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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bäuerliches Erbrecht - Bauerngelden.

(Wien 1855) und "Ferdinand Raimund" (das. 1855), die unter dem Pseudonym Otto Horn erschienen, der Begründer eines Wiener Lokalromans, der seinen eigentümlich prickelnden Reiz nur dadurch erhält, daß er Tragödien aus der Welt der Posse bietet. Weniger Interesse erregten: "Aus den Geheimnissen eines Wiener Advokaten" (Wien 1854); "Wien vor zwanzig Jahren" (das. 1855); "Die Dame mit dem Totenkopf in Wien" (das. 1855); "Das eingemauerte Mädchen" (das. 1857) u. a. Von seinen "Memoiren" erschien nur der erste Band (Wien 1858). B. starb 20. Sept. 1859 auf der Durchreise zu Basel. -

Seine Gattin Katharina, geborne Ennöckl, gest. 1869, war einst eine beliebte Schauspielerin am Leopoldstädter Theater.

Bäuerliches Erbrecht, s. Höferecht.

Bäuerling, s. Drossel.

Bauernbrueghel, s. Brueghel.

Bauernburgen, s. Befestigungswerke (prähistorische). ^[richtig: Befestigung.]

Bauerndienste, s. Fronen.

Bauernfastnacht, s. Fastnacht und Funkensonntag.

Bauernfeiertage, in Tirol die abgeschafften oder "abgebrachten" Festtage, an denen das Landvolk noch immer dem Gottesdienst beiwohnt und wenig arbeitet.

Bauernfeind, Karl Maximilian von, Ingenieur und Geodät, geb. 28. Nov. 1818 zu Arzberg in Oberfranken, besuchte seit 1836 die polytechnische Schule zu Nürnberg, studierte seit 1838 in München Mathematik und Physik, besuchte 1840-41 den Ingenieurkursus an der polytechnischen Schule daselbst und absolvierte 1841 die Staatsprüfung. 1844 als Hilfslehrer an die Ingenieurschule in München berufen, funktionierte er nebenbei als Ingenieur der obersten Baubehörde und, nachdem er 1846 zum außerordentlichen Professor ernannt war, bis 1851 als Ingenieur bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen. 1851 wurde er ordentlicher Professor der Geodäsie und Ingenieurwissenschaften und Konservator der technischen Sammlungen an der polytechnischen Schule, und 1858 trat er als Regierungs- und Baurat in das Oberbaukollegium. 1846 gab er eine analytische Bearbeitung der Paulischen Theorie der Brückengewölbe, welche für die Berechnung der Brückengewölbe lange Zeit maßgebend war, und 1851 erfand er das Prismenkreuz, ein neues Meßinstrument, welches in kurzer Zeit allgemeine Verbreitung fand. Auf Grund dieser Erfindung und einer Arbeit über die Planimeter von Ernst, Wetli und Hansen (1853) wurde B. von der Universität Erlangen zum Doktor der Philosophie ernannt. Seine "Elemente der Vermessungskunde" (Stuttg. 1856-58, 2 Bde.; 6. Aufl. 1879) waren für das ganze Gebiet, welches hier zum erstenmal eine wissenschaftliche Behandlung und systematische Ordnung erfuhr, epochemachend. 1857 unternahm er in den Bayrischen Alpen barometrische Höhenmessungen, durch welche zuerst der Einfluß der Wärmestrahlung des Bodens erkannt wurde; 1864 und 1866 veröffentlichte er eine wichtige Arbeit über die atmosphärische Strahlenbrechung. 1867 vertrat er Bayern auf der allgemeinen Konferenz der europäischen Gradmessung in Berlin und übernahm das Rektorat der damals nach seinem Plan reorganisierten polytechnischen Schule, die im folgenden Jahr in eine technische Hochschule umgewandelt wurde. 1874 trat er als ausübender Direktor zurück, nachdem ihm schon im Vorjahr der persönliche Adel verliehen und er zum Mitglied des obersten Schulrats im Kultusministerium ernannt worden war, wirkte aber als Professor und Vorstand der Ingenieurabteilung des Polytechnikums fort. Seit 1871 gehört B. auch als Vizepräsident der permanenten Kommission der europäischen Gradmessung an. Er schrieb noch: "Die bayrischen Staatseisenbahnen in Beziehung auf Geschichte, Technik und Betrieb" (Nürnb. 1845-47); "Vorlegeblätter zur Straßen- und Eisenbahnkunde" (Münch. 1856); "Zur Brückenbaukunde" (das. 1854; 3. Bearbeitung von Frauenholz und Asimont, 1878, 2 Bde.); "Beobachtungen und Untersuchungen über die Genauigkeit barometrischer Höhenmessungen" (Stuttg. 1862); "Das bayrische Präzisionsnivellement" (Münch. 1870-79, 5 Hefte).

Bauernfeld, Eduard von, Bühnendichter und Schriftsteller, geb. 13. Jan. 1802 zu Wien, gelangte nach einer in Dürftigkeit verlebten Jugend zum Studium der Rechte (in Wien) und erhielt dann eine Stelle bei der niederösterreichischen Regierung, später bei der Hofkammer, zuletzt (1843) bei der Lotteriedirektion. Die "Pia desideria eines österreichischen Schriftstellers", die er 1842 veröffentlicht hatte, waren wohl der Grund, daß er in einer untergeordneten Stellung verblieb. Nachdem er in London und Paris freiere Staatszustände kennen gelernt, entschloß er sich, den österreichischen Staatsdienst zu verlassen, ließ sich aber durch die Versicherung, daß Reformen im Werk seien, doch festhalten. In den Märztagen 1848 suchte er im Verein mit Auersperg durch seine Popularität und durch seinen Einfluß bei dem Erzherzog-Palatin die Bewegung in ruhigere Bahnen zu lenken. Die Tag und Nacht andauernden Anstrengungen jener verhängnisvollen Zeit hatten aber eine Gehirnentzündung zur Folge, so daß er unter anderm die Wahl in das deutsche Reichsparlament ablehnen mußte. Seitdem lebte er in stiller Zurückgezogenheit in Wien. B. ist der fruchtbarste dramatische Dichter österreichisch-deutscher Zunge. Was er sonst geschrieben hat (Lyrisches: "Gedichte", 2. Aufl., Leipz. 1856; Humoristisches: "Ein Buch von einer Wienerin in lustig gemütlichen Reimlein" von Rusticocampus, Wien 1856; "Wiener Einfälle und Ausfälle", das. 1852, etc.), kommt kaum in Betracht neben der dramatischen Thätigkeit, obschon vielleicht gerade diese es verschuldet, daß der lyrischen Begabung des Dichters (z. B. in dem an gedankenvollen Anschauungen reichen "Poetischen Tagebuch") zu wenig gedacht wird. Besonders sind es seine dem modernen Leben entnommenen, durch belebten Dialog und heitere Laune ausgezeichneten Lustspiele, welchen er seinen wohlverdienten Ruhm verdankt. Als die bekanntesten und wirkungsvollsten nennen wir: "Leichtsinn aus Liebe" (1831), "Bekenntnisse" (1834), "Bürgerlich und Romantisch" (1835), "Großjährig" (1846); ferner: "Das Liebesprotokoll" (1831), "Helene" (1833), "Das Tagebuch" (1836), "Ein deutscher Krieger" (1844) und aus späterer Zeit: "Aus der Gesellschaft" (1866) und "Moderne Jugend" (1868). Seine "Gesammelten Schriften" erschienen zu Wien 1871-1873 in 12 Bänden, deren letzter auch Bauernfelds Memoiren unter dem Titel: "Aus Alt- und Neu-Wien" enthält. Später sind noch hinzugekommen die Lustspiele: "Die Verlassenen" (1878) und "Mädchenrache" (1881), die Tragikomödie "Des Alcibiades Ausgang" (1882), der Roman "Die Freigelassenen. Bildungsgeschichte aus Österreich" (Berl. 1875, 2 Bde.) und die satirische Dichtung "Aus der Mappe des alten Fabulisten" (Wien 1879).

Bauerngelden (Bargilds, Giltebauern, Bauerngülden, Biergelden), im Mittelalter Unfreie in Niederdeutschland, welche dem Oberherrn oder Richter jährliche Zinsen (Gülten) zu entrichten hatten.