbaryum löst. Eine solche Lösung von Chlorbaryum erhält man aus Witherit direkt durch Behandeln mit Salzsäure, und aus dieser fällt man den schwefelsauren Baryt durch Schwefelsäure, während die vom Niederschlag getrennte Flüssigkeit alle angewandte Salzsäure enthält und von neuem benutzt werden kann. Der ausgewaschene Niederschlag darf nicht getrocknet werden, weil er durch das Trocknen an Feinheit und Deckkraft verliert und sich nur schwierig wieder mit Wasser vermischen läßt. Er kommt deshalb in Teigform in den Handel. Man benutzt B., als äußerst beständige und billige Wasserfarbe, als bestes Mittel, um andre Farben ohne Beeinträchtigung ihrer Nüance heller zu machen, ferner zur Darstellung von Luxuspapieren, Satintapeten, Buntpapier etc. In mehreren Schichten mit Leimlösung dünn aufgetragen, besitzt es eine Deckkraft, welche der des besten Bleiweißes am nächsten kommt, und durch Bürsten oder durch Reiben mit einem leinenen Ballen nimmt der Anstrich außerordentlichen Glanz an. B. dient auch in der Papierfabrikation als Füllstoff, als Zusatz zu Kautschukwaren, zum Appretieren von Baumwolle und Leinwand, mit Zinkweiß gemischt auch als Ölfarbe. Ein viel stärker deckendes und auch als Ölfarbe benutzbares B. erhält man durch Fällen der Chlorbaryumlösung mit einem Schwefelsäuresalz, Glühen des Präparats in Muffeln, Mahlen mit kaltem Wasser, Trocknen und abermaliges Pulvern.

Baryum (Barium) Ba, Metall, findet sich nicht gediegen, bildet aber als schwefelsaurer Baryt den Schwerspat, als kohlensaurer Baryt den Witherit und kommt außerdem in mehreren Mineralien (Barytcölestin, Barytocalcit, Hartmanganerz, Harmotom, Barytglimmer, Barytfeldspat, Brewsterit) in geringer Menge in Kalk- und Sandsteinen, im Basalt, Porphyr und Melaphyr, in Mineralwässern und Pflanzenaschen vor. Man gewinnt es aus Chlorbaryum durch Zersetzung mit dem galvanischen Strom oder durch Kaliumdämpfe; Natriumamalgam verwandelt sich in Chlorbaryumlösung in Baryumamalgam, und wenn man dies im Wasserstoffstrom erhitzt, so verflüchtigt sich das Quecksilber, und man erhält B. als goldgelbes, schwach glänzendes, etwas hämmerbares Metall, welches schwerer als Gußeisen schmilzt und sich nicht destillieren läßt. Das spezifische Gewicht ist 4 (daher der Name barys, griech., "schwer"), das Atomgewicht 136,8. B. oxydiert sich schnell an der Luft, zersetzt Wasser schon bei gewöhnlicher Temperatur und verbrennt beim Erhitzen mit glänzendem Licht zu Baryumoxyd. B. ist zweiwertig und bildet mit Sauerstoff das Baryumoxyd (Baryt) BaO, welches zu den alkalischen Erden gerechnet wird, und das Baryumsuperoxyd BaO2 ^[BaO_{2}]. Baryt wurde 1774 von Scheele im Braunstein entdeckt, Gahn zeigte, daß Baryt die Base des Schwerspats ist, und nannte ihn Terra ponderosa, während Guyton de Morveau ihn 1779 den Namen Barote gab. B. wurde zuerst 1808 von Davy dargestellt.

Baryum carbonicum, kohlensaurer Baryt; B. chloratum, Baryumchlorid; B. hydricum, oxydatum hydratum, Baryumhydroxyd; B. nitricum, salpetersaurer Baryt; B. sulfuratum, Schwefelbaryum; B. sulfuricum, schwefelsaurer Baryt.

Baryumchlorid (Chlorbaryum) BaCl2 ^[BaCl_{2}] wird durch Auflösen von Witherit (kohlensaurem Baryt) in Salzsäure, durch Zersetzen von Schwefelbaryum (aus Schwerspat) mit Salzsäure oder durch Glühen von Schwerspat mit Kohle und Manganchlorür (Chlorbereitungsrückstände) und Auslaugen mit Wasser gewonnen. Die verdampfte Lösung gibt beim Erkalten farblose, luftbeständige Kristalle mit 2 Molekülen Kristallwasser, welche bei 113° ihr Kristallwasser verlieren, beim Liegen an der Luft es aber wieder aufnehmen. B. schmeckt bitter, scharf salzig, ekel- und brechenerregend, löst sich in 2½ Teilen kaltem, in 1½ Teilen kochendem Wasser, weniger in salzsäurehaltigem Wasser, nicht in konzentrierter Salzsäure, kaum in Alkohol und schmilzt bei Rotglut. Es ist sehr giftig, wird zuweilen bei Skrofulose, Tuberkulose, rheumatischen Gelenkentzündungen etc. angewandt,