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Bendavid - Bendemann.
nach Paris, wo er seine "Ariadne" mit einem untergelegten französischen Text zur Aufführung brachte. Nach seiner Rückkehr lebte er in Ohrdruf, Ronneburg und schließlich in völliger Zurückgezogenheit, auch von dem Musikleben gänzlich abgeschieden, in Köstritz, wo er 6. Nov. 1795 starb. Durch seine Zerstreutheit war er kaum weniger bekannt als durch seine mit Recht hochgeschätzten Kompositionen, unter denen die Melodramen (auch Duodramen genannt): "Ariadne", "Medea", "Almansor" und "Nadine" hervorzuheben sind. Sein Leben beschrieb Schlichtegroll im 6. Band seines "Nekrologs".
3) Robert von, deutscher Politiker, geb. 18. Febr. 1816 zu Liegnitz, studierte in München und Berlin die Rechte, trat sodann in den preußischen Staatsverwaltungsdienst, schied aber 1849 als Regierungsassessor zu Potsdam aus demselben aus, um die Bewirtschaftung seines Guts Rudow bei Berlin zu übernehmen. 1858 ward er zum Mitglied des Abgeordnetenhauses gewählt und gehörte demselben ununterbrochen an, seit 1867 auch dem Reichstag. Er schloß sich der gemäßigt liberalen Partei an, that sich besonders bei den Verhandlungen über die Finanzen hervor und ist jetzt Führer der nationalliberalen Partei in beiden Versammlungen.
Bendavid, Lazarus, Philosoph und Mathematiker, geb. 18. Okt. 1762 zu Berlin von jüdischen Eltern, studierte in Göttingen und Berlin und siedelte aus Begeisterung für Kants Philosophie nach Wien über, um dort Jünger für dieselbe zu werben. Seine Vorlesungen, von Hunderten von Zuhörern aus allen Ständen besucht, erregten jedoch den Verdacht der Regierung und wurden verboten. B. fand es daher geraten, 1797 nach Berlin zurückzukehren, wo er eine Stelle als Kalkulator bei der königlichen Witwenkasse annahm. Der Kantischen Philosophie unverbrüchlich treu, wandte er sich in der Folge von Kants Nachfolgern ab und hebräisch-archäologischen Forschungen zu. Er starb 1832 in Berlin. Unter seinen zahlreichen Schriften sind zu erwähnen: "Über die Parallellinien" (Berl. 1786); "Versuch einer logischen Auseinandersetzung des mathematisch Unendlichen" (das. 1796); "Versuch über das Vergnügen" (Wien 1794, 2 Bde.); "Vorlesungen über die Kritik der reinen Vernunft" (das. 1795, Berl. 1802); "Vorlesungen über die Kritik der praktischen Vernunft" (Wien 1796); "Vorlesungen über die Kritik der Urteilskraft" (das. 1796); "Rede über den Zweck der kritischen Philosophie" (das. 1796); "Vorlesungen über die metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft" (das. 1798); "Versuch einer Geschmackslehre" (Berl. 1799); "Versuch einer Rechtslehre" (das. 1802); "Über den Ursprung unsrer Erkenntnis" (eine von der Berliner Akademie der Wissenschaften gekrönte Preisschrift, das. 1802); "Selbstbiographie" (das. 1804); "Über die Religion der Ebräer vor Moses" (das. 1812).
Bendel, Franz, Klaviervirtuose und Komponist, geb. 23. März 1833 zu Schönlinde bei Rumburg in Böhmen, erhielt seine musikalische Ausbildung in Prag durch Proksch, später in Weimar durch Franz Liszt und ließ sich dann in Berlin nieder, wo er als vielbegehrter Lehrer, zeitweilig auch an der neuen Akademie der Tonkunst, bis zu seinem Tod wirkte. Er starb 3. Juli 1874. Als ausübender wie als schaffender Künstler verfolgte B. die Richtung auf das Ernste und Gediegene, und auch seine zahlreichen, von bestem Erfolg begleiteten Kunstreisen (die letzte führte ihn sogar gelegentlich des Bostoner Musikfestes nach Amerika) vermochten der Idealität seines Strebens nicht Abbruch zu thun. Von seinen Kompositionen, darunter vier Messen, Symphonien und andre größere Arbeiten, haben namentlich die im gediegenen Salonstil gehaltenen Klavierwerke und zahlreiche Lieder weite Verbreitung gefunden.
Bendemann, Eduard, Maler, geb. 3. Dez. 1811 zu Berlin als Sohn eines jüdischen Bankiers, genoß eine sehr sorgfältige Erziehung, die ihn eigentlich einem wissenschaftlichen Beruf zuführen sollte. Da aber seine Neigung zur Kunst bald entschieden hervortrat, so durfte er sich derselben ungeteilt widmen und kam, auf der Akademie seiner Vaterstadt vorgebildet, 1828 nach Düsseldorf in Schadows Schule, mit welchem er 1830 eine Reise nach Italien unternahm. Nachdem eine Reihe von Arbeiten, unter denen Boas und Ruth, das Talent des Künstlers hatten erkennen lassen, trat er 1832 mit einem großen Gemälde: die trauernden Juden in Babylon, in der Berliner Kunstausstellung auf. Das Bild machte großes Aufsehen, welches zum Teil auf die damals in Berlin tonangebenden Kreise, zum Teil auf die tiefe und schlichte Empfindung und die edle Komposition zurückzuführen ist (Museum in Köln). Bendemanns zweites Bild: die zwei Mädchen am Brunnen (1832), wurde vom Rheinisch-Westfälischen Kunstverein erworben. Bald darauf folgte Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem, welches Bild 1837 dem Künstler eine Preismedaille in Paris eintrug und in der Größe der Charakteristik einen großen Fortschritt gegen die Juden in Babylon kennzeichnete (königliches Schloß in Hannover). In idyllischem Stil gehalten ist das durch Eichens' Stich bekannte Bild: die Ernte. Des Künstlers erste Arbeit in Fresko war eine symbolische Darstellung der Kunst am Brunnen der Poesie im Hause seiner Schwiegereltern zu Berlin. Im J. 1838 wurde er als Professor der Kunstakademie nach Dresden berufen, wo ihm zugleich die Ausführung größerer Freskomalereien übertragen wurde. B. hatte die Aufgabe, die drei nebeneinander liegenden Säle des königlichen Schlosses in Dresden, den Thronsaal, das Turmzimmer und den Turmsaal, mit zusammenhängenden Wandmalereien zu schmücken. Im Thronsaal, zu beiden Seiten des Throns, befinden sich in nischenartig abgeschlossener Holzarchitektur die Gestalten großer Herrscher und Gesetzgeber aus Goldgrund mit bezüglichen Darstellungen in Reliefform darunter, von Moses bis auf Albrecht den Beherzten, den Stammherrn des regierenden Königshauses. Auf der dem Thron gegenüberstehenden Wand sind vier Darstellungen aus dem Leben des Königs Heinrich I. angebracht mit darunter befindlichen Bildern, welche die Berufskreise der vier Stände repräsentieren. Um den ganzen Saal zieht sich ein Fries mit Darstellungen aus der Kulturgeschichte hin, die den Verlauf des menschlichen Lebens vom Kindesalter bis zum Tode darstellen. Die Bilder hier sind teils in Tempera, teils in Stereochromie ausgeführt. B. fand während dieser großen Arbeiten noch Zeit zu kleinern. Mit J. ^[Julius] Hübner, einem Schwager, entwarf er das Denkmal für Sebastian Bach zu Leipzig, das von Knaur in Sandstein ausgeführt wurde. Für den Römer in Frankfurt malte er das Bild Kaiser Lothars II. B. übernahm 1858 als Schadows Nachfolger die oberste Leitung der Düsseldorfer Kunstakademie. Bendemanns Hauptarbeit in Düsseldorf bildeten die Wandgemälde in der Aula der Realschule daselbst, die vom Sommer 1861 bis Frühjahr 1866 nach seinen Entwürfen unter Mitwirkung von Karl Beitling, Roland Risse und Fr. Geselschap ausgeführt wurden. Es sind gegen 8 Fuß hohe, unmittelbar unter der Decke fortlaufende Dar-^[folgende Seite]