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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blesson; Bletonismus; Bleu; Bleuel; Bleuelstange; Blewfields; Bliaut; Blicher

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Blesson - Blicher.

Welt ziemlich abgeschieden; doch wurden ihre Soireen, von denen Gegner Byrons ausgeschlossen waren, von namhaften Briten, wie Bulwer, Dickens u. a., besonders aber von Ausländern zahlreich besucht. Beziehungen zu der Napoleonischen Familie führten sie nach Paris, wo sie 4. Juni 1849 starb. Ihr Schwiegersohn, Graf d'Orsay, ist der Karikaturenzeichner N. B., und sie selbst soll nicht geringen Anteil an dessen beißenden Satiren auf die Politik der Whigs gehabt haben. Als Schriftstellerin ist sie im Ausland, namentlich in Frankreich, mehr gefeiert worden als in England. Ihre Darstellung ist etwas breit, aber lebendig und ihre Sprache von großer Eleganz. Eine ihrer ersten Schriften waren die "Travelling sketches in Belgium" (1825), worin sie, wie später in den "Conversations with Lord Byron" (1834), offen für Byron eintrat. Es folgten außer den "Desultory thoughts and reflections" (1839), seinen philosophischen, aber in echt weiblichem Geist gehaltenen Erörterungen, rasch aufeinander zahlreiche, meist dem Leben der höhern Kreise entnommene Erzählungen, unter denen hervorzuheben sind: "Grace Cassidy, or the repealers" (1833, 3 Bde.); "The two friends" (1835); "Confessions of an elderly gentleman" (1836); "The victims of society" (1837), ihr bekanntestes und vorzüglichstes Werk; "Confessions of an elderly lady" (1838); "The governess" (1839); ferner "Idler in France" (1841); "Idler in Italy" (1839-40), viele Details aus dem Leben der Verfasserin auf dem Kontinent enthaltend; "Strathern" (1845); "Marmaduke Herbert" (1846); "Memoirs of a femme de chambre" (1847) und "Country quarters" (1850). Sämtliche Werke wurden ins Deutsche übersetzt. Außerdem gab sie mehrere Jahre lang "The keepsake" und "The gems of beauty" heraus, zu deren weiblichen Porträten sie Verse machte. Vgl. Madden, The litterary life and correspondence of the Countess of B. (Lond. 1855, 3 Bde.).

Blesson, Johann Ludwig Urban, militär. Schriftsteller, geb. 27. Mai 1790 zu Berlin, trat 1813 als Freiwilliger in das Ingenieurkorps und wurde 1815 Adjutant beim Generalkommando desjenigen Korps, welches die französischen Festungen des Nordens belagerte. Nach dem Frieden Lehrer an der Kriegsschule, nahm er 1829 als Major seinen Abschied. 1848 Kommandant der Bürgerwehr in Berlin, trat er nach dem Zeughaussturm zurück. Später war er einer der Direktoren der Preußischen Rentenanstalt und starb 20. Jan. 1861 in Berlin. Er schrieb: "Beitrag zur Geschichte des Festungskrieg in Frankreich 1815" (Berl. 1818); "Befestigungskunst für alle Waffen" (das. 1821-35, 3 Bde.); "Übersicht der Belagerungskunst" (das. 1827); "Übersicht der Befestigungskunst" (das. 1827-34, 2 Hefte); "Die Lehre vom graphischen Defilement" (das. 1828); "Geschichte der großen Befestigungskunst" (das. 1830) u. a. Seine beiden Werke über Befestigungskunst waren epochemachend. Besonders wirkte B. auch als Herausgeber der noch heute bestehenden "Militär-Litteraturzeitung" und der "Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Kriegs".

Bletonismus, die nach einem im 18. Jahrh. in Paris lebenden Hydroskopen Bleton benannte vermeintliche Gabe, unterirdische Quellen durch einen bestimmten Gefühlseindruck nachweisen zu können.

Bleu (franz., spr. blö), blau; B. célestiale, Bergblau; B. coelestique, Cöruleum; B. foncé, dunkelblau; B. de France, mit Ferrocyanwasserstoffsäure erzeugtes Berliner Blau auf Seide; B. de lumière, B. de nuit, lichtblau, eine Anilinfarbe, ebenso B. de Lyon; B. mourant, "sterbendblau", matt-, blaßblau (verderbt blümerant); B. de Paris, eine Anilinfarbe; B. Raymond, Berliner Blau auf Seide; B. soluble, in Wasser lösliches Anilinblau; B. verdâtre, künstliches Bergblau.

Bleuel (v. altd. bliuwen, "bleuen, schlagen") ein hölzerner Schlägel, wie er zum Reinigen der Wäsche, zur Bearbeitung des Flachses und Hanfs etc. gebraucht wird.

Bleuelstange, s. Dampfmaschine.

Blewfields, Stadt, s. Bluefields.

Bliaut (altfranz., spr. blioh), langes Oberkleid, dessen sich vom frühen Mittelalter bis zum 13. Jahrh. Männer und Frauen besonders in Frankreich bedienten; es war in Form eines Kittels oder einer Bluse, anfangs mit Ärmeln, nachher auch ohne Ärmel.

Blicher, Steen Steensen, dän. Lyriker und Novellist, geb. 11. Okt. 1782 zu Vium bei Viborg, war als Kind und Jüngling höchst schwächlich, so daß er sein aus der Universität zu Kopenhagen begonnenes Studium der Theologie unterbrechen mußte und erst 1809 im stande war, das theologische Amtsexamen zu absolvieren. Als Lehrer am Gymnasium in Randers angestellt, verheiratete er sich, sah sich aber bei der starken Zunahme seiner Familie nach einigen Jahren genötigt, zu seinem Vater zurückzukehren, dessen Pfarrgut er pachtete. Hier lebte er als praktischer Landmann bis 1819, ohne dabei seine bisher gepflogenen litterarischen Beschäftigungen aufzugeben. Sein erstes Werk war eine Übersetzung Ossians (1807-1809, 2 Bde.), dann erschienen zwei Gedichtsammlungen 1814 und 1817, deren erste trotz der originalen Dichterpersönlichkeit, die sich darin kundgab, wenig Beachtung fand, während die zweite, unter dem Titel: "Jütlandsreise in sechs Tagen" erschienen, bereits das Interesse für den Dichter weckte. Im J. 1819 erhielt B. eine eigne Pfarrei in Thorning, welche er nach wenigen Jahren (1826) mit einer einträglichen in Spendrup vertauschte. Hier in einer der ödesten Gegenden Jütlands lebend und gezwungen, durch den Ertrag seiner Feder seinen dürftigen Verhältnissen zu Hilfe zu kommen, ward er auf das Gebiet geführt, das ihn zu einem der Lieblingsschriftsteller des dänischen Volkes machen sollte: die Darstellung der Natur und des Volkslebens in Jütland. Den Anfang dazu machte die Novelle "En Landsbydegns Dagbog" ("Tagebuch eines Dorfküsters", 1824), und in kurzer Frist folgte darauf eine stattliche Reihe von Erzählungen, die alle dieselbe Richtung verfolgen. Mit seiner Beobachtungsgabe ausgerüstet, weiß B. darin die Eigentümlichkeiten des bei aller Einförmigkeit interessanten Landstrichs und seiner Bewohner in meisterhafter Weise zur Anschauung zu bringen und selbst den unscheinbarsten Kleinigkeiten anziehende Seiten abzugewinnen. Weniger Glück hatte er, sobald er den Stoff zu seinen Novellen andern Verhältnissen entnahm. Im J. 1836 besuchte B. Schweden und legte die empfangenen Eindrücke zum Teil in der Gedichtsammlung "Svithiod" (1837) nieder. Die Frucht einer zwei Jahre später unternommenen Reise durch die Halbinsel war die Schrift "Vestlig Profil af den Cimbriske Halvö" (1839). Nachdem 1838 ein neuer Band Gedichte: "Träkfuglene" ("Zugvögel"), u. die Novellensammlung "Kornmodn" erschienen waren, folgte 1842 "E Bindstouw" ("Eine Bindestube", d. h. ein Lokal, wo sich die Dorfbewohner versammeln, um Strümpfe zu stricken und sich dabei Geschichten zu erzählen), eine Sammlung von kleinern Erzählun-^[folgende Seite]