Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

176

Bolzen - Bombay.

(Wien 1849); die "Erbauungsreden" (Prag 1815; 2. Aufl., Sulzbach 1839), von welchen nach seinem Tod weitere 4 Bände (Prag 1849-52) und eine neue Folge (Wien 1884, Bd. 1) erschienen. Vgl. Bolzanos Selbstbiographie, herausgegeben von seinem Schüler und Schicksalsgenossen M. J. ^[Michael Josef] Fesl (neue Ausg., Wien 1875); Wißhaupt, Skizzen aus dem Leben Bolzanos (Leipz. 1849); Rob. Zimmermann, Über Bolzanos wissenschaftlichen Charakter etc. (Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien, 1849).

Bolzen, Befestigungsmittel, sind teils Schrauben-, teils Nietbolzen und bestehen meist aus Schmiedeeisen, seltener aus Kupfer oder Messing. Die Schraubenbolzen dienen zur Verbindung von hölzernen oder metallischen Teilen, während die Nietbolzen zur Verbindung von Teilen aus sprödem Material (z. B. Gußeisen) nicht verwendet werden, weil dieses bei der Herstellung der die Befestigung schließenden Nietköpfe durch Hammerschläge leicht zerspringen könnte. Die Steinbolzen dienen zur Befestigung von Holzwerk oder Eisenteilen an Steine und werden an dem einen Ende gestaucht, aufgehauen und mit dem letztern durch Blei oder Schwefel vergossen, während ihr andres, mit Mutter versehenes Ende zum Anpressen der mit dem Stein zu verbindenden Teile dient. B. heißt auch ein rundes, vorn mit Eisen beschlagenes, hinten zuweilen mit Flugfedern versehenes Stück Holz, welches aus einer Armbrust geschossen wird.

Bolzenbüchse, Mittelding zwischen Blasrohr und Büchse, deren Lauf, ähnlich dem des Lefaucheux-Gewehrs, aufzuklappen ist, in welchen dann von hinten der das Geschoß bildende Bolzen mit Haarbüschel gesteckt wird. In dem kurzen hintern Laufstück, der Flasche, liegt eine Zahnstange mit luftdicht abschließender Filzklappe, durch deren Zurückschieben beim Aufziehen zwei Spiralfedern zusammengedrückt werden. Durch den Luftdruck, der entsteht, wenn sie beim Abdrücken die Zahnstange vorschnellen, wird der Bolzen fortgetrieben, der auf 30-50 Schritt noch ziemlich sicher trifft.

Bolzenstecher, s. Blattroller.

Bóma (Bomma), wichtige Handelsniederlassung in Westafrika, am rechten Ufer des Congo, mit einer von Stanley errichteten Station der Congogesellschaft und jetzt zum Congostaat gehörig.

Bomarsund, russ. Fort auf der Insel Aland, am Eingang des Bottnischen Meerbusens, ward 16. Aug. 1854 von der englisch-französischen Flotte eingenommen und zerstört.

Bomätschen, Schiffszieher; s. Halage.

Bomba (il re Bomba), Spottname des Königs Ferdinand II. von Neapel wegen des von ihm veranlaßten Bombardements von Messina 7.-9. Sept. 1848.

Bombaceen, s. Sterkuliaceen.

Bombarde (franz.), vor der Erfindung des Pulvers gebräuchliche Kriegsmaschine, vermittelst deren man Steine und andre Körper schleuderte; nach der Erfindung des Pulvers in Italien Bezeichnung eines jeden Pulvergeschützes, während man in Deutschland ein kurzes Geschütz von großem Kaliber und kegelförmiger Seele (Wurfkessel), aus dem steinerne Kugeln von verschiedener Größe geworfen werden konnten, darunter verstand.

Bombardement (franz.), s. Festungskrieg.

Bombardier (franz., engl. Gunner), ursprünglich Bezeichnung der Artilleristen, welche die Bombarden (s. d.), später die Wurfgeschütze bedienten; von 1730 bis 1859 in Preußen die unterste Charge der Unteroffiziere in der Artillerie (Abzeichen: Ärmeltressen); an ihre Stelle traten dann die Obergefreiten. In Österreich war das 1786 errichtete Bombardierkorps, an dem Vega (s. d.) als Professor lehrte, und das 1851 in der Militärakademie aufging, eine Schule für Artillerieoffiziere.

Bombardiergaleote, ein früher zum Bombenwerfen gebräuchliches Kriegsschiff von mittlerer Größe und starker, meist platter Bauart, zweimastig und mit Bugspriet getakelt. Die Mörser standen auf einer Bettung vorn im Bug auf Deck, nur dreimastige Fahrzeuge feuerten über die Breitseiten. Die Bombardiergaleoten, für den Küstenkrieg bestimmt, hatten nur geringen Tiefgang. Als ihr Erfinder galt Bernard Renaud, der gegen Ende des 17. Jahrh. lebte.

Bombardon (franz., spr. bongbardong), ein weit mensuriertes, der Baßtuba ähnliches Blechblasinstrument mit Cylinder oder Tonwechsel, d. h. einer der vielen verschieden konstruierten Kontrabässe der heutigen Harmoniemusik. Man hat jetzt Bombardons in B, F, C und Kontra-B; das eigentliche B. älterer Konstruktion ist aber eng mensuriert und stets Halbinstrument, steht in F und hat drei Pistons (Umfang _{1}F-d^{1}). Vgl. Bomhart.

Bombasin (Bombassin, Bombazet, Bomazine), veralteter Name eines ursprünglich in Oberitalien, namentlich Mailand, Como etc., verfertigten geköperten Gewebes aus Seide, dann auch eines glatten wollenen oder eines geköperten Gewebes mit seidener Kette und kammwollenem Einschlag; früher aus Baumwolle, Kamelhaar und Seide, jetzt gewöhnlich aus Schafwolle von besondern Bombassinwebern gewebt.

Bombast (engl., v. mittellat. bombax, "Baumwolle"), eigentlich ein mit Baumwolle ausgestopftes oder aufgeblähtes Zeug; dann s. v. w. Wortschwall, aufgeblähte Rede, Schwulst.

Bombax L. (Wollbaum, Ceibabaum), Gattung aus der Familie der Malvaceen, große, meist in Südamerika einheimische Bäume mit gefingerten oder handförmig zerteilten Blättern, großen, meist seitlich stehenden Blüten und holzigen, fünffächerigen Kapseln, in welchen in kurze Wolle eingehüllte Samen liegen. B. malabaricum Dec., in Ostindien, wird bis 30 m hoch, der Stamm bis 2 m dick, ist stachlig, hat langgestielte Blätter, büschelige, rote Blüten und große, holzige Kapseln. Die weiße, seidenartige, elastische Wolle, welche die Samen umgibt (Silk-Cotton), eignet sich vorzüglich zum Ausstopfen von Polstern, Kissen und Matratzen. Die Rinde und Blätter braucht man in der Heimat als Arzneimittel. Auch das in Wasser leicht lösliche Malabargummi stammt von diesem Baum. B. Ceiba L., in Westindien und Südamerika, hat einen noch höhern und dickern, stachligen Stamm, aus welchem die Kariben ihre Pirogen herstellen, und der auch zu Fässern (die 5-8000 kg Zucker fassen) verarbeitet wird. Die Samenwolle kommt als Paina limpa in den Handel, doch stammt ein Polstermaterial mit gleichem Namen auch von dem südamerikanischen B. heptaphyllum L. Ebenso geben B. septenatum Jacq. und B. globosum Aubl. Bombaxwolle. B. Conyza Burm., auf Ceylon, liefert eine Art Korkholz. B. pentandrum, s. v. w. Eriodendron anfractuosum, s. Eriodendron.

Bombay, britisch-ostind. Präsidentschaft, an der Westküste Vorderindiens zwischen 14-28¾° nördl. Br. und 66¾-76½° östl. L. v. Gr., enthält 512,478 qkm (9306,8 QM.) mit (1881) 23,395,663 Seelen, wovon 321,466 qkm (5837,6 QM.) mit 16,454,414 Seelen auf die unter britischer Verwaltung stehenden Distrikte entfallen (s. Karte "Ostindien"). Dazu kommt der