Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blumenwerk; Blumenwespen; Blumer; Blümerant; Blumhardt; Blumine; Blümlisalp; Blumner; Blümner

52

Blumenwerk - Blümner.

Grüns der letztern, der charakteristischen Stellung derselben und überhaupt richtiges Auffassen des ganzen Charakters der Pflanzen, wobei aber nicht sowohl ängstlich treue Abbildung der Organe, Staubgefäße etc., auf welche es dem Botaniker ankommt, als vielmehr Herstellung eines malerisch wirksamen Bildes zu erstreben ist. Wiewohl schon in der antiken Malerei Nachbildungen von Früchten und Blumen vorkommen, so tritt doch die Blumenmalerei als besondere Gattung nur vereinzelt aus. Der griechische Maler Pausias hat in ihr Ruhm erlangt. Ebensowenig kennt das Mittelalter dieselbe, und erst, nachdem in den Niederlanden der Realismus der Ölmalerei zur Herrschaft gelangt war, begann sich allmählich eine Blumenmalerei zu bilden, welche sich namentlich unter dem Einfluß der niederländischen Meister zu höchster Virtuosität entfaltete. Jan Brueghel, R. Savery, B. van der Ast, Snyders, Fyt, Adriaenssen, D. Seghers sind die hervorragendsten derselben. Von großer Bedeutsamkeit war das Wirken des Koloristen Jan Davidsz de Heem, an den sich eine große Anzahl von holländischen und vlämischen Künstlern, C. de Heem, W. van Aelst, A. Mignon u. a., anreihen. Das 17. Jahrh. war die Blütezeit dieser Malerei, doch ward auch im 18. noch Treffliches geleistet, namentlich von der Rachel Ruysch, und in Jan van Huysum, dem "Phönix" der Blumen- und Früchtemaler, erstand noch ein Künstler, der, wenn seine Farbe auch die frühere Klarheit und Tiefe vermissen läßt, doch an Feinheit der Ausführung alle seine Vorgänger übertrifft. In andern Ländern brachte es diese Malerei zu geringerm Erfolg; namentlich in Italien, wo schon zu Anfang des 16. Jahrh. Giovanni da Udine wundervoll stilisierte Blumen- und Früchteornamente malte (Farnesina, Loggien des Vatikans), diente sie meistens nur dekorativen Zwecken. Die neuere Zeit sah die B. in großem Verfall, und die ihr zugewandten Künstler vom Ende des 18. und vom Anfang des 19. Jahrh. sind mit Ausnahme weniger, wie Redouté, J. ^[Jan] van Dael, Saint-Jean, Saint-Pierre, Völcker, Preyer u. a., der Vergessenheit anheimgefallen. Seit dem Beginn der 50er Jahre hat im Zusammenhang mit der wachsenden Herrschaft des Kolorismus die B. wiederum einen bedeutenden Aufschwung genommen, in Belgien durch Robie, in Frankreich durch Vollon und Ph. Rousseau, in Deutschland durch Th. und R. Grönland, namentlich aber durch die Thätigkeit von Künstlerinnen wie Anna Peters, H. v. Preuschen, M. Hormuth-Kallmorgen, E. Hedinger u. a., welche Wahrheit der Charakteristik mit Reichtum und Kraft des Kolorits zu verbinden wissen.

Blumenwerk, architekton. Verzierungen, aus Blättern, Blüten und Knospen, die in Kränzen, Guirlanden etc. aneinander gereiht sind, bestehend, wie sie bei Gebäuden und Möbeln besonders im Rokokostil angewandt worden sind.

Blumenwespen, s. v. w. Bienen.

Blumer, Johann Jakob, schweizer. Staatsmann und Historiker, geb. 29. Aug. 1819 zu Glarus, studierte in Zürich, Bonn und Berlin, wurde 1840 Landesarchivar in Glarus, 1841 Mitglied des Zivilgerichts und 1842 des dreifachen Landrats, war dann Präsident und später Vorsitzender des Appellationsgerichts, als welcher er sich um das Rechtswesen sehr verdient machte. Er wurde der Gesetzgeber seines Kantons und war hervorragend an den Bundesrevisionsarbeiten beteiligt. 1875 zum Mitglied und Präsidenten des Bundesgerichts gewählt, starb er schon 12. Nov. d. J. in Lausanne. B. schrieb: "Der Kanton Glarus" in den "Gemälden der Schweiz" (mit Heer, St. Gallen 1846); "Staats- und Rechtsgeschichte der schweizerischen Demokratien" (das. 1850 bis 1859, 3 Bde.), ein grundlegendes Werk; "Handbuch des schweizerischen Bundesstaatsrechts" (Schaffh. 1863-65, 2 Bde.; 2. Aufl., besorgt von Morel, 1877 ff.) und eine Reihe wertvoller juristischer und historischer Aufsätze in verschiedenen Zeitschriften; auch redigierte er die "Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus".

Blümerant (nach dem franz. bleu-mourant. "blaßblau", gebildet), in übertragene Bedeutung s. v. w. schwach, schwindlig.

Blumhardt, 1) Christian Gottlieb, Geistlicher, geb. 29. April 1779 zu Stuttgart, studierte 1798-1803 in Tübingen, kam 1803 nach Basel, nahm 1804 teil an der Gründung der Baseler Bibelgesellschaft und wurde 1816 erster Inspektor der im Jahr zuvor begründeten Baseler Missionsanstalt. Als solcher starb er 1838. Er verfaßte einen "Versuch einer allgemeinen Missionsgeschichte der Kirche Christi" (Basel 1828 bis 1837, 5 Bde.).

2) Christoph, Neffe des vorigen, geb. 16. Juli 1805 zu Stuttgart, wurde ebenfalls Geistlicher und trieb als Pfarrer in Möttlingen eine ungewöhnlich intensive Seelsorge. Nachdem ihm infolge der Heilung eines Dämonischen der Besitz der Gabe der Krankenheilung durch Handauflegung und geistlichen Zuspruch zum Bewußtsein gekommen war, legte er sein Pfarramt nieder und kaufte das durch ihn weltberühmt gewordene Schwefelbad Boll bei Göppingen, wo er als Seelsorger und Wunderarzt bis zu seinem 25. Febr. 1880 erfolgten Tode thätig war. Sein Leben beschrieb Zündel (2. Aufl., Zürich 1881).

Blumine, Blumensammlung; blumieren, beblumen, mit Blumenmustern versehen; Blumist, Blumenliebhaber, -Pfleger, -Kundiger; Blumistik, Blumen- oder Zierpflanzenkunde (s. Botanik, S. 258).

Blümlisalp, s. Blüemlisalp.

Blumner, Martin, Komponist, geb. 21. Nov. 1827 zu Fürstenberg in Mecklenburg, studierte seit 1845 auf der Universität zu Berlin erst Theologie, sodann Philosophie und Naturwissenschaften und widmete sich schließlich (1847) unter Dehns und Grells Leitung der Musik. Seit 1845 Mitglied der Berliner Singakademie, wurde er 1853 zum Vizedirektor und 1876 zum Direktor derselben erwählt, nachdem er bereits ein Jahr zuvor zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin ernannt worden war. Außerdem wirkt er auch als Gesangs- und Kompositionslehrer und ist Dirigent der Zelterschen Liedertafel. Als Komponist hat B. seine Thätigkeit überwiegend der Vokalmusik zugewendet und ist mit vielem Erfolg bemüht gewesen, den reinen klassischen Gesangstil (insbesondere auch in der Behandlung des Chorgesanges) aufrecht zu erhalten, zugleich aber auch den modernen Anforderungen eines dramatisch lebendigen Ausdrucks gerecht zu werden. Seine Hauptwerke sind die beiden vielfach aufgeführten Oratorien: "Abraham" (1860) und "Der Fall Jerusalems" (1875). Unter seinen übrigen zahlreichen Kompositionen sind namentlich ein achtstimmiges Tedeum (1868) sowie eine Anzahl acht- und vierstimmiger Psalmen und Motetten hervorzuheben.

Blümner, Hugo, klassischer Archäolog, geb. 9. Aug. 1844 zu Berlin, studierte von 1864 ab in Breslau, Berlin und Bonn Philologie und Archäologie, ward 1866 Lehrer am Elisabethgymnasium zu Breslau, 1867 am Maria-Magdalenen-Gymnasium daselbst, 1870 zugleich Privatdozent an der Universität und folgte 1875 einem Ruf als außerordentlicher Pro-^[folgende Seite]