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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blütenstand

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Blütenstand (zusammengesetzter).

haben nahezu gleiche Länge, und die Dolde wird kugelig, wie bei Allium. Die zweite Kategorie der einfachen Infloreszenzen, die der cymösen, unterscheidet sich hauptsächlich dadurch von der ersten, daß die Zahl der Seitenachsen eine gesetzmäßige ist und letztere sich in der Regel in derselben Weise wie die Hauptachse weiter verzweigen. Dazu gehört 5) die zweistrahlige Trugdolde (Dichasium) mit zwei Seitenachsen. Sie tritt in voller Reinheit bei den Karyophylleen (Fig. 12) auf. Hier bringen die beiden unterhalb der Endblüte sich erhebenden Blütenstiele, die ebenfalls mit einer Blüte abschließen, unterhalb der letztern ebenfalls zwei gegenständige Zweige hervor, die gleichfalls mit einer Blüte endigen u. unter dieser zwei neue Stieleerzeugen u. s. f. (Fig. 13). Dabei ist bisweilen der eine von zwei gleichwertigen gegenständigen Zweigen minder entwickelt, fährt insbesondere in seiner Verzweigung minder weit fort als der andre, und es wird namentlich in den letzten Verzweigungen oft der eine ganz unterdrückt. An den beiden zusammengehörigen Seitensprossen hat die Spirale (s. Blüte, S. 65) der Kelchblätter in der Regel eine entgegengesetzte Richtung; ist sie an einem Sproß linksläufig, so ist sie am andern rechtsläufig. In diesem Fall sind die beiden Sprosse gegenwendig (antidrom), bei gleicher Richtung der Blattspiralen dagegen gleichwendig (homodrom).

6) Die Schraubel (bostryx, cyma helicoides s. monosticha) ist ein einseitig ausgebildetes Dichasium. Zur Erläuterung ihrer Entstehung vergleiche man die schematische Fig. 14 mit dem vollständig ausgebildeten Dichasium (Fig. 13). Die Hauptachse erzeugt unter ihrer Endblüte nur den einen der beiden Äste, dieser schließt wieder mit einer Blüte ab, entwickelt aber ebenfalls nur den einen seiner beiden Zweige u. s. f. Es entwickeln sich hierbei stets nur die gleichwendigen Seitensprosse, und es haben daher im Grundriß (Fig. 15) des Blütenstandes alle Spiralen dieselbe Richtung. Schraubeln finden sich besonders schön bei den Hypericum-Arten. Sehr gewöhnlich treten an den Schraubeln die aufeinander folgenden untern Stücke der Seitensprosse zu einer scheinbar einfachen Achse (Scheinachse, Sympodium) zusammen und drangen die blütentragenden Achsenteile zur Seite. Weichen die aufeinander folgenden Sprosse genau um 180° voneinander ab, so entsteht der Fächel (rhipidium), der z. B. bei Juncus maritimus vorkommt. Ein entgegengesetztes Verhältnis wie bei der Schraubel tritt ein

7) bei dem Wickel (cincinnus, cyma scorpioides s. disticha). Dieser ist ein einseitig ausgebildetes Dichasium, bei welchem allemal der antidrome Zweig zur Entwickelung kommt und daher die auseinander folgenden Blütenstiele abwechselnd an der rechten und linken Seite des ältern entspringen, so daß die Blüten in zwei Reihen zu liegen kommen (Fig. 16). In diesem Fall zeigen die auseinander folgenden Blattspiralen abwechselnd eine entgegengesetzt Richtung (Fig. 17). Auch hier bildet sich eine Scheinachse aus den sich aneinander schließenden untern Stücken der Blütenstiele, welche in den jüngern Teilen mehr oder weniger eingerollt ist. Allgemein verbreitet ist der Wickel in der Familie der Asperifoliaceen, z. B. beim Vergißmeinnicht (Fig. 18). Weichen hier die aufeinander folgenden Sprosse um 180° voneinander ab, so entsteht die Sichel (drepanium), ein B., der z. B. bei Juncus bufonius vorkommt. Wickel u. Schraubeln führen auch den gemeinsamen Namen einstrahlige Trugdolde oder Monochasium, weil bei ihnen stets nur die eine Seitenachse zur Entwickelung kommt. Kommen bei einem cymösen B. drei oder mehr Seitenachsen zur Ausbildung, wie es bei Arten von Sedum und Euphorbia der Fall ist, so nennt man einen solchen B. eine mehrstrahlige Trugdolde oder ein Pleiochasium.

II. Zusammengesetzte Blütenstände (inflorescentiae compositae) entstehen, wenn die aus der