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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Boilly; Boina; Boisage; Boisard; Bois-Brulés; Boisd.; Bois durci; Boisé City

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Boilly - Boisé City.

darin verspotteten Personen trugen nur dazu bei, seinen Ruhm zu erhöhen. Ludwig XIV., den er in einigen Gedichten gelobt, bewilligte ihm einen Jahrgehalt von 2000 Livres und ein Privilegium für alle seine Schriften. Durch seine beiden größern Gedichte: "Le lutrin" und "L'art poétique", schwang er sich vollends zum Gesetzgeber in Sachen des Geschmacks bei seiner Nation empor, und kaum wagte noch ein eifersüchtiger Gegner, ihm diese Stellung streitig zu machen. Im J. 1677 ernannte ihn der König neben Racine zu seinem Historiographen, in welcher Eigenschaft er denselben aus zwei Feldzügen begleitete. Da B. viele der damaligen Akademiker in seinen Schriften angegriffen hatte, so ward er erst 1684 auf besondere Vermittelung des Königs Mitglied des Instituts. Seine litterarische Thätigkeit, die er seit 1677 unterbrochen hatte, nahm er erst 1693 wieder auf, um einige schwache lyrische Versuche, drei frostige Satiren und einige Episteln zu schreiben, die nicht entfernt an seine frühern Werke heranreichen. Die meisten sind gegen die Jesuiten und gegen Perrault, den Tadler der Alten, gerichtet, gegen letztern besonders noch die "Réflexions sur Longin" (1693). Seine besten Jahre verlebte B. auf seinem Landsitz zu Auteuil in Gesellschaft Molières und andrer geistreicher Männer; später hielt er sich ganz fern vom Hof, und als er krank und taub geworden, zog er sich in das Kloster Notre Dame zurück, wo er 13. März 1711 starb. Höher als seine Satiren werden seine Episteln geschätzt, am höchsten aber die "Dichtkunst", welche für alle Stilgattungen der Poesie die Regeln aufstellte, die für die poetische Komposition von jener Zeit an Gesetz blieben. Die Dichtkunst des Horaz, sein Vorbild, hat er aber nicht erreicht, schon deshalb, weil er sich ganz auf die Form beschränkt und die poetische Erfindung nicht berücksichtigt. Die auffällige Nichterwähnung der Fabel erklärt man sich aus der Rücksichtnahme auf Ludwigs XIV. Abneigung gegen Lafontaine. Sein "Lutrin" ist ein Meisterwerk der Verskunst über ein unbedeutendes Thema, voll von feinen und geistreichen Scherzen. Von seinen übrigen Werken sind zu erwähnen die Übersetzung aus Longin: "Traité du sublime" (1674), seine überaus schwache Ode "Sur la prise de Namur" und seine Briefe (ca. 120) an Brossette, Racine u. a., welche den letzten Band der Ausgabe von Saint-Surin (1821) bilden. Von den zahllosen Ausgaben seiner Werke sind die wichtigsten: die von 1701, die letzte, welche B. selbst besorgt hat; von Brossette (Gens 1716, 2 Bde.), der vermöge seines langen Verkehrs mit B. wichtige Erläuterungen geben konnte; die erwähnte von Saint-Surin (1821, 4 Bde.); von Aimé-Martin (1825 u. öfter); die vortreffliche von Berriat Saint-Prix (1830-34, 4 Bde.); die von Gidel (1869) und von Poujoulat (Tours 1870). Mit seinem scharfen Verstand, seinem feinen Geschmack und seiner leidenschaftlichen Liebe zur Wahrheit hat B. der französischen Sprache und Litteratur ausgezeichnete Dienste geleistet; er hat Ordnung, Regelmäßigkeit, edle und präzise Sprache und strenge Unterscheidung der Dichtungsarten gelehrt, wenn er auch selbst Musterwerke nicht zu schaffen vermochte. Corneille und Pascal wußte er zu würdigen; Racine und Molière haben ihm viel zu verdanken. Die Überschätzung, welche das 18. Jahrh. ihm zu teil werden ließ, ist in diesem Jahrhundert auf das richtige Maß zurückgeführt worden; trotzdem sind seine Verse Eigentum eines jeden gebildeten Franzosen. Vgl. Scheffler, Étude littéraire sur B. (Posen 1875); Bornemann, B. im Urteil seines Zeitgenossen Jean Desmarets de Saint-Sorlin (Heilbr. 1883). - Sein Bruder Gilles B., geb. 1631, gest. 1669, machte sich gleichfalls als Dichter bekannt und ward 1659 Mitglied der Akademie. Seine mäßigen Gedichte finden sich im "Recueil de quelques pièces nouvelles", Bd. 1 (Köln 1667 u. öfter). Auch lieferte er Übersetzungen vom vierten Buch der "Äneide", von Diogenes Laertius u. a., welche sein Bruder samt einigen Briefen herausgab.

Boilly (spr. boaji), Louis Léopold, franz. Maler und Lithograph, geb. 5. Juli 1761 zu La Bassée (Nord), Sohn eines Holzbildhauers, bildete sich auf eigne Hand und malte Porträte und Genrebilder von kleinem Umfang in Douai und Arras. Mit 25 Jahren ging er nach Paris, wo er schnell durch seine Schilderungen aus dem täglichen Leben zu Ansehen gelangte, trotzdem daß er zu der herrschenden Kunstrichtung in Gegensatz trat. Obwohl er eine außerordentliche Thätigkeit entfaltete (er malte ca. 5000 Bildnisse), zeichnen sich seine Genrebilder sowohl als seine Porträte durch Lebendigkeit der Darstellung und große Naturwahrheit der Auffassung aus, so daß dieselben auch einen hohen sittengeschichtlichen und historischen Wert besitzen. Seine Hauptwerke sind: der Triumph Marats (Museum von Lille), das Atelier Isabeys, Ankunft einer Diligence im Posthof. B. starb 5. Jan. 1845 in Paris.

Boina, die baskische Mütze (Barett), Erkennungszeichen der karlistischen Truppen in Spanien.

Boisage (franz., spr. boasahsch), s. v. w. Boiserie.

Boisard (spr. boasär). Jean Jacques François Marie, franz. Fabeldichter, geb. 1743 zu Caen, wurde Kanzleisekretär des Grafen von Provence, verlor durch die Revolution diese Stelle und starb 1831. Seine 1764 im "Mercure" erschienenen Fabeln fanden Voltaires Beifall. 1773 veröffentlichte er "Fables nouvelles", die 1777 in neuer und vermehrter Auflage erschienen; dann "Fables en dix livres" (Caen 1803); "Fables et oeuvres diverses" (das. 1804); "Nouveau recueil de fables" (das. 1805). Sie zeichnen sich durch Einfachheit und Natürlichkeit aus, lassen aber hier und da stilistische Korrektheit und Grazie vermissen. Seine ersten Sammlungen gab er neu heraus unter dem Titel: "Mille et une fables" (Caen 1806). Seine "Ode sur le déluge" ist 1790 von der Akademie zu Rouen gekrönt worden.

Bois-Brulés (spr. böa-brüleh). Name der Mischlinge französisch-kanad. Männer und indianischer Frauen in Nordamerika, von den Engländern Half-Breeds genannt. Sie finden sich im ganzen Bereich der britischen Besitzungen in Nordamerika und im N. und NW. der Vereinigten Staaten und zwar in den letztern in folgenden Zahlen: in Michigan 18,000, in Wisconsin 1450, Dakota 1280, Montana 1000, Minnesota 780, Oregon 300, Washington-Territorium 250, Nebraska 130, sonst noch im Indianergebiet, in Wyoming, Idaho u. a., im ganzen 21,691 Köpfe. Für die britischen Besitzungen ohne Neubraunschweig, Neuschottland, Labrador schlägt Havard ihre Zahl auf 11,200 an. Vgl. Indianer.

Boisd., bei zoolog. Namen Abkürzung für J. A. ^[Jean Baptste Alphonse] Boisduval (spr. böadüwall), geb. 1801 zu Ticheville, Konservator des Kabinetts des Grafen von Dejean; europäische und amerikanische Schmetterlinge).

Bois durci (franz., spr. böadürssi; "gehärtetes Holz"), s. Plastische Massen.

Boisé City (spr. beusi od. böase ssitti), Hauptstadt des nordamerikan. Territoriums Idaho (seit 1865), am Boisé River, 70 km südwestlich von Idaho City, mit Zuchthaus, Mühlen u. (1880) 1899 Einw. In der Nähe reiche Goldgruben und die Militärstation Fort Boisé.