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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blattkäfer; Blattkaktus; Blattkeimer; Blattkiemer; Blattkissen; Blattkrebs; Blattläuse

1 ^[Original ohne Seitenzahl]

Blattkäfer - Blattläuse. ^[Original ohne diese Zeile]

B.

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Blattkäfer (Chrysomelinae Latr.), Käferfamilie aus der Abteilung der Kryptopentameren, Käfer von mittlerer oder geringerer Größe, mit meist kurzem und gedrungenem Körper, einem mehr oder weniger vom Thorax eingeschlossenen Kopf, faden- oder schnurförmigen, in der Regel elfgliederigen Fühlern von mittlerer Länge und häufig gezahnten oder gespaltenen Fußklauen. Die B. sind sehr allgemein lebhaft oder metallisch gefärbt, ihre kurzen, gedrungenen Larven sind gleichfalls meist gefärbt, mit Warzen oder Dornen besetzt, haben deutlich ausgebildete Füße und leben meist auf phanerogamen Gewächsen, deren weiche, saftreiche Teile sie verzehren; einige bauen aus ihren Exkrementen schützende Gehäuse, welche sie mit sich herumtragen. Die Larven mancher Arten sondern einen klebrigen Saft ab und hängen sich zur Verpuppung mit der Leibesspitze an Blätter. Man kennt gegen 10,000 über die ganze Erde verbreitete Arten. Der Erlenblattkäfer (Agelastica alni Fab., s. Tafel "Käfer"), 6,5 mm lang, mit bis zum Hinterrand der Augen im Halsschild steckendem Kopf, zwischen den Augen stehenden, elfgliederigen Fühlern, breitem, mäßig gewölbtem Halsschild, welches, wie die Flügeldecken, sehr fein punktiert ist, oberseits glänzend violett oder blau, unterwärts schwarzblau, an den Fühlern und Beinen schwarz, legt seine Eier auf Erlenblätter, deren Oberhaut von den glänzend grünschwarzen Larven benagt wird. Letztere verpuppen sich im Juli flach unter der Erde, und im August erscheint der Käfer, welcher unter Laub überwintert. Er wird besonders in Pflanzengärten schädlich. Der Weinstockfallkäfer (Eumolpus vitis L.), 6 mm lang, mit tief im Halsschild steckendem Kopf, senkrechter Stirn und nach vorn schwach sich verdickenden Fühlern von halber Körperlänge, ist schwarz mit rotbraunen, etwas samthaarigen Flügeldecken, findet sich in Europa und Nordamerika, lebt auf Weiderich und dem Weinstock, zerschneidet die Blätter des letztern und greift auch die Trauben und jungen Schosse an. Wenn man sich ihm nähert, läßt er sich herabfallen und ist dann schwer zu erkennen. Zu derselben Familie gehören auch der Kartoffelkäfer und die Erdflöhe. Vgl. Lacordaire, Monographie des coléoptères subpentamères de la famille des phytophagen (Par. 1845-48, 2 Bde.).

Blattkaktus, s. Epiphyllum.

Blattkeimer, s. Dikotyledonen.

Blattkiemer, s. Muscheln.

Blattkissen, Pflanzenteil, s. Blattnarbe.

Blattkrebs, s. Languste.

Blattläuse (Pflanzenläuse, Aphidina Burm.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Halbflügler, kleine Tiere mit hervorgestreckten, fünf- bis siebengliederigen Fühlern, die häufig länger als der Körper sind, zusammengesetzten Augen, dreigliederigem Schnabel bei beiden Geschlechtern, langen und dünnen Beinen mit zweigliederigen Tarsen und vier dünnhäutigen, aber häufig auch fehlenden Flügeln. Bei den zahlreichen Arten der Gattung Aphis stehen zwei längere oder kürzere Saftröhren (Honigtrompeten) zur Seite des Rückens auf dem sechsten Glied, welche eine süßliche Flüssigkeit absondern; auch ragt nicht selten noch ein "Schwänzchen" über die Leibesspitze hinaus, erscheint aber erst vollkommen entwickelt, wenn die Häutungen zu Ende sind, und wird daher zu dem wichtigsten Unterscheidungsmerkmal zwischen Larve und ungeflügeltem Imago. Die meisten B. sind grün, häufig bereift, bisweilen durch Ausschwitzungen mit förmlichem Wollpelz bedeckt (Wollläuse). Die B. nähren sich vom Safte der Blätter, Stengel und zuweilen auch der Wurzeln bestimmter Pflanzen, welche sie mit ihrem Schnabel anstechen, und finden sich auf diesen oft den ganzen Sommer hindurch in großer Anzahl beisammen; manche leben in der Höhle großer, gallenartiger Anschwellungen (Gallenläuse), welche das Mutterweibchen durch Anstechen an Blättern erzeugt, und deren Wachstum durch ein gleiches Verfahren der Nachkommen fortschreitet. Die B. zeigen eine höchst merkwürdige Entwickelungsgeschichte. Aus den im Herbst gelegten, zwischen Rindenschuppen oder unter Laub verborgenen oder frei einem Stengel angeklebten Eiern der Blattläuse aus der Gattung Aphis (Neffen) schlüpfen im Frühjahr ausschließlich Weibchen (und zwar meist flügellose) aus, welche sich sofort auf einer Pflanze anfangen, sich mehrmals häuten, ohne ihre Gestalt wesentlich zu verändern, und dann ohne vorherige Begattung lebendige Junge gebären. Diese gleichen vollkommen der Mutter, saugen sich an, häuten sich und gebären wieder lebendige Junge. Bouché sah eine Rosenblattlaus 4 Tage lang täglich 15-20 Junge gebären, welche nach 4 Tagen wieder fortpflanzungsfähig waren. In solcher Weise vermehren sich diese Ammen viele Generationen hindurch und