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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Belle-Isle; Bellême; Bellenz; Bellenzer Krieg; Bellermann

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Belle-Isle - Bellermann.

del mit Getreide, Vieh, Fischen. Hauptstadt ist der Hafenort Le Palais (s. d.). Karl IX. gab die Insel als ein Marquisat dem Marschall von Retz, dessen Sohn sie 1658 an den Finanzintendanten Fouquet verkaufte, der sie befestigen ließ. Dessen Enkel war der berühmte Marschall B., der die Insel 1718 für die Grafschaft Gisors der Krone abtrat. Hier siegte die britische Flotte unter Hawke über die französische unter Conflans 20. Nov. 1759. -

2) (spr. bell-eil) Insel mit Rettungsstation für Schiffbrüchige am westlichen Eingang der B.-Straße in Britisch-Nordamerika, welche, 100 km lang und 18 km breit, die Insel Neufundland von Labrador trennt und den Atlantischen Ozean mit dem St. Lorenzgolf verbindet.

Belle-Isle (spr. bäl-ihl), Charles Louis Auguste Fouquet, Herzog von, Marschall von Frankreich, geb. 22. Sept. 1684 zu Villefranche in Rouergue, Enkel des Intendanten Fouquet, focht zuerst in Italien, erhielt 1705 ein Dragonerregiment, mit welchem er 1706 der Schlacht von Turin beiwohnte, zeichnete sich 1708 bei der Belagerung von Lille aus, begleitete 1714 den Marschall Villars nach Rastatt und bekam dann das Gouvernement von Hüningen. Nach Beendigung des spanischen Erbfolgekriegs ließ ihn der Herzog von Orléans in die Bastille setzen; bald befreit, gewann er das Vertrauen des Kardinals Fleury und ward 1731 Generalleutnant, 1733 Gouverneur von Metz. Im polnischen Erbfolgekrieg eroberte B. Trier, verteidigte Philippsburg gegen Eugen und trug wesentlich zu dem vorteilhaften Frieden von 1735 bei. Zum Marschall erhoben, betrieb er als Hauptgegner der Pragmatischen Sanktion den Krieg gegen Österreich, vermittelte die Bündnisse mit Spanien, Bayern, Preußen, Kurpfalz und Köln und warb die Wahlstimmen der geistlichen Kurfürsten, Preußens und Sachsens 1741 in eigner Person für den Kurfürsten von Bayern. Im österreichischen Erbfolgekrieg führte er ein französisches Heer nach Deutschland und stürmte 26. Nov. 1741 Prag. Darauf wohnte er (Januar 1742) als Bevollmächtigter Frankreichs zu Frankfurt der Krönung Karl Alberts von Bayern bei. Das Mißgeschick der französischen Armee rief ihn nach Böhmen zurück. Von Sachsen und Preußen verlassen, ward B. nebst Broglie von der österreichischen Gesamtmacht angegriffen und genötigt, sich nach Prag zu werfen, von wo er im Dezember 1742 mitten durch des Feindes Heer einen bewundernswerten Rückzug nach Eger bewerkstelligte. Um Preußen zum Beitritt zum Bund gegen Österreich zu bewegen, reiste er nach Berlin, wurde aber 1744 zu Elbingerode mit seinem Bruder von einem hannöverschen Amtmann verhaftet und nach England transportiert. Nach seiner 1745 erfolgten Auswechselung 1746 zum Oberbefehlshaber in der Provence ernannt, nötigte er den österreichischen General Browne, die Belagerung von Antibes aufzuheben. Nach dem Aachener Frieden ward B. Herzog und Pair von Frankreich, auch Mitglied der französischen Akademie. Als geschworner Feind des Hauses Österreich versuchte er 1756 vergeblich das Bündnis mit Österreich gegen Preußen zu verhindern. Seit 1757 Kriegsminister, erwarb er sich große Verdienste um das französische Heerwesen durch Erweiterung der Militärschulen, Beschränkung des überhandnehmenden Luxus im Lager, Einführung eines gerechten Beförderungssystems etc. Kurz vor seinem Tod gründete er die Akademie der Wissenschaften zu Metz. B. starb 26. Jan. 1761 als der letzte seines Hauses. - Sein Bruder Louis Charles Armand Fouquet, Graf von B., bekannt unter dem Namen Chevalier de B., zeichnete sich ebenfalls auf dem Schlachtfeld wie in der Diplomatie aus und versuchte 1746, an der Spitze von 50 Bataillonen in das Herzogtum Piemont einzudringen, wobei er aber 19. Juli am Col de l'Assiette den Tod fand.

Bellême (Bellesme, spr. bellähm), Stadt im franz. Departement Orne, Arrondissement Mortagne, an der Westbahn und am "Wald von B.", in welchem sich ein Dolmen und eine Mineralquelle (Fontaine de la Herse) mit römischer Inschrift befinden, hat (1876) 2935 Einw. und Fabrikation von Strumpfwaren, Kalk und Glas. B. war früher die befestigte Hauptstadt der Landschaft Perche.

Bellenz, Stadt, s. Bellinzona.

Bellenzer Krieg, Krieg zwischen der Schweiz und Mailand um den Besitz von Bellenz (s. Bellinzona) 1422-26. Die Hauptschlacht bei Arbedo 1422 fiel für die Eidgenossen ungünstig aus. Nach der Besetzung von Domo d'Ossola (1425) durch die Schweizer und der vergeblichen Einschließung dieses Ortes durch die Mailänder kam es zum Frieden, in welchem Mailand gegen eine namhafte Geldentschädigung die streitigen Orte erhielt.

Bellermann, 1) Johann Joachim, Theolog und Semitist, geb. 23. Sept. 1754 zu Erfurt, studierte hier und in Göttingen, habilitierte sich 1782 an der Universität zu Erfurt, ward später Professor daselbst, 1804 Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin, nach Gründung der dortigen Universität auch außerordentlicher Professor der Theologie und Konsistorialrat. Er starb 25. Okt. 1842. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Handbuch der biblischen Litteratur etc." (2. Aufl., Erfurt 1796-1804, 4 Bde.); "Geschichtliche Nachrichten aus dem Altertum über Essäer und Therapeuten" (Berl. 1821); "Die Urim und Thummim, die ältesten Gemmen" (das. 1824); "Bemerkungen über phönikische und punische Münzen" (4 Programme, Erfurt 1812-16) u. a.

2) Christian Friedrich, Sohn des vorigen, geb. 8. Juli 1793 zu Erfurt, studierte in Berlin und Göttingen Theologie, war 1818-25 Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in Lissabon, 1827-1835 Prediger der preußischen Gesandtschaft und der deutsch-französischen evangelischen Gemeinde zu Neapel und dann Pfarrer an der St. Paulskirche zu Berlin, trat 1858 in den Ruhestand und starb 24. März 1863 in Bonn. Außer mehreren theologischen Schriften gab er heraus: "Über die ältesten christlichen Begräbnisstätten, besonders die Katakomben zu Neapel" (Hamb. 1839); "Die alten Liederbücher der Portugiesen" (Berl. 1840); "Erinnerungen aus Südeuropa" (das. 1851); "Portugiesische Volkslieder und Romanzen" (Leipz. 1864).

3) Johann Friedrich, Bruder des vorigen, geb. 8. März 1795 zu Erfurt, studierte nach den Feldzügen von 1813-15 in Berlin und Jena, war seit 1819 als Hilfslehrer, dann als Professor am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin thätig und stand dieser Anstalt seit 1847 als Direktor vor, bis er 1867 in den Ruhestand trat. Er starb 5. Febr. 1874 in Berlin. Seine Hauptwerke sind: "Die Hymnen des Dionysios und Mesomedes" (Berl. 1840), deren Text und Melodien er nach Handschriften und alten Ausgaben herstellte, "Anonymi scriptio de musica et Bacchii senioris introductio artis musicae" (das. 1841, zum erstenmal herausgegeben und erläutert) und "Die Tonleitern und Musiknoten der Griechen" (das. 1847); ferner "Griechische Schulgrammatik" (4. Aufl., Leipz. 1878) nebst Lesebuch (6. Aufl., das. 1882). Außerdem gab er Sophokles' "König Ödipus" (Berl. 1857) heraus und kleinere Schriften verschiedenen Inhalts,