Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Beyle; Beyme; Beyrich; Beyschlag

869

Beyle - Beyschlag.

heit und kleine Statur vorgeworfen. Seine Gattin hieß Beyla und stand ebenfalls in Freys Diensten. Uhland (im "Mythus von Thor") hält sie nach ihren Namen (Bieger und Biegung) und nach der obigen Charakteristik des B. ursprünglich für Personifikationen sanfter Winde, "die nur leicht und schmeichelnd Gezweig und Halme biegen".

Beyle (spr. bähl), Marie Henri, franz. Schriftsteller, meist unter dem Pseudonym Stendhal auftretend, geb. 23. Jan. 1783 zu Grenoble, wurde nach einem an Abenteuern reichen Jugendleben kaiserlicher Beamter, machte die Feldzüge in Deutschland mit, ward 1812 Auditeur im Staatsrat und ging nach der zweiten Restauration nach Italien, welches jetzt sein Lieblingsaufenthalt wurde. Nach der Julirevolution von 1830 wurde er zum Generalkonsul in Triest ernannt, ging indessen, weil ihm die österreichische Regierung wegen seiner Schriften das Exequatur verweigerte, in gleicher Eigenschaft nach Civita Vecchia und starb 23. März 1842 in Paris. Seine hauptsächlichsten Schriften sind die Romane: "Le Rouge et le Noir" (1830, 2 Bde.) und besonders "La Chartreuse de Parme" (1839, 2 Bde.; oft aufgelegt), in welchen sich alle seine Vorzüge, wie scharfe Charakteristik, pikanter Stil und glänzender Witz, aber auch seine Fehler finden, nämlich krankhaftes Jagen nach Originalität, unverhüllter Cynismus und Mangel an sittlicher Idee. Unter seinen übrigen zahlreichen Schriften sind die bedeutendsten: "Lettres sur Haydn, écrites de Vienne, sulvies d'une vie de Mozart, etc." (1815); "Vies de Haydn, Mozart et Metastase" (1817, ein Wiederabdruck des vorigen; beide unter dem Namen Alex. César Bombet publiziert); "Rome, Naples et Florence en 1817" (1817); "Histoire de la peinture en Italie" (1817, 2 Bde.), mit Studien über Leonardo da Vinci und Michelangelo; "Del romantismo nelle arti" (1819); "De l'amour" (1822, 2 Bde.); "Racine et Shakespeare" (1823), eine interessante, besonders von der romantischen Schule lebhaft begrüßte Skizze; die lesenswerte "Vie de Rossini" (1824, 2 Bde.); "D'un nouveau complot contre les industriels" (1825), eine geistreiche Satire; "Armance, ou quelques scènes de Paris en 1827" (1827, 3 Bde.); "Promenades dans Rome" (1829, 2 Bde.), ein geistvoller Führer durch Roms Kunstschätze; "Mémoires dan touriste" (1838, 2 Bde.), Berichte über Ausflüge in Frankreich. Nach seinem Tod erschienen: "Nouvelles inédites" (1853); "Romans et nouvelles" (1854) und "Correspondance inédite" (1855). Die meisten seiner Schriften erschienen in den letzten Jahren in neuen Auflagen. In Geschmack und Ideen ein Kind des 18. Jahrh., hat B. durch seine tiefe Welterfahrung, seine Originalität, seine reichen Kenntnisse in Musik und Kunst, seinen geistreichen Skeptizismus großen Einfluß auf seine Zeitgenossen ausgeübt; sein bedeutendster Schüler, Mérimée, übertrifft ihn an Eleganz des Stils. Vgl. Paton, Henry B., "A critical and biographical study" (Lond. 1874).

Beyme, Karl Friedrich, Graf van, preuß. Staatsmann, geb. 10. Juli 1765 zu Königsberg in der Neumark aus einer bürgerlichen Familie, studierte zu Halle die Rechte, trat 1784 in den preußischen Staatsjustizdienst, ward 1788 Kammergerichtsassessor und bei der Redaktion des allgemeinen Landrechts beschäftigt und schon 1791 Kammergerichtsrat. In dieser Stellung erwarb er sich das Vertrauen und die Gunst des Kronprinzen, der ihn nach seiner Thronbesteigung 1798 zum Kabinettsrat ernannte. Ohne daß er die Gefahren der Situation erkannte, beschränkte sich B. in seinem einflußreichen Amte darauf, gelegentlich zweckmäßige Ratschläge zu erteilen und tüchtige Gelehrte und Staatsmänner zur Anstellung zu empfehlen. Stein und Hardenberg verlangten daher 1807 seine Entfernung, und B. wurde hierauf zum Präsidenten des Kammergerichts in Berlin, nach Steins Rücktritt aber 1808 mit dem Titel eines Großkanzlers zum Justizminister ernannt. Doch zeigte er sich seiner neuen Stellung nicht gewachsen, huldigte ganz der ängstlichen Politik Altensteins und mußte daher seinen Posten 1810, als Hardenberg an die Spitze des Ministeriums trat, aufgeben, wurde aber in verschiedenen Ämtern, namentlich 1813 und 1814 als Zivilgouverneur von Pommern, verwendet. 1816 in den Grafenstand erhoben, trat B. im November 1817 wieder in das Ministerium und zwar als Chef eines für ihn neugeschaffenen Departements für die Revision der Gesetze und für die Justizorganisation in den neuen Provinzen. Er schloß sich jetzt der kleinen liberalen Partei an, welche sich bemühte, die überhandnehmende Reaktion aufzuhalten und eine landständische Verfassung einzuführen. Da aber dieses Bemühen vergeblich war, trat er 31. Dez. 1819 mit Wilhelm v. Humboldt und Boyen aus dem Ministerium und zog sich auf sein Schloß Steglitz bei Berlin zurück, wo er 10. Dez. 1838 starb.

Beyrich, Heinrich Ernst, Geolog und Paläontolog, geb. 31. Aug. 1815 zu Berlin, wurde Professor der Geologie und Paläontologie daselbst und übernahm mit der Gründung der geologischen Landesanstalt für den preußischen Staat die wissenschaftliche Leitung der geologischen Landesaufnahme. Als akademischer Lehrer hat B. das Interesse für exakte geologische Forschungen und namentlich für Behandlung der Petrefaktenkunde im Sinn Leopold v. Buchs stets neu zu beleben gewußt; besondere Verdienste aber erwarb er sich um das Zustandekommen einer genauen geologischen Karte Deutschlands. Die Grundlage dieses Unternehmens ist wesentlich unter Beyrichs Leitung in der neuen "Geologischen Karte von Preußen und den thüringischen Staaten" geschaffen worden, und an der Herstellung der bis jetzt erschienenen Sektionen hat B. hervorragenden Anteil genommen. Er schrieb noch: "Beiträge zur Kenntnis der Versteinerungen des rheinischen Übergangsgebirges" (Berl. 1837); "Untersuchungen über Trilobiten" (das. 1846, 2 Bde.); "Konchylien des norddeutschen Tertiärgebirges" (das. 1853-57, 6 Hefte); "Die Krinoiden des Muschelkalks" (das. 1857); "Über einige Cephalopoden aus dem Muschelkalk der Alpen" (das. 1867). - Beyrichs Gattin ist die unter dem Namen Klementine Helm bekannte Jugendschriftstellerin, geb. 9. Okt. 1825 zu Delitzsch.

Beyschlag, 1) Wilibald, evang. Theolog, geb. 7. Sept. 1823 zu Frankfurt a. M., wurde evangelischer Hilfsprediger in Trier, 1857 Hofprediger in Karlsruhe und ging als ordentlicher Professor der Theologie 1860 nach Halle. Noch während er 1864 an der Protestbewegung gegen Schenkel sich beteiligte, wurde seine eigne Rechtgläubigkeit verdächtig infolge eines Vortrags, den er auf dem Kirchentag zu Altenburg über die Frage hielt: Welchen Gewinn hat die evangelische Kirche aus den neuesten Verhandlungen über das Leben Jesu zu ziehen? Außer zahlreichen Vorträgen (gesammelt u. d. T.: "Zur deutsch-christlichen Bildung", Halle 1880), Predigten, Gelegenheitsschriften sind zu erwähnen: "Die Christologie des Neuen Testaments" (Berl. 1866); "Die Paulinische Theodicee, Rom. 9-11" (das. 1868); "Die christliche Gemeindeverfassung im Zeitalter des Neuen Testaments" (Haarlem 1874); "Zur Johan-^[folgende Seite]