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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Berenikes Haupthaar - Beresin.

als dieser sich wieder der Krone bemächtigt hatte, 55 schuldlos ermordet.

5) Tochter des Königs Herodes Agrippa I. von Judäa, war zuerst Gemahlin ihres Oheims Herodes, Fürsten von Chalkis, lebte nach dessen Tod im Verdacht blutschänderischen Umgangs mit ihrem Bruder Agrippa II., heiratete nachher den König Polemon von Kilikien, trennte sich aber bald von diesem und wurde während des jüdischen Aufstandes Geliebte des Titus, der sie zu Rom in seinen Palast aufnahm. Die Absicht des Titus, sie förmlich zu seiner Gemahlin zu erheben, scheiterte an dem Widerwillen der Römer gegen die Ausländerin.

Berenikes Haupthaar (Coma Berenices), Sternbild am nördlichen Himmel, nahe am Schwanz des Löwen, von 170-203° Rektaszension und 14-32° nördlicher Deklination, von Eratosthenes nach Berenike 2) benannt. Es enthält nach Heis 70 dem bloßen Auge sichtbare Sterne, alle unter vierter Größe.

Berennung des kaiserlichen Lehens, ehemals die Sitte, daß der zu belehnende Fürst bei der Belehnung das Gerüst, auf dem der Kaiser Platz genommen, dreimal im vollen Jagen umritt, erst ohne Fahne, dann mit der Rennfahne, zuletzt mit der Lehnsfahne, welche das Wappen der zu Lehen zu empfangenden Länder zeigte.

Berennung einer Festung, s. Festungskrieg.

Berens, Hermann, Pianist und Komponist, geb. 1826 zu Hamburg, erhielt seinen ersten Unterricht von seinem Vater, dem dortigen Militärmusikdirektor, und studierte später zwei Jahre lang bei Reissiger in Dresden die Komposition. Nachdem er 1845 mit der Sängerin Alboni eine Konzertreise durch Deutschland gemacht, lebte er in Hamburg ausschließlich der Komposition, bis er sich 1847 nach Stockholm wandte, wo er sich durch Begründung von Quartettsoireen eine geachtete Stellung erwarb. Im J. 1849 wurde er Musikdirektor in Örebro, 1860 Kapellmeister beim Mindretheater in Stockholm und später Orchesterdirigent des königlichen Theaters sowie Lehrer der Komposition an der Akademie daselbst. Er starb in Stockholm 9. Mai 1880. B. hat in allen Gattungen der Komposition Anerkennenswertes geleistet, vorzüglich aber auf dramatischem Gebiet, wie dies seine in Stockholm mit Beifall aufgeführten Opern ("Violetta") und Operetten ("Der Sommernachtstraum", "Lully und Quinault" u. a.) beweisen.

Berent, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Danzig, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und eine kath. Kirche, ein kath. Schullehrerseminar, Bierbrauerei und (1880) 4283 Einw. (1299 Evangelische und 468 Juden).

Beresford, William Carr, Viscount B., Herzog von Elvas, natürlicher Sohn des George de la Poer, Marquis von Waterford, geb. 2. Okt. 1768, trat 1785 als Fähnrich in die englische Armee, focht bei Toulon, dann in West- und Ostindien sowie in Ägypten und 1800 als Oberst in Irland gegen die Rebellen. 1805 beteiligte er sich an der Eroberung des Kaplandes, nahm dann als Brigadegeneral Buenos Ayres, mußte jedoch vor einer zehnfachen Übermacht kapitulieren und geriet in Gefangenschaft, entwich aber und kam 1807 nach England. Demnächst ward er als Befehlshaber der Landtruppen nach Madeira geschickt und nach der Eroberung der Insel zum Gouverneur derselben ernannt, im März 1809 aber als Feldmarschall und Generalissimus an die Spitze der portugiesischen Armee gestellt; er warf mit 12,000 Mann am obern Douro ein französisches Korps unter Loison und schlug Soult bei Albuera. Unter Wellington befehligte er 1812 ein Armeekorps und trug zu den Siegen bei Vittoria, Bayonne und Toulouse wesentlich bei. 1814 ward er zum Baron B. erhoben und ging als englischer Bevollmächtigter nach Rio de Janeiro. In den nächsten Jahren war er abwechselnd in Brasilien und in Portugal thätig, übernahm zuletzt wieder das Kommando der portugiesischen Armee, machte sich aber durch die Strenge, mit welcher er 1817 in Lissabon die Verschwörung des Generals Freyre unterdrückte, bei den Soldaten verhaßt und wurde, eben als er als Generalgouverneur nach Rio de Janeiro gehen wollte, durch die portugiesische Revolution von 1820 außer Aktivität gesetzt. Später gewann er Einfluß beim König von Portugal, ward indessen verdächtigt, bei den Revolutionsversuchen der Königin und Dom Miguels 1823 beteiligt gewesen zu sein, und ging, aus Portugal verbannt, nach England, wo er 1823 zum Viscount B. erhoben wurde. Im Dezember 1826 kam er abermals nach Lissabon, um die englischen Hilfstruppen gegen die Rebellen zu führen, kehrte jedoch, ohne zum Kampf gekommen zu sein, nach England zurück, wo er 1828 Großmeister der Artillerie ward. Wegen geheimer Verbindungen mit der Miguelistischen Partei wurde ihm 1835 sein Gehalt als portugiesischer Feldmarschall auf längere Zeit entzogen. Seit 1810 hatte er einen Sitz im Unterhaus, den er jedoch nicht einnahm, im Oberhaus hielt er sich seit 1814 zu den Tories. Er zog sich zuletzt vom öffentlichen Leben zurück und starb 8. Jan. 1854 auf seinem Landgut Bedgebury Park in der Grafschaft Kent. - Sein Bruder, Sir John Poo B., Baronet, geb. 1769, zeichnete sich als Marineoffizier aus, wurde 1825 zum Vizeadmiral und 1838 zum Admiral ernannt, war mehrere Jahre hindurch Mitglied des Unterhauses und starb 2. Okt. 1844 auf seinem Gut Bedale in Yorkshire.

Beresin, Elias Nikolajewitsch, russ. Reisender und Orientalist, geb. 19. Juli 1818 im Gouvernement Perm, widmete sich auf der Universität zu Kasan historisch-philologischen Studien, besuchte dann Astrachan und die Kalmückensteppen und trat 1842 eine dreijährige Reise nach dem Orient an, die ihn durch ganz Persien, dann über Mesopotamien nach Kleinasien, Syrien und über Ägypten nach Konstantinopel führte, wo er noch ein Jahr verweilte. Nach seiner Rückkehr wurde er 1846 zum Professor der türkischen Sprache in Kasan ernannt, begab sich 1848 zu philologischen und ethnographischen Studien über die Tataren in Sibirien nach Tobolsk und untersuchte 1852 die alte Stadt Bulgar (s. d.). Seit 1855 bekleidet er die Professur des Türkischen an der Universität zu Petersburg, auch redigierte er den orientalischen Teil der großen "Russischen Encyklopädie" und ist Konservator des orientalischen Münzkabinetts zu Petersburg sowie Wirklicher Staatsrat. Mit den meisten Sprachen des mohammedanischen Orients vertraut, hat B. sein Studium doch hauptsächlich dem Türkischen und der Geschichte der Mongolen gewidmet. Seine Hauptwerke, in russischer Sprache, sind: ein Supplement zu Kasem Begs türkischer Grammatik (Petersb. 1847; deutsch von Zenker, Leipz. 1848); "Bibliothek orientalischer Autoren" (Kasan 1849-1854, 2 Bde.); "Reise nach Daghestan und Transkaukasien" (das. 1850); "Grammatik der persischen Sprache" (das. 1853); "Recherches sur les dialects musulmans" (das. 1848-53, 2 Bde.); "Reise in das nördliche Persien" (das. 1852); "Bulgar an der Wolga" (das. 1853); "Die Invasion der Mongolen in Rußland" (Petersb. 1852-54, 2 Bde.); "Die mohammedanische Religion in ihren Beziehungen zur Zivilisa-^[folgende Seite]