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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bergreihen - Bergst.

gebung mehrere Glashütten, Glasschleifereien und Brettsägen. B. war im 14. Jahrh. der Sitz bedeutender Goldgewinnung durch Bergbau und Wäscherei. Karl IV. ließ von hier 1366 die Handelsstraße durch den Böhmerwald, "den goldenen Steig", anlegen. Rudolf II. erhob B. 1584 zur königlichen Bergstadt.

Bergreihen, ursprünglich (seit dem 14. Jahrh.) eine Klasse von Volksliedern, welche das Bergmannsleben zum Gegenstand hatten, und zu deren Melodien in der Reformationszeit auch geistliche Texte gedichtet wurden; sodann Bezeichnung für Volkslieder überhaupt. Als die eigentliche Heimat der B. sind Thüringen und Sachsen anzusehen, wo auch die erste Sammlung derselben ("Bergkreyen, etliche geistlich und weltlich", Zwickau 1531) erschien. Vermutlich auf Grund dieser jetzt nur noch dem Titel nach bekannten Sammlung wurde eine neue, vermehrte Ausgabe der Lieder 1534 in Nürnberg veranstaltet, von welcher nach einem Exemplar der Weimarer Bibliothek O. Schade einen Neudruck ("B., eine Liedersammlung des 16. Jahrhunderts", Weim. 1854) veröffentlichte. Andre Sammlungen echter alter B. gaben Döring ("Sächsische B.", Grimma 1839-40, 2 Hefte) und R. Köhler ("Alte Bergmannslieder", Weim. 1858) heraus.

Bergsalbei, s. Lantana.

Bergschiffe, s. Bergfahrt.

Bergschlipf, s. Bergsturz.

Bergschöppenstühle, ehedem Berggerichte, vor denen wichtigere Bergrechtsfälle zur Verhandlung und Entscheidung kamen, namentlich in Freiberg, Joachimsthal und Klausthal. An ihre Stelle traten später Berggerichte, die neuerdings mit der besondern bürgerlichen Gerichtsbarkeit überhaupt beseitigt worden sind.

Bergschulen, Lehranstalten zur Ausbildung von Privatgrubenbeamten (Obersteigern, Gruben-, Maschinen-, Poch-, Wäschsteigern, Werkmeistern, Grubenrechnungsführern, Markscheidern), zuweilen auch von Unterbeamten für das fiskalische Berg- und Hüttenwesen. Im preußischen Staat bestehen solche zu Eisleben (die älteste Anstalt, aus dem vorigen Jahrhundert), Klausthal, Bochum, Essen, Siegen, Wetzlar, Saarbrücken, Dillenburg, Bardenberg, Tarnowitz und Waldenburg. Die Aufnahme ist geknüpft an das erreichte 18. Lebensjahr bei vorheriger Beschäftigung bei der Bergarbeit und an das Maß der Kenntnisse, welches den Leistungen der obern Klasse einer guten Elementarschule entspricht. Der Unterricht erstreckt sich gewöhnlich auf Mathematik, Physik, Chemie, Maschinenkunde, Maschinenzeichnen, Bergbaukunde, Gebirgslehre und Mineralogie, Grubenrechnungswesen, Markscheiden, Gesetzeskunde, an einigen Gruben auch auf Hüttenkunde und Probierkunst. In den Markscheiderfachklassen werden Mathematik, Gebirgslehre und Mineralogie, Markscheiden und Gesetzeskunde vorgetragen. Die Verwaltung liegt den Oberbergämtern ob, welche auf den Vorschlag von Kuratorien den Bergschuldirektor und die Lehrer ernennen. Die Kosten werden entweder aus fiskalischen Mitteln allein oder gemeinschaftlich aus den Berggewerkschaftskassen und durch freiwillige Beiträge gedeckt. Mit den B. sind gewöhnlich Vor- oder Steigerschulen verbunden mit folgenden Unterrichtsgegenständen: deutsche Sprache, Rechnen, Schreiben, Mathematik (Arithmetik und Algebra, Planimetrie, Trigonometrie), Physik, Maschinenkunde, Maschinenzeichnen, Bergbaukunde, Gebirgslehre und Mineralogie, Grubenrechnungswesen und Markscheiden. Vgl. Römer, Die preußischen B. (Bresl. 1864), und die Jahresberichte über die einzelnen preußischen Bergschulen.

Bergseife (Bockseife), schwarzes, thoniges Mineral von Talk- bis Gipshärte, mild, undurchsichtig, sehr fett anzufühlen, nicht abfärbend, aber schreibend wie schwarze Kreide, an der Zunge hängend, im Wasser mit Knistern zerspringend, ist ein Thonerdesilikat mit Wasser und etwas Eisenoxyd. B. findet sich in Thon und über Basalt bei Waltershausen, Rabenscheid im Nassauischen, Bilin in Böhmen, Gora in Polen, auf der schottischen Insel Skye, dient zum Waschen.

Bergsöe, Wilhelm, dän. Novellist und Naturforscher, geb. 8. Febr. 1835 zu Kopenhagen als Sohn des Administrators der königlichen Porzellanfabrik, studierte auf der dortigen Universität seit 1854 erst zwei Jahre Medizin, dann Naturwissenschaften, besonders Zoologie, und ging 1862 nach Italien, wo er namentlich in Messina die Fauna des Mittelmeers erforschte und interessante Beobachtungen über die Parasiten des Schwertfisches machte. Nach seiner Rückkehr veröffentlichte er über die letztern die Monographie "Philichthys Xiphiae" (1864), sodann ein umfangreiches Werk: "Über die italienische Tarantel und den Tarantismus im Mittelalter und in neuerer Zeit" (Kopenh. 1865). Durch den anhaltenden Gebrauch des Mikroskops zog er sich eine heftige Augenentzündung zu, infolge deren er für einige Zeit völlig erblindete und sich genötigt sah, seine Laufbahn als Naturforscher aufzugeben. Mit verdoppeltem Eifer wandte er sich nun der litterarischen Thätigkeit zu, diktierte zunächst den Novellencyklus "Fra Piazza del Popolo" (1866, 4. Aufl. 1880; deutsch von Strodtmann, Berl. 1870), der große Sensation erregte, und ließ demselben seine erste Gedichtsammlung: "I Ny og Nä" ("Dann und wann", das. 1867), nachfolgen. Während eines zweiten Aufenthalts in Rom (1868), wo er teilweise Heilung seines Augenleidens fand, schrieb er den Roman "Fra den gamle Fabrik" ("Aus der alten Fabrik", 3. Aufl. 1879; deutsch, 2. Aufl., Leipz. 1874), Erinnerungen aus seiner Jugendzeit, die zwar nicht an phantastischer Kraft dem vorhergehenden gleichkamen, aber in Form und Inhalt reifer sind. Der etwas breite Roman "I Sabinerbjergene" (1871; deutsch: "Im Sabinergebirge", Brem. 1872) setzte die Reihe fort; dann folgten: "Bruden fra Rörvig" (1872; deutsch: "Die Braut von Rörvig", Berl. 1872); "Gjengangerfortällinger" (1873; deutsch: "Gespensternovellen", das. 1873); "Italienske Noveller" (1874; deutsch, Leipz. 1876) und die letzte novellistische Arbeit: "Hvem var han?" ("Wer war er?"), die einzige, die er selbst niederschrieb, und die deshalb auch die feinste und ausgearbeitete ist. Reiche Phantasie, feine Beobachtung und glänzende Darstellung zeichnen diese Romane aus und lassen auch an Originalität seine lyrischen Dichtungen weit hinter sich. Von letztern erschienen noch zwei Sammlungen: "Hjemvee" ("Heimweh", 1872) und "Blomstervignetter" ("Blumenvignetten"). In dem Werk "Rom under Pius den Niende" (1874-1879), zu welchem er während eines dritten Aufenthalts in Rom 1872 seine Studien machte, schildert er zu Bildern französischer Künstler das päpstliche Rom als den Herd des Ultramontanismus; in "Fra Mark og Skow" ("Aus Feldand Welt", 1880, 3 Tle.), einer Sammlung früherer naturhistorischer Schilderungen, gibt er populäre Darstellungen aus dem Leben der Insekten.

Bergst., bei zoolog. Namen Abkürzung für J. A. B. ^[Johann Andreas Benignus] Bergsträßer (geb. 1732 zu Idstein, gest. 1812 als Konsistorialrat in Hanau; Entomolog).