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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bennington; Bennisch; Benno; Bennstedt; Benoit; Benoîton; Benouville; Benrath

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Bennington - Benrath.

vermöge und einer starken, von einem Parlament umgebenen Zentralgewalt Platz machen müsse, wozu sie als den einzig möglichen Weg Preußens gesetzliche Initiative bezeichneten. Diese Erklärung traf mit einer ähnlichen Regung in Thüringen zusammen, und nachdem beide Gruppen sich 14. Aug. zu Eisenach und 15. und 16. Sept. zu Frankfurt a. M. verständigt hatten, ward der Deutsche Nationalverein gegründet, dessen Vorsitzender bis 1867 B. war. Im Frühjahr 1866 bemühte sich B. vergebens, Hannover vor dem Bündnis mit Österreich zu bewahren, und erhob noch im letzten Augenblick warnend seine Stimme. Nach der Annexion trat er als Abgeordneter für den Wahlkreis Otterndorf-Neuhaus in das preußische Abgeordnetenhaus und den norddeutschen, später den deutschen Reichstag, welchen Versammlungen er seitdem ununterbrochen angehörte. Er war bei der Einfügung Hannovers in den preußischen Staat und bei der Gründung des Deutschen Reichs hervorragend beteiligt und gehörte bald zu den Führern der nationalliberalen Partei. Das Abgeordnetenhaus wählte ihn wiederholt zum Vizepräsidenten, 1873-79 stand er als Präsident an der Spitze desselben. 1868 wurde er vom hannöverschen Provinziallandtag zum Landesdirektor der Provinz ernannt. An den Debatten der Parlamente beteiligte sich B. nur bei wichtigen Gelegenheiten der innern und äußern Politik, bewährte sich aber bei jedem Auftreten als bedeutender und wirksamer Redner und bemühte sich lange mit Erfolg, ein Zusammenwirken der nationalliberalen Partei mit der Regierung und Bismarck zu ermöglichen. Er brachte 1874 das Kompromiß über die Militärfrage und 1876 das über die Justizgesetze ein und verteidigte diese Anträge mit Entschiedenheit und mit Glück. Nachdem ein Plan, ihn in das Ministerium zu ziehen, sich 1878 zerschlagen hatte, trat eine Verstimmung zwischen ihm und Bismarck infolge der Ablehnung des Sozialistengesetzes 24. Mai 1878 ein, welche sich durch Bennigsens Opposition gegen die neue Zoll- und Wirtschaftspolitik steigerte. 1879 ward B. von der konservativ-ultramontanen Majorität des Abgeordnetenhauses nicht wieder zum Präsidenten gewählt. Da infolge der Verschärfung der Gegensätze zwischen Bismarck und den Liberalen seine vermittelnde Politik aussichtslos war, legte er 1883 seine Mandate für den Reichstag und das Abgeordnetenhaus nieder und beteiligte sich nur noch als Leiter der hannöverschen Nationalliberalen an der Politik.

Bennington, Ort im nordamerikan. Staat Vermont, mit (1880) 6333 Einw., Strumpfwarenfabriken und Shawlweberei. Hier wurden 16. Aug. 1777 die Engländer von den Amerikanern geschlagen.

Bennisch, Stadt in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Freudenthal, Sitz eines Bezirksgerichts, mit Webschule, Fabrikation von Leinen- und Baumwollwaren und (1880) 4200 Einw. In der Umgebung Schieferbrüche und Eisensteingruben (Magneteisen); die früher betriebenen Silber- und Bleibergwerke wurden im Schwedenkrieg verschüttet.

Benno, der Heilige, Bischof von Meißen, geb. 1010 zu Goslar, stammte aus einem gräflichen Geschlecht, trat ins Kloster, wurde von Heinrich III. zum Domherrn von Goslar ernannt und erhielt 1066 das Bistum Meißen. Sein schwankendes Verhalten in dem Streit zwischen Kaiser Heinrich IV. und Gregor VII. führte ihn mehrmals in die Gefangenschaft des Kaisers. Eine Synode zu Mainz 1085 entsetzte ihn seines Amtes. Durch Vermittelung Clemens' III. empfing er 1087 sein Bistum wieder und widmete sich nun ganz der Sorge für seine Kirche und der Bekehrung der Wenden bis an seinen Tod 1107. Im J. 1523 versetzte ihn Papst Hadrian VI. unter die Heiligen. Luther schrieb dagegen: "Wider den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen soll erhoben werden", auf welche Schrift Emser antwortete, der schon früher seine "Vita Bennonis" (Leipz. 1512) geschrieben hatte. Nach der Einführung der Reformation kamen Bennos Gebeine nach vielem Umherirren endlich 1576 nach München, das ihn zu seinem Schutzpatron wählte.

Bennstedt, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Seekreis Mansfeld, an der Würde, hat (1880) 1129 Einw., Braunkohlengruben und liefert der Berliner. Porzellanfabrik den weißen Thon.

Benoit (spr. -nŏa), 1) B. de Sainte-More, englisch-normänn. Trouvère des 12. Jahrh., Zeitgenosse und Nebenbuhler von Wace, verfaßte aus Veranlassung Heinrichs II. von England eine "Chronique des ducs de Normandie" von 23,000 achtsilbigen Versen (nach lateinischen Quellen, besonders nach Guillaume von Poitiers), die von der ersten Ankunft der Normannen bis 1137 reicht und von Michel (Par. 1837-44, 3 Bde.) herausgegeben ist. Gewöhnlich wird dieser Trouvère mit B., dem angenommenen Verfasser des "Roman de Troie" (hrsg. von Joly, Par. 1870-71, 2 Bde.) und des noch unedierten "Roman d'Énéas" (der Grundlage von Heinrich von Veldekes "Eneit"), identifiziert, eine Behauptung, welche Michel bestreitet, dagegen Joly aufrecht hält.

2) Peter, belg. Komponist, geb. 17. Aug. 1834 zu Harlebeke in Flandern, war 1851-55 Schüler des Konservatoriums zu Brüssel, wurde 1856 Kapellmeister des Parktheaters daselbst und errang 1857 mit der Kantate "Die Tötung Abels" den großen Staatspreis, den er zu umfassenden Studienreisen in Deutschland benutzte. Nachdem er über Paris, wohin er sich 1861 begab, in sein Vaterland zurückgekehrt war, trat er an die Spitze der sogen. nationalen oder vlämischen Musikbewegung, welche der Wagner-Lisztschen Richtung folgt, und wurde 1869 zum Direktor des Konservatoriums zu Antwerpen ernannt. Seine Hauptkompositionen sind Opern ("Erlkönig", "Isa"), ein Tedeum, eine Messe und ein Requiem, mehrere Oratorien ("Luzifer", "Die Schelde", "Die streitende, leidende und triumphierende Kirche") und Kantaten ("Der Krieg"), ein Klavierkonzert, eine Chorsymphonie ("Die Schnitter") u. a.

Benoîton (franz., spr. bönŏatóng), nach Sardous Schauspiel "La famille B." Bezeichnung für jemand aus den bessern Klassen, der im Handeln und Sprechen die Demimonde nachahmt.

Benouville (spr. b'nuwil), Léon, franz. Maler, geb. 30. März 1821 zu Paris, gest. 16. Febr. 1859, bildete sich als Pensionär in Rom besonders nach den ältern italienischen Meistern, von welchen er vorzugsweise die schlichte Einfachheit der Anordnung und die tiefe Empfindung entlehnte. Durch die letztere werden die Mängel seines etwas gräulichen Kolorits verringert. Dies ist wenigstens in seinem besten Bilde, dem sterbenden Franziskus von Assisi (1853, im Louvre), der Fall sowie in der heil. Klara, welche an der Thür ihres Klosters den Leichnam des heil. Franziskus empfängt (1859). B. gehörte zu den hervorragendsten Vertretern der Ingresschen Richtung.

Benrath, Dorf in der preuß. Rheinprovinz, am Rhein und der Linie Berlin-Hannover-Köln der Preußischen Staatsbahn, oberhalb Düsseldorf, mit katholischer Kirche, einem Schloß, das 1756-60 vom Kurfürsten Karl Theodor nach dem Plan des Baudirektors v. Pigage erbaut ward, Krankenpfleganstalt,