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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bay City; Bayer; Bayer-Bürck; Bayerle; Bayern

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Bay City - Bayern.

dramatischen Dichtkunst zu. Ein äußerst fruchtbarer und geschickter Bühnendichter und einer der hauptsächlichsten Mitarbeiter Scribes, dessen Nichte er heiratete, hat er mehr als 200 Stücke geschrieben, die wegen ihrer liebenswürdigen und geistreichen Komik mit großem Beifall aufgenommen wurden. Er starb 20. Febr. 1853. Die beliebtesten seiner Stücke, die zum Teil auch über deutsche Bühnen die Runde gemacht haben, sind: "La perle des maris", "Les deux font la paire", "La fille de l'avare", "Le gamin de Paris", "Le père de la débutante", "Les premières armes de Richelieu", "Le vicomte de Létorière", "Un ménage parisien", "Le fils de famille" u. a.; dazu die komische Oper "La fille du régiment" (1840). Sein "Théâtre" erschien 1855-59 in 12 Bänden.

Bay City (spr. bäh ssitti), Stadt im nordamerikan. Staat Michigan, am Saginaw River, oberhalb dessen Mündung in die Saginawbai des Huronensees, hat Sägemühlen, Salinen, Fischerei, Ausfuhr gesalzener Fische und (1880) 20,897 Einw.

Bayer, 1) Johann, Astronom, geb. 1572 zu Rhain in Bayern, gest. 1625 als Rechtsanwalt zu Augsburg, vom Kaiser Leopold I. geadelt, von seinen Glaubensgenossen als ihr beredter Fürsprecher "Os protestantium" genannt, führte in der Astronomie die griechischen und römischen Buchstaben zur Bezeichnung der Sterne ein. Bleibendes Verdienst erwarb er sich durch seine "Uranometria" (Augsb. 1603; 2. Aufl., Ulm 1639), in der er auf 51 Blättern die ersten vollständigen und zweckmäßig angelegten Himmelskarten lieferte, die er in der "Explicatio caracterum aeneis tabulis insculptorum" (Augsb. 1654) erläuterte.

2) Hieronymus von, bedeutender Prozessualist, geb. 21. Sept. 1792 zu Rauris im Salzburgischen, wurde 1819, unter gleichzeitiger Aufnahme in das Spruchkollegium, zum außerordentlichen, 1822 zum ordentlichen Professor in der Juristenfakultät zu Landshut befördert und 1826 mit der Universität von Landshut nach München versetzt, wo er 13. Juni 1876 starb. Seine Schriften sind: "Über die Änderung des Klaglibells" (Landsh. 1819); "Vorträge über den gemeinen ordentlichen Zivilprozeß" (Münch. 1828, 10. Aufl. 1869); "Theorie der summarischen Prozesse" (das. 1830, 7. Aufl. 1859); "Theorie des Konkursprozesses" das. 1836, 4. Aufl. 1850; 2. Abdruck 1868).

3) Konrad, Schachspieler, geb. 10. Nov. 1828, gegenwärtig Advokat und Sekretär der Handelskammer in Olmütz. Ihm gebührt vornehmlich das Verdienst, der deutschen Problemkunst in den 50er Jahren einen mächtigen Impuls gegeben zu haben, welcher schnell auf die Bahn moderner Vollendung führte. Von Bayers Siegen in Aufgabenturnieren seien erwähnt; Era-Bewerbung 1856; Régence-Turnier 1860; britische Turniere 1862 und 1866.

4) Robert von, unter dem Namen Robert Byr bekannter Schriftsteller, geb. 15. April. 1835 zu Bregenz, erhielt seine Erziehung in der Militärakademie zu Wiener-Neustadt, aus welcher er als Leutnant in das Husarenregiment Graf Radetzky eintrat. 1859 wurde er Rittmeister und während des italienischen Feldzugs dem Generalstab zugeteilt. Nach dem Friedensschluß betrat B. die schriftstellerische Laufbahn mit seinen "Kantonierungsbildern" (Prag 1860), schied dann 1862 aus dem aktiven Dienst aus und siedelte nach seinem Geburtsort über, wo er noch gegenwärtig lebt. B. ist Romanschriftsteller; seine Dramen: "Lady Gloster" (1869) und "Der wunde Fleck" (1872) sind vereinzelte und erfolglose Versuche geblieben. Das Soldatenleben hat B. geschildert, außer in dem oben angeführten Werk, in: "Österreichische Garnisonen" (Hamb. 1863) und "Auf der Station" (Berl. 1865); auch "Anno Neun und Dreizehn" (Innsbr. 1865), biographische Bilder aus den deutschen Freiheitskämpfen, verrät den Soldaten. In andrer Sphäre spielen die Romane: "Ein deutsches Grafenhaus" (Berl. 1866); "Mit eherner Stirn" (das. 1868); "Der Kampf ums Dasein" (Jena 1869); "Sphinx" (Berl. 1870); "Nomaden" (Leipz. 1871); "Auf abschüssiger Bahn" (Berl. 1872); "Wrack" (Leipz. 1873); "Quatuor" (Novellen, das. 1875); "Larven" (Berl. 1876); "Eine geheime Depesche" (Jena 1880); "Sesam" (Stuttg. 1880); "Unversöhnlich" (Jena 1882); "Andor" (Stuttg. 1883); "Lydia" (Jena 1883); "Soll ich?" (das. 1884) u. a.

Bayer-Bürck, Marie, berühmte Schauspielerin, geb. 30. Okt. 1820 zu Prag, Tochter des Schauspielers Franz Rud. Bayer (1780-1860) an der dortigen Bühne, die sie 1836 zuerst betrat. Nachdem sie später drei Jahre hindurch dem Hoftheater in Hannover angehört hatte, wurde sie 1841 am Hoftheater in Dresden engagiert, dem sie noch jetzt angehört. 1849 verheiratete sie sich dort mit dem Schriftsteller August Bürck, nach dessen Tod 1863 mit dem Oberstleutnant von Falkenstein. Ihre Glanzzeit fällt in ihre jüngern Jahre, als sie die Julie in "Romeo und Julie", die Luise in "Kabale und Liebe", Gretchen im "Faust", die Prinzessin in "Tasso", Emilia Galotti etc. spielte. Wahrhaft ausgezeichnet erschien sie als Marianne in Goethes "Geschwistern" und als Hero in Grillparzers Tragödie "Des Meeres und der Liebe Wellen". Edle Wahrheit, zarte Einfachheit, echt weibliche Anmut und Gefühlstiefe zeichneten ihr durch schöne Erscheinung und sympathische Stimme noch besonders gehobenes Spiel vor allem aus. In späterer Zeit hat sie noch als Iphigenia große Triumphe gefeiert. Jetzt betritt sie nur noch selten die Bühne und gibt dann meist ältere Frauenrollen, die eine edle oder vornehme Repräsentation verlangen.

Bayerle, Julius, Bildhauer, geb. 1826 zu Düsseldorf, besuchte die dortige Kunstakademie und später das Atelier des Professors Geertz in Löwen. Zurückgekehrt, errichtete er 1849 unter W. v. Schadows Leitung das erste Atelier für Bildhauerei an der Düsseldorfer Akademie, wo bisher nur die Malerei gepflegt worden war. Er schuf viele Statuen für rheinische Kirchen, sieben Bildsäulen für das Rathaus in Wesel, das Standbild für den General v. Seydlitz in dessen Geburtsstadt Kalkar (1860), das Denkmal der Königin Stephanie von Portugal für Düsseldorf, das Standbild des Kurfürsten Johann Siegmund von Brandenburg für Kleve (1861), Madonnen für die Burg Hohenzollern und das Schloß in Sigmaringen sowie viele Marmorreliefs, Statuen und Büsten für Grabdenkmäler in Rheinland, Westfalen und Baden. In den Jahren 1866-70 führte B. große Skulpturen für das neue Postgebäude in Elberfeld und das Justizgebäude in Düsseldorf aus. Daraus vollendete er noch ein Erinnerungsdenkmal an die Siege 1870/71 für die Stadt Mülheim a. d. Ruhr (1873). Er starb 8. Aug. 1873 in seiner Vaterstadt.

Bayern (hierzu die Karte "Bayern"), Königreich, nach Flächenraum und Bevölkerung der zweite Staat des Deutschen Reichs, besteht aus zwei an Größe sehr ungleichen, geographisch getrennten, aber gut gerundeten Gebietsteilen, von denen der größere östliche Teil, von den Alpen, dem Böhmerwald, Fichtelgebirge, Thüringer Wald und der Hohen Rhön umschlossen, überwiegend dem Donaugebiet angehört, während der kleinere, westlich des Rheins abgesondert liegende Gebietsteil, Rheinbayern oder die Pfalz