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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bayern

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Bayern (Geschichte: 800-1300).

ten) von B.; aber nach dessen Tod im Avarenkrieg 796 teilte er das Land in Grafschaften. Das vielfach verheerte B. blühte jetzt wieder auf, doch unter Karls Nachfolgern ward es von neuen Unruhen heimgesucht. Ludwig der Fromme überließ seinem ältesten Sohn, Lothar, die Verwaltung des Landes unter dem Titel eines Königreichs. In einer spätern Teilung aber erhielt der jüngste von Ludwigs des Frommen Söhnen, Ludwig der Deutsche, B. nebst Böhmen, Kärnten und allen an die Wohnsitze der Wenden und Avaren grenzenden Landen. Ludwig, der durch den Vertrag von Verdun 843 noch einen großen Teil von Deutschland dazu erhielt, wodurch das ostfränkische Reich entstand, übergab 863 die Verwaltung Bayerns seinem ältesten Sohn, Karlmann, der nach Ludwigs Tod (876) B. mit der Hoheit über Böhmen, Mähren, Kärnten und einen Teil von Ungarn erhielt, aber schon 880 starb. Da nun auch der zweite Bruder, Ludwig, schon 882 starb, so fiel B. mit den dazu gehörigen Gebieten an den dritten Bruder, Karl den Dicken, und damit an das ostfränkische Reich zurück. Unter Karls Nachfolger Arnulf dauerten die Unruhen fort, die von dem nachteiligsten Einfluß auf die Wohlfahrt Bayerns waren. Kaum war Arnulf 899 gestorben, und sein Sohn Ludwig das Kind hatte den Thron bestiegen, als die Ungarn in Ostbayern eindrangen. Sie wurden zwar von dem Markgrafen Liutpold von der Ostmark in die Flucht geschlagen, wiederholten aber ihre verheerenden Einfälle und erschienen 907 mit einer so überlegenen Macht, daß der größte Teil des bayrischen Heers, mit ihm der Markgraf Liutpold selbst, auf dem Schlachtfeld blieb. Ganz B. östlich des Inn ward nun ein Raub der Ungarn. Liutpolds Sohn Arnulf der Böse drängte die Ungarn wieder zurück und ward 912 von den Bayern als Herzog anerkannt. Er vermehrte seine Gewalt besonders auf Kosten der Geistlichkeit unter der schwachen Regierung Konrads I., der ihn in wiederholten Kriegen vergeblich zu unterwerfen suchte, und dehnte sie über Kärnten, den Nordgau und über einen Teil von Ostfranken aus. Im J. 921 verstand er sich dazu, in Regensburg Heinrichs I., des sächsischen Königs, Oberhoheit anzuerkennen, aber nur, nachdem dieser ihm die herzogliche Würde bestätigt und das Recht eingeräumt hatte, auf eigne Hand Krieg zu führen, Recht zu sprechen, Münzen zu prägen und über die Bistümer und Klöster zu verfügen. Nach seinem Tod 937 wurde sein Sohn Eberhard vom Kaiser Otto I., dem er den Huldigungseid verweigerte, aus dem Land vertrieben und Arnulfs Bruder Berchthold (938-945) als Herzog, aber mit erheblich verringerten Befugnissen, eingesetzt. Arnulfs jüngerer gleichnamiger Sohn erhielt als Pfalzgraf das oberste Gericht und die Verwaltung der königlichen Besitzungen und Einkünfte in B.

Nach Berchtholds Tod belehnte Otto seinen Bruder Heinrich I., der mit Arnulfs Tochter Judith vermählt war, mit dem Herzogtum, ohne auf die Nachkommen Berchtholds Rücksicht zu nehmen. Doch machte sich die Abneigung der Bayern gegen die sächsische Herrschaft 953 beim Aufstand Liudolfs u. Konrads gegen Otto I. bemerklich, indem sich die Bayern unter Führung des Pfalzgrafen Arnulf der Empörung anschlossen, Regensburg hartnäckig gegen den König verteidigten und erst 954 unterworfen werden konnten. Die Vernichtung der Ungarn auf dem Lechfeld 955 knüpfte sodann das Band zwischen B. und dem Reich enger, so daß auf Heinrich I. 955 sein vierjähriger Sohn Heinrich II., der Zänker, unter der Vormundschaft seiner Mutter Judith folgen konnte. Als sich dieser wegen der Verleihung der Ostmark an die Babenberger 974 gegen Otto II. empörte, wurden nach seiner Besiegung Kärnten und der Nordgau von B. getrennt, die Pfalzgrafenwürde erneuert und das verkleinerte B. des Kaisers Neffen Otto von Schwaben verliehen. Nach dessen Tod 982 erhielt B. Berchtholds Sohn Heinrich III., der jüngere, der bisher Kärnten besessen, das so an B. zurückfiel. Im J. 985 wurde aber Heinrich der Zänker in B. als Herzog wieder eingesetzt und erhielt 989 auch Kärnten. Ihm folgte 995 sein Sohn Heinrich IV., während Kärnten an Otto von Franken kam. Als Heinrich IV. als Heinrich II. Kaiser geworden, verlieh er B. an Heinrich von Lützelburg, nach dessen Tod 1026 König Konrad II. B. seinem Sohn Heinrich (Heinrich VI.) gab. Dieser belehnte als Kaiser Heinrich III. 1042 Heinrichs V. Neffen Heinrich VII. und nach dessen Tod 1047 Konrad von Zütphen mit B. Als dieser 1053 geächtet wurde, verlieh der Kaiser B. seinem Sohn, der 1056 als Heinrich IV. den Thron bestieg. Während der vormundschaftlichen Regierung der Kaiserin Agnes trat diese 1061 B. an Otto von Nordheim ab, der es 1070 an Welf I. verlor. Damit begann die Herrschaft des welfischen Hauses, das B. bis 1180 besaß. Auf Welf I. folgte 1101 dessen Sohn Welf II., auf diesen 1120 sein Bruder Heinrich IX., der Schwarze, und 1126 dessen Sohn Heinrich X., der Stolze. Da derselbe 1138 vom Kaiser Konrad III., weil er auf Sachsen zu verzichten sich weigerte, geächtet wurde, übertrug Konrad 1139 B. dem Markgrafen Leopold von Österreich und nach dessen Tod (1141) im Frankfurter Frieden dessen Bruder Heinrich XI. Jasomirgott. Doch gab Friedrich II. 1156 dem Welfen Heinrich (XII.) dem Löwen B. zurück, wogegen die Mark Österreich von B. losgelöst und zu einem selbständigen Herzogtum erhoben wurde. Heinrich der Löwe gründete München, widmete sich aber mehr seinem andern Herzogtum, Sachsen, und als er 1180 geächtet wurde, erhielt auf dem Reichstag zu Regensburg 24. Juni 1180 das Herzogtum B. Pfalzgraf Otto IV. von Wittelsbach aus dem alten bayrischen Geschlecht der Grafen von Scheyern.

Bayern als Herzogtum unter den Wittelsbachern.

Otto I. von Wittelsbach, Stammvater des noch jetzt regierenden Hauses, vergrößerte das sehr zusammengeschmolzene Land durch neue Erwerbungen, starb aber schon 1183; ihm folgte mit kaiserlicher Bestätigung sein unmündiger Sohn Ludwig I., der Kelheimer. Dieser vermehrte gleichfalls sein Besitztum und gelangte 1214 durch kaiserliche Belehnung in Besitz der Rheinpfalz. Als er 1231 zu Kelheim durch Meuchelmord gefallen war, folgte ihm sein Sohn Otto II., der Erlauchte. Seine Händel mit dem Papste, der ihn mit dem Bann belegte, brachten große Verwirrung über das Land, welche die Bischöfe benutzten, um sich von der herzoglichen Gewalt nach und nach frei zu machen. Nach Ottos Tod (1253) übernahm sein ältester Sohn, Ludwig der Strenge, die Regierung gemeinschaftlich mit seinem Bruder Heinrich; aber schon 1255 teilten die entzweiten Brüder das Herzogtum, wobei Ludwig Oberbayern mit den Städten München, Regensburg, Amberg und die Pfalz am Rhein, Heinrich Niederbayern mit Straubing und Landshut erhielt. Nach Ludwigs Tod (1294) regierte sein älterer Sohn, Rudolf, während der Minderjährigkeit seines Bruders Ludwig allein in Oberbayern und in der Pfalz. Erst 1300 trat letzterer als sein Mitregent auf und zwar in der Residenz Ingolstadt, alle Urkunden wurden von jetzt an von beiden Brüdern un-^[folgende Seite]