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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bethmann-Hollweg; Bethnal Green; Bethome; Bethphăge; Bethsaida; Bethschemesch; Bethsean; Béthune; Bethusy-Huc

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Bethmann-Hollweg - Bethusy-Huc.

liche Grazie und Schalkhaftigkeit, in der Tragödie durch Würde, wahrhaft poetische Auffassung und großartige Durchführung der darzustellenden Charaktere. Von der Fanchon und der Gurli bis zur Maria Stuart und der Lady Macbeth hinauf bewährte sich ihre glänzende Begabung. In der Deklamation, besonders der Verse, die vom feinsten rhythmischen Gefühl getragen war, hat wohl keine Künstlerin sie übertroffen. Von Statur war sie klein, auch nie eigentlich schön von Gesicht. Sie bekam früh eine gelbliche Gesichtsfarbe und einen ziemlichen Kropf, dabei war ihre Stimme keineswegs groß oder machtvoll; doch wußte sie dieselbe so glücklich zu gebrauchen und so hinreißend zu erscheinen und zu spielen, daß sie stets die Zuschauer entzückte. - Ihr zweiter Gatte, Heinrich Eduard B., geb. 1774 zu Rosenthal bei Hildesheim, betrat die Bühne zuerst 1792 bei der Bossanschen Gesellschaft, ward 1794 in Berlin angestellt, wo er in Liebhaberrollen großen Beifall erntete, übernahm 1824 die Regie des Königsstädter, dann nacheinander die Direktion des Aachener und Magdeburger Theaters und leitete später eine reisende Gesellschaft in Sachsen. Er starb 8. April 1857 in Halle.

Bethmann-Hollweg, Moritz August von, berühmter Zivilist und Forscher auf dem Gebiet des römischen Rechts, Sohn J. J. ^[Johann Jakob] Bethmann-Hollwegs, damaligen zweiten Chefs des Bankierhauses Gebrüder Bethmann, geb. 10. April 1795 zu Frankfurt a. M., erhielt seine vorbereitende Bildung unter K. Ritters Leitung und auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, bereiste 1811 und 1813 mit Ritter die Schweiz und Italien und studierte seit 1813 zu Göttingen, seit 1815 zu Berlin Jurisprudenz. Noch als Student beteiligte er sich an der Entzifferung des von Niebuhr entdeckten Veroneser Gajus. Um Michaelis 1817 nach Göttingen zurückgekehrt, begab er sich auf Savignys Einladung im Frühjahr 1819 nach Berlin, um sich an der dortigen Universität als Privatdozent zu habilitieren. Ein Jahr darauf wurde er außerordentlicher Professor für Zivilrecht und Prozeß. 1829 auf seinen Wunsch nach Bonn versetzt, legte er 1842 seine Professor nieder, um das Kuratorium der Universität zu übernehmen, das er bis 1848 verwaltete. 1840 war er bei der Huldigung Friedrich Wilhelms IV. geadelt worden. 1845 zum Mitglied des Staatsrats ernannt, wohnte er 1846 als Deputierter der rheinischen Provinzialsynode der Generalsynode zu Berlin bei, wie er, der orthodoxen Richtung angehörend, an kirchlichen Angelegenheiten überhaupt regen Anteil genommen hat. Parlamentarisch thätig war er als Mitglied der Ersten Kammer 1849-50 und 1851-52, als Mitglied der Zweiten Kammer 1852-55. Im November 1858 wurde er vom Prinz-Regenten als Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten in das neue preußische Kabinett berufen, von welchem Posten er im Frühjahr 1862 nebst seinen Kollegen zurücktrat. Er starb 14. Juli 1877 auf seinem Schloß Rheineck bei Andernach am Rhein. Sein Hauptwerk ist: "Der Zivilprozeß des gemeinen Rechts in geschichtlicher Entwickelung" (Bonn 1864-74, 6 Bde.). Außerdem schrieb er: "Grundriß zu Vorlesungen über den gemeinen Zivilprozeß" (Berl. 1821; 3. Aufl., Bonn 1832); "Versuche über einzelne Teile der Theorie des Zivilprozesses" (Berl. 1827); "Gerichtsverfassung und Prozeß des sinkenden römischen Reichs" (Bonn 1834); "Ursprung der lombardischen Städtefreiheit" (das. 1846); "Über die Germanen vor der Völkerwanderung" (das. 1850); "Über Gesetzgebung und Rechtswissenschaft als Aufgabe unsrer Zeit" (das. 1876).

Bethnal Green (spr. grihn), Stadtteil im östlichen London (England), mit (1881) 127,006 Einw., Sitz der Seidenindustrie Londons. Das Bethnal Green Museum ist ein Zweig desjenigen von South Kensington (s. London).

Bethome, befestigte Stadt in Samaria (Palästina), nördlich von Sichem, wohin im Empörungskrieg gegen den Hasmonäerkönig Alexander Jannai (94-88 v. Chr.) viele vornehme Juden von der Pharisäerpartei flohen. Der König eroberte die Stadt und ließ 800 der Flüchtlinge in Jerusalem kreuzigen.

Bethphăge ("Haus der Feigen"), Dorf bei Jerusalem, von wo aus Jesus vor seinem Tod seinen Einzug in Jerusalem hielt. Die Tradition verlegt es an den Ostabhang des Ölbergs, wahrscheinlich aber lag es an der Straße nach Bethania.

Bethsaida ("Haus des Fanges"), 1) Flecken in Galiläa, auf der Nordwestseite des Sees Genezareth, Geburtsort der Apostel Petrus, Andreas und Philippus. -

2) Flecken in Gaulonitis, unweit oberhalb des Jordaneinflusses in den See Genezareth, wurde vom Tetrarchen Philippos zur Stadt erhoben und zu Ehren der Tochter des Augustus Julias genannt. In seiner Nähe soll die Speisung der 5000 stattgefunden haben. Ruinen auf dem Hügel Et Tell.

Bethschemesch ("Haus der Sonne"), Priesterstadt in Palästina, im Stamm Dan an der Grenze gegen die Philister gelegen, auf dem Weg von Eleutheropolis nach Nikopolis. Hier fand die Rückgabe der Bundeslade durch die Philister und der Sieg des israelitischen Königs Joas über Amazia, den König von Juda, statt. Unter Ahas wurde die Stadt von den Philistern erobert. B. entspricht den heutigen Ruinen von Ain Schems, 24 km westlich von Jerusalem.

Bethsean ("Haus der Ruhe"), Stadt in Palästina, dem Stamme Manasse angehörig, aber westlich vom Jordan am Fuß des Gebirges Gilboa gelegen, war lange ein Besitztum der Kanaaniter und Philister. An seinen Mauern hängten sie den Leichnam des Königs Saul aus. Wohl von einer skythischen Besatzung hieß die Stadt im makedonisch-syrischen Zeitalter Skythopolis. Vom Römer Gabinius vergrößert, ward B. in der christlichen Zeit Sitz eines Bischofs, wurde von Saladin geplündert und ist seitdem verfallen. Jetzt befindet sich dort das Dorf Beisan mit einem Kastell. Außer der Stelle der Burg finden sich noch die Spuren von einem Amphitheater, von Mauern, Brücken, Gräbern etc.

Béthune (spr. -tühn), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Pas de Calais, auf einer Anhöhe an der Brette, an der Vereinigung zweier Schifffahrtskanäle und an der Nordbahn, von welcher hier die Eisenbahn B.-Lille abzweigt, deklassierte Festung mit alten, von Vauban verbesserten Werken, hat einen merkwürdigen Turm (Bellried) aus dem 14. Jahrh., ein Collège und (1881) 10,374 Einw., welche Seifen- und Rübenzuckerfabrikation, Bleicherei sowie Handel mit Flachs, Leinwand, Ölsaat, Steinkohlen und Torf betreiben. Die Stadt, im Mittelalter zu Flandern gehörig, kam 1713 an Frankreich. Vgl. Beghin, Histoire de la ville de B. (Douai 1874).

Béthune, Arm. Jos. de, s. Charost.

Bethusy-Huc, Eduard Georg, Graf von, deutscher Politiker, aus einer alten, in Schlesien und Polen ansässigen, 1773 in den Grafenstand erhobenen Familie, geb. 3. Sept. 1829 auf dem Familiengut Bankau bei Kreuzberg, studierte in Bonn, Breslau und Berlin die Rechte und übernahm 1853 nach längern Reisen im Orient sowie in Italien und Frankreich die Verwaltung seiner ausgedehnten Be-^[folgende Seite]