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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bayern

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Bayern (Geschichte: bis zum 8. Jahrh.).

1866); vgl. die Tafel "Orden". Frauenorden sind: der heil. Elisabeth- (1766) und der Theresienorden (1827 gestiftet) für zwölf vermögenslose adlige Damen; der St. Anna-Orden des Damenstifts zu München (1784 gestiftet) und der St. Anna-Orden des Damenstifts zu Würzburg (1803 gestiftet). Auch verschiedene Verdienstmedaillen und Ehrenmünzen werden verteilt. Die Landes-Haupt- und Residenzstadt ist München.

Vgl. Stumpf, B., ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch (Münch. 1852-53); "Bavaria, Landes- und Volkskunde des Königreichs B." (das. 1860-68, 5 Bde.); Geistbeck, Das Königreich B. in geographisch-statistischer Beziehung (das. 1878); Grübel, Geographisch-statistisches Handlexikon über das Königreich B. (2. Aufl. 1880-83, 2 Bde.); "Vollständiges Ortschaftenverzeichnis des Königreichs B." (bearbeitet vom königlich bayrischen Statistischen Büreau das. 1877, Nachtrag 1879); "Zeitschrift des königlichen Statistischen Büreaus" (seit 1869); die von demselben veröffentlichten "Beiträge zur Statistik des Königreichs B." (Heft 1-49) und "Statistischer Abriß" (Lief. 1-3); Gümbel, Geognostische Beschreibung des Königreichs B. (Gotha 1861-68, 2 Bde. mit Atlas); Derselbe, Geologie von B. (Kassel 1884 ff.); Pözl, Lehrbuch des bayrischen Verfassungsrechts (5. Aufl., Münch. 1877); Derselbe, Lehrbuch des bayrischen Verwaltungsrechts (3. Aufl. das. 1871); Seydel, Bayrisches Staatsrecht (das. 1884 ff.); "Beiträge zur Landeskunde Bayerns" (das. 1884, die vollständigsten Litteraturnachweise über B. enthaltend). Kartenwerke: "Topographische Karte von B." (1:50,000, Münch. 1812-68); "Südwestdeutschland bis zu den Alpen" (1:250,000, 25 Bl., seit 1867); "Neue hypsometrische Karte" (1:25,000, noch unvollendet); von der seit 1878 vorbereiteten "Topographischen Karte des Deutschen Reichs" werden auf B. 80 Sektionen fallen.

Geschichte.

Bayern bis zur Zeit der Wittelsbacher.

In ältester geschichtlicher Zeit bewohnten die keltischen Vindelizier das Land zwischen dem Bodensee und dem Inn, zwischen den Alpen und der Donau, welches jetzt das bayrische Stammland und das bayrische Schwaben umfaßt. Ihre Städte waren Brigantium (Bregenz), Campodunum (Kempten), Bojodurum (die Innstadt von Passau), Sorbiodurum (Straubing) u. a. Augustus ließ sie 15 v. Chr. durch Drusus und Tiberius unterwerfen, und es entstanden die Kolonien Augusta Vindelicorum (Augsburg), die Hauptstadt der Provinz, Regina Castra (Regensburg) und Castra Batava (Passau). Das Land wurde mit dem der Räter zur Provinz Rätia gemacht und im 4. und 5. Jahrh. Raetia secunda genannt. Römische Verwaltung und Sprache wurden heimisch. Zur Zeit der Völkerwanderung besetzten die germanischen Markomannen und Quaden, welche von ihren Bisherigen Wohnsitzen, dem alten Bojerland Bojohaemum (Böhmen), den Namen Bajuvarii oder Baiwaren angenommen hatten und diesen nun auf ihre neuen Wohnsitze übertrugen, Noricum und Rätien, während der kleinere Teil westlich des Lech bereits beträchtlich früher in die Gewalt der Alemannen geraten war; die Baiwaren wohnten vom Fichtelgebirge bis an die Hochalpen, vom Lech bis nach Kärnten und Steiermark und standen zur Zeit des Einfalles der Langobarden in Italien unter Herzögen, die aber von den austrasisch-fränkischen Königen abhängig waren. Als erster dieser Herzöge, die auch wohl Könige genannt werden, erscheint Garibald I. aus dem Haus der Agilolfinger, dessen Residenz Regensburg gewesen sein soll, und der im Verein mit dem Langobardenkönig Authari sich von der Oberherrschaft der Franken zu befreien strebte, aber mit seinem Verbündeten den Waffen der Franken unterlag. Nach Garibalds Tod (590) wurde auf Betrieb der Franken nicht dessen Sohn Grimoald, sondern sein Verwandter Thassilo I. zum Herzog erhoben, der Grimoald aus B. vertrieb, einen glücklichen Feldzug gegen die Avaren machte, auf einem zweiten aber fast mir seinem ganzen Heer zu Grunde ging. Unter seinem Sohn und Nachfolger Garibald II., der die slawischen Nachbarn zu bekämpfen hatte, kamen Eustachius und Agilus als christliche Apostel aus dem burgundischen Kloster Luxeuil nach B., und unter seinem Sohn Theodo I. (gest. 680) wirkte der heil. Emmeram. Theodo II. empfing mit seinen Söhnen von dem Bischof Rupert von Worms, der die Bekehrung der Bayern zum Christentum vollendete, die Taufe und nahm seine Söhne 702 als Mitregenten an, indem er dem ältesten, Theudebert (gest. 724), Rätien mit der Hauptstadt Bozen, dem zweiten, Grimoald (gest. 725), das bayrische Oberland mit der Hauptstadt Freising und dem dritten, Theobald (gest. 712), einen Teil von Noricum mit der Hauptstadt Passau gab und für sich selbst den Rest mit der Hauptstadt Regensburg behielt. Nach seinem und seiner Söhne Tod fiel das ganze Land an Theodeberts Sohn Huibert, der unglücklich gegen den fränkischen Majordomus Karl Martell kämpfte und dadurch nicht nur fast den ganzen nördlichen Teil seines Reichs verlor, sondern auch selbst in größere Abhängigkeit von den Franken geriet. Sein Nachfolger Odilo machte sich zwar von den Franken frei, ward aber, als er sich in dem Erbfolgestreit seines Schwagers Griffo mit Pippin und Karlmann desselben annahm, wiederum in Kämpfe mit denselben verwickelt, 743 auf dem Lechfeld geschlagen, gefangen und erst im folgenden Jahr wieder freigegeben, nachdem das Land nördlich der Donau von B. getrennt und als Nordgau dem Frankenreich beigefügt worden war. Unter ihm gründete Bonifacius 739 die Bistümer Passau, Freising, Salzburg und Regensburg. Odilo hinterließ 748 die Herrschaft seinem sechsjährigen Sohn Thassilo II. Derselbe stand anfangs unter der Vormundschaft seiner Muter Chiltrudis, der Stiefschwester Pippins des Kleinen. Als er selbständig geworden, suchte er unter dem Einfluß seiner Gemahlin Liutgard, Tochter des gestürzten Langobardenkönigs Desiderius, die fränkische Oberhoheit abzuschütteln und sich unabhängig zu machen. Obwohl er Karl d. Gr. nochmals den Lehnseid schwören mußte, stellte er doch bei den langobardischen und fränkischen Kriegen keine Truppen zum fränkischen Heerbann, besuchte die Maifelder nicht und erließ alle Gesetze und Beschlüsse bloß in seinem eignen Namen. Als er sich aber mit seinem Schwager, dem Langobarden Adalgis, und dem oströmischen Hof, ja sogar mit den Avaren verbündete, um eine Empörung zu versuchen, ward er von Karl mit Waffengewalt gezwungen, 787 in Worms sein Herzogtum von neuem zu Lehen zu nehmen und Geiseln zu stellen. Da Thassilo seine Umtriebe dennoch fortsetzte, so wurde er 788 von einem Reichsgericht in Ingelheim zum Tod verurteilt, aber begnadigt und in ein Kloster verwiesen. Im J. 794 verzichtete er auf dem Reichstag zu Frankfurt feierlichst auf B., wodurch das Land zur fränkischen Provinz wurde.

Karl d. Gr. machte zuerst seinen Schwager, den schwäbischen Grafen Gerold, zum Vorsteher (Präfek-^[folgende Seite]