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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Billard

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Billard.

wie in England vom Kongreß oder den Staatslegislaturen behandelt. Der Präsident billigt (approves) oder mißbilligt (disapproves) die von beiden Häusern (Senat und Repräsentantenhaus) angenommenen Bills. Eine Zweidrittel-Majorität aber erhebt auch eine vom Präsidenten oder Gouverneur mit dem Veto belegte oder gemißbilligte B. zum Gesetz. Ebenso wird jede von beiden Häusern angenommene B., wenn sie der Präsident nicht binnen zehn Tagen zurückschickt, ein Gesetz, sobald nicht eine Vertagung dazwischentritt.

Billard (franz., von bille, "Kugel, Ball"), eine gewöhnlich viereckige, auf sechs starken Füßen ruhende, völlig horizontal liegende Tafel von der Form eines Rechtecks und halb so breit als lang, oben von einem elastischen, früher mit Flanell gepolsterten, jetzt aus Gummi gefertigten Rand (Billardbande) eingefaßt und auf der ganzen Oberfläche mit grünem Tuch straff überzogen. An den Banden sind bei dem alten, jetzt fast ganz von dem neuen "französischen" (ohne Löcher, s. unten) verdrängten B. in gleicher Distanz sechs Löcher (vier in den Ecken, zwei in der Mitte der Längsseiten) angebracht, welche gewöhnlich zu Billardbeuteln führen. Zum Billardspiel bedient man sich elfenbeinerner Bälle von 1½-2 Zoll Durchmesser (Billardbälle), oft von verschiedener Farbe, welche mittels eigens dazu gearbeiteter Stöcke (Queues) aufeinander und dadurch nach bestimmten Regeln in die Billardlöcher gestoßen ("gemacht") werden. Statt der viereckigen Billards hat man auch sechs-, achteckige, kreisförmige und ovale versucht, ohne daß diese zu allgemeiner Geltung hätten gelangen können. Auch die Quadratgestalt empfiehlt sich nicht, da man bei der nötigen Größe der Tafel zu Bällen, die in der Mitte stehen, nicht ohne Schwierigkeit gelangen könnte, außerdem die Zahl der Löcher entweder vier, was zu wenig, oder acht, was zu viel ist, betragen müßte. Dagegen scheint die Form des regelmäßigen Sechsecks wenigstens für kleinere Billards sich zu empfehlen, indem es eine größere Mannigfaltigkeit des Abstoßes als das Rechteck darbietet. Das Billardspiel beruht im allgemeinen auf den Gesetzen des Stoßes und der Mitteilung der Bewegung zwischen elastischen, aneinander stoßenden Körpern, welche sich, soweit sie auf das B. Anwendung finden, in folgendem zusammenfassen lassen: 1) Trifft eine durch einen Stoß in Bewegung gesetzte Kugel auf eine andre, ihr an Masse und Volumen gleiche, und ist der Stoß ein zentraler, d. h. erfolgt er in der Richtung der die Mittelpunkte beider Kugeln verbindenden geraden Linie, so überträgt die erstere Kugel ihre Bewegung völlig auf die andre; während sie aber an dem Punkt, wo sie diese getroffen, stehen bleibt, bewegt sich die andre in derselben Richtung und mit derselben Geschwindigkeit, welche jene vor dem Stoß besaß, weiter. 2) Trifft die gestoßene Kugel auf einen unbeweglichen, ebenen, elastischen Körper, so wird sie mit derselben Geschwindigkeit und unter demselben Winkel abprallen, unter welchem sie anprallte. 3) Trifft die gestoßene Kugel nicht zentral, sondern schief auf eine andre, so bewegt sich diese mit geringerer Geschwindigkeit, als mit der jene auf sie traf, in der Richtung der durch die Mittelpunkte beider Kugeln gezogenen geraden Linie weiter, während jene so zurückgeworfen wird, als wäre sie auf eine durch den Berührungspunkt beider Kugeln gelegte Ebene getroffen. Man sagt dann, der zweite Ball sei durch den ersten geschnitten. Durch den geraden Stoß wie durch den Schnitt sucht man einen Ball in das Loch zu bringen; es kann dies aber auch durch einfachen oder mehrfachen Rückstoß (Dublee, Triplee, Quadruplee oder Quarte) geschehen, indem man den Ball so zu treffen sucht, daß er 2, 3 oder 4 Gänge über das B. macht, indem er, ein-, zwei- oder dreimal an die Bande stoßend, ebenso oft unter demselben Winkel zurückgeworfen wird. Hinsichtlich des Triplee und Quadruplee ist zu bemerken, daß nach einem einfachen geometrischen Satz und auf Grund der oben angegebenen Gesetze für den Rückprall elastischer Körper bei ersterm der dritte Gang stets parallel dem ersten, beim Quadruplee ebenfalls der dritte Gang parallel dem ersten und der vierte dem zweiten sein muß. Wird ein Ball ruhig über das B. hingerollt, so dreht er sich wie ein Wagenrad nach vorn, und zwar legt er bei jeder Umdrehung eine ebenso große Strecke zurück, wie sein Umfang beträgt. Es ist dies Folge der Reibung, welche der Ball auf dem Billardtuch zu überwinden hat. Hält man aber das Queue nicht ganz horizontal und richtet den Stoß nicht genau auf die Mitte des Balles, so treten folgende Fälle ein: ein oberhalb seiner Mitte mit dem Queue gestoßener Ball wird dadurch nach vorn getrieben und dreht sich in derselben Richtung; wird aber der Stoß mit möglichst nach unten geneigtem Queue stark und schnell ausgeführt, so erhält der Ball eine Drehung, welche der, mit welcher er fortrollen müßte, entgegengesetzt ist und diese nicht nur ganz aufheben, sondern sogar überwiegen kann, so daß er sich, obwohl er vorwärts läuft, doch nach rückwärts dreht, aber begreiflicherweise auch nicht mehr rollt, sondern gleitet oder rutscht. Außerdem kann der Stoß den Ball auch noch auf der Seite, rechts oder links von der senkrechten Mittellinie, treffen, und in diesem Fall erhält derselbe zugleich eine Rotation um seine senkrechte Achse, welche sich mit der rollenden Drehung kombiniert und auf diese Weise eine schiefe Rotation um eine geneigte Achse bewirkt. Die Wirkung solcher modifizierter Stöße, die man als Hoch-, Tief- oder Klapp- und Effetstöße bezeichnet, wird aber, wenn der Stoß mit der erforderlichen Kraft ausgeführt wird, erst anschaulich, wenn der Ball auf einen andern Ball oder auf eine Bande trifft. Bei zentralem Stoß müßte nach dem oben angeführten ersten Gesetz der Spielball auf dem Punkt stehen bleiben, auf dem er mit dem andern zusammengestoßen ist; doch findet dies bei dem regelmäßigen Stoß deshalb nicht statt, weil der Spielball durch denselben immer eine Drehung erhält und, indem er diese nach dem Zusammentreffen mit dem andern Ball wenigstens teilweise beibehält, weiter rollt. Wohl aber kann man jenes Resultat durch Anwendung des Tiefstoßes erzielen, ja man kann selbst durch einen geschickt und mit der gehörigen Stärke ausgeführten Tiefstoß bewirken, daß die Drehung nach rückwärts, welche der Ball dadurch erhalten hat, durch den Zusammenstoß mit dem getroffenen Ball nicht völlig aufgehoben wird, so daß sie jetzt wieder zur Geltung kommt und der Ball auf demselben Weg, auf welchem er vorwärts lief, wieder rückwärts läuft. Der Hochstoß bringt dagegen stets ein Weiterlaufen nach vorn hervor, das freilich nach geschehenem Zusammenstoß mit dem andern Ball langsamer wird, als es vorher war. Den Effetstoß (das links oder rechts "Effetgeben") beobachtet man leicht, wenn man seinen Ball lotrecht nach der Bande spielt. Ist der Ball hierbei links abgestoßen, so prallt er nach links ab; ist er rechts abgestoßen, so geht er nach rechts. In der Mitte gestoßen, müßte er gerade zurückkommen. Diese Effetstöße sind von größter Wichtigkeit für das Karambolagespiel auf beutellosem B., wo es nicht so sehr darauf ankommt, den zu tref-^[folgende Seite]