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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Biarmia; Biarritz; Biart; Bīas; Bíasca; Biasse; Bibāle; Bibāmus; Bibân; Bibars; Bibbiēna

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Biarmia - Bibbiena.

diesem Gebiet ist der Kampf mit den Eisbären, den ein Fischerboot im Polarmeer besteht (im städtischen Museum in Leipzig). Bekannte Werke von B. sind außerdem: die Ohrenbeichte, reisende Komödianten auf der See, Zimmer zu vermieten, Linnés Jugendleben. Seine in den Jahren 1858 und 1859 ausgeführte Reise nach Brasilien beschrieb B. in dem illustrierten Werk "Deux années au Brésil" (Par. 1862). Er starb im Juni 1882 in Paris. - Seine seit 1845 von ihm geschiedene Gattin schrieb unter dem Namen Léonie d'Aunet: "Voyage d'une femme au Spitzberg" (7. Aufl. 1881); "Jane Osborn" (Drama, 1855); die Romane: "Un mariage en province" (3. Aufl. 1859), "Une vengeance" (2. Aufl. 1856) u. a.

Biarmia (Bjarmar), Land, s. Perm.

Biarritz, Flecken und berühmtes Seebad im franz. Departement Niederpyrenäen, 7 km südlich von Bayonne, in einer der Buchten des innersten Winkels der Bai von Viscaya malerisch zerstreut gelegen, an der Französischen Südbahn, hat einen von Felsen umschlossenen Fischerhafen, auf dessen Verbesserung bedeutende Summen, jedoch ohne sichtlichen Erfolg, verwendet worden sind, Badeetablissements an der nördlich und südlich vom Hafen gelegenen Küste, eine neue Kirche im romanischen Stil, zahlreiche Villen (darunter die der Exkaiserin Eugenie), ein Kasino, einen malerischen Leuchtturm mit Schloßruinen (Atalaya) und (1876) 3348 Einw. B. ist besonders durch Napoleon III. in Aufnahme gekommen, der mit seiner Familie fast alljährlich das dortige Seebad gebrauchte (1862 und 1865 Zusammenkunft mit Bismarck), und ist seitdem von der französischen Aristokratie wie von Engländern und Spaniern stark besucht. Die jährliche Frequenz beläuft sich auf 6000 Badegäste (die Bewohner von Bayonne nicht eingerechnet, deren Lieblingsaufenthalt und Ausflugsort B. bildet). Die Saison dauert vom Juli bis September; die mittlere Temperatur des Meers beträgt 16-22° C.; die Luft ist auch im Sommer mild. Vgl. Gsell-Fels, Südfrankreich nebst den Kurorten der Riviera (2. Aufl., Leipz. 1883); de Lavigne, B. et autour de B. (Par. 1882).

Biart (spr. -ar), Lucien, franz. Roman- und Reiseschriftsteller, geb. 21. Juni 1829 zu Versailles, schiffte sich in jungen Jahren nach Mexiko ein, wo er sich naturwissenschaftlichen Studien widmete, und war unter der Regierung des Kaisers Maximilian Mitglied der mexikanischen Kommission. Nach 20jähriger Abwesenheit in die Heimat zurückgekehrt, veröffentlichte er in verschiedenen Zeitschriften eine Reihe interessanter Reisebeschreibungen aus Mexiko und Südamerika, an denen der Naturforscher wie der Sittenschilderer und Künstler gleichen Anteil hatte, und ließ sodann eine Reihe von Romanen nachfolgen, deren Verdienst ebenfalls weniger in der Neuheit der Fabel oder in der Durchführung der Charaktere liegt als in der Schilderung fremdartiger Sitten und einer wilden, üppigen Urwaldnatur, die er oft mit wahrer Meisterschaft vor die Augen des Lesers hinzaubert. Wir nennen von seinen Werken: "Les Mexicaines" (Gedichte, 1853); "Présent et passé" (Gedichte, 1859); "La terre tempérée" (1866); "Benito Vasquez" (1869); "Aventures d'un jeune naturaliste" (1869); "Pile et face" (1870); "Laborde et Cie." (1872); "Les clientes du docteur Bernagius" (1873); "L'eau dormante" (1875); "A travers l'Amérique" (1876, von der Akademie gekrönt); "Deux amis" (1877); "La Capitana" (1880) sowie eine Übersetzung des "Don Quichote" mit Vorrede von Mérimée.

Bīas, einer der sogen. sieben Weisen Griechenlands, aus Priene in Ionien, Zeitgenosse des lydischen Königs Alyattes und seines Sohns Krösos, lebte um 570 v. Chr. Nach den ihm beigelegten Sinnsprüchen (Gnomen) ist die Weisheit das einzige unverlierbare Eigentum des Menschen; das höchste Gut: Bewußtsein des Rechten; der größte Reichtum: nichts zu wünschen; des Weisen Werk: schaden können und doch nicht wollen. Als die Einwohner von Priene beschlossen hatten, mit ihren Kostbarkeiten die belagerte Stadt zu verlassen, that er gegen einen seiner Mitbürger, der sich wunderte, daß er keine Anstalt zur Abreise machte, den Ausspruch: "Ich trage alles, was mir gehört, bei mir" ("Omnia mea mecum porto"). Seine Sittensprüche sind gesammelt von Orelli in "Opuscula Graecorum veterum sententiosa et moralia" (Leipz. 1819) und von Mullach in "Fragmente philosophorum graecorum", Bd. 1 (Par. 1860); übersetzt in Diltheys "Fragmenten der sieben Weisen" (Darmst. 1835); ein lyrisches Bruchstück in Bergks "Poetae lyrici graeci", Bd. 3. Vgl. Bohren, De septem sapientibus (Bonn 1867).

Bíasca, Flecken im schweizer. Kanton Tessin, Bezirk Riviera, 296 m ü. M., am Tessin und an der Gotthardbahn, mit Weinhandel und (1880) 2230 kath. Einwohnern.

Biasse, rohe, levantische Seide.

Bibāle (lat.), Trinkgelage; Bibalien, Trinkgelder, Sporteln; Bibax, Zechbruder; Bibazität, Trunksucht.

Bibāmus! (lat.), laßt uns trinken!

Bibân (arab., "Pforte"), 1) berühmte, sehr enge und 25 km lange Thalschlucht in Algerien, an der Westgrenze der Provinz Konstantine, auf der Straße von Algier nach Setif, konnte, ehe die französische Armee 1839 den Durchzug bewerkstelligte, nur gegen einen an die Bergbewohner zu entrichtenden Zoll passiert werden, wird jetzt aber von einer bequemen Straße durchzogen und ist für die Eisenbahnlinie Setif-Algier in Aussicht genommen -

2) B. el Meluk ("Pforte der Könige"), Thal in Ägypten, bei Theben am Nil, mit berühmten Gräbern der Könige aus der 18., 19. und 20. Dynastie in einem von majestätischen Felsen umschlossenen Kessel.

Bibars, Name zweier ägyptischer Sultane: 1) B. I. schwang sich aus dem Sklavenstand zum Mameluckenhäuptling empor, tötete 1250 den Kalifen Turanschah und machte sich 1260 durch Ermordung des Sultans Kotuz zum Herrn von Syrien und Ägypten. Er herrschte gerecht und kraftvoll, erweiterte das Reich durch Eroberung des einstigen Königreichs Jerusalem, förderte auch Gewerbe und Handel; starb 1277.

2) B. II., zwölfter Sultan der baharidischen Mamelucken, ein geborner Tscherkesse, ursprünglich Sklave des Sultans Kelanu, dann Emir, stieg unter Khalil und Mohammed zu den höchsten Reichswürden empor, ward nebst Salar das Haupt der Mamelucken und 1309 von diesen gezwungen, die Regierung zu übernehmen, regierte jedoch nur elf Monate, indem er, von seinen Truppen verlassen, in die Hände Mohammeds fiel, der ihn erdrosseln ließ.

Bibbiēna, Stadt in der ital. Provinz Arezzo (Toscana), auf einem Hügel am Arno, im sogen. Casentino, ehemals befestigt, hat eine Kirche, San Lorenzo, mit Reliefs in der Manier der Robbia, eine seit dem 16. Jahrh. bestehende litterarisch-wissenschaftliche Akademie und (1881) 1677 Einw., welche Wein-, Öl- u. Seidenkultur und lebhaften Handel treiben. Östlich davon erhebt sich der Alvernia, auf welchem in 1134 m Meereshöhe das gleichnamige ehemalige Kloster (vom heil. Franziskus 1213 gegründet) und eine Kirche (mit Terrakottereliefs von Luca della Robbia) stehen.