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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Boncompagni; Bond; Bonde; Bondenholzungen; Bondi; Bondone; Bonds

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Boncompagni - Bonds.

Boncompagni (spr. -pannji), Carlo, ital. Staatsmann, geb. 25. Juli 1804 zu Saluggia in Piemont, widmete sich zu Turin bis 1824 dem Studium der Jurisprudenz, ward 1833 Fiskal in Pallanza, 1834 Substitut des Generalanwalts in Turin, 1845 Senator und machte sich um Hebung des Volksunterrichts sehr verdient. Verfasser des königlichen Patents vom 1. Aug. 1845 über die Organisation der Volksschulen, ward er nach Publikation der Verfassung durch Karl Albert 1848 zum Unterrichtsminister ernannt, machte durch das organische Schulgesetz vom 4. Okt. 1848 die Schulen von den Gemeinden unabhängig, setzte die Nationalkollegien an die Stelle der Jesuitenkollegien und legte die Oberaufsicht über das Unterrichtswesen in die Hand der Staatsbehörde. Als er die Ablehnung der am 3. Dez. 1848 von seiten der Studierenden an die Kammer gerichteten Petition um Aufhebung des Verbots der Teilnahme an politischen Vereinen nicht durchzusetzen vermochte, trat er mit seinen Kollegen zurück. Anfang 1852 übernahm er das Portefeuille der Justiz im Ministerium Azeglio und ging 1853 in das Ministerium Cavour über. 1857 zum Gesandten in Florenz ernannt, suchte er den Großherzog zu liberalen Reformen zu bewegen und ward 1859 königlicher Kommissar bei der provisorischen Regierung daselbst. Nach dem Frieden von Villafranca abberufen, kehrte er 1860 unter der Regentschaft des Prinzen Carignano dahin zurück. Nach der Annexion Toscanas lebte er als Privatmann. Im Oktober 1870 ward er von Viktor Emanuel an die Spitze einer Kommission zur Beratung der Garantien der geistlichen Herrschaft des Papstes berufen; 1874 wurde er Senator des Königreichs. Er starb 15. Dez. 1880 in Turin. Er schrieb: "Introduzione alla scienza del diritto" (Turin 1848); "Napoli ed il regno italiano" (das. 1860); "L'unità d'Italia e l'elezioni" (das. 1861); "Il ministero Rattazzi ed il parlamento" (das. 1862); "La traduzione liberale piemontese" (das. 1867) u. a.

Bond (engl., "Band"), Bürgschaft, Verbürgschein, Obligation; im Zollwesen der öffentliche Verschluß, Lagerhaus. Seit 1803 können in England eingeführte Waren infolge des sogen. Niederlagesystems (Warehousing-System) gegen eine geringe Abgabe in den öffentlichen Bonds unversteuert niedergelegt werden, bis sie entweder zollfrei wieder exportiert werden, oder, zum Verbrauch im Land bestimmt, zur Versteuerung kommen. Daher in B. lagern, s. v. w. unversteuert lagern. Bonds heißen ferner in England und Nordamerika die mit Zinskoupons versehenen, auf den Inhaber lautenden Obligationen, im Gegensatz zu Stocks, welche auf Namen lauten, und bei denen die Einschreibung erfolgt.

Bond, 1) William Cranch, Astronom, geb. 9. Sept. 1789 zu Portland im Staat Maine, erlernte die Uhrmacherkunst und errichtete zu Dorchester eine der ersten Privatsternwarten in den Vereinigten Staaten, ward 1838 von der Regierung der Vereinigten Staaten der unter Leitung des Kapitäns Charles Wilkes ausgerüsteten Erforschungsexpedition als Astronom beigegeben und leitete seit 1839 den Bau der Sternwarte in Cambridge, zu deren Direktor er erwählt wurde, und als welcher er 1848 den achten Saturnmond entdeckte. Er starb 29. Jan. 1859.

2) Edward Augustus, engl. Gelehrter, Oberbibliothekar des Britischen Museums, geb. 31. Dez. 1813 zu Hanwell bei London als Sohn eines Geistlichen, besuchte die Merchant Taylors' School in London, ward 1832 als Schreiber im Staatsarchiv, 1838 als Assistent im Handschriftendepartement des Britischen Museums angestellt und rückte hier 1854 zum Subdirektor, 1866 zum Direktor der Manuskripte empor. Bereits 1839 war von ihm in der Zeitschrift der Society of Antiquaries eine Abhandlung: "An account of the moneylending transactions of Italian merchants in England in the 13. and 14. centuries", erschienen. Im J. 1854 veröffentlichte er im Auftrag der sogen. Oxford-Kommission die "Statutes of the university of Oxford" (3 Bde.); 1856 für die Hakluyt Society Fletchers "Russe commonwealth" und Horseys "Travels in Russia in the 16. century"; 1859-61 für die englische Regierung die "Speeches in the trial of Warren Hastings" (4 Bde.) und für das Staatsarchiv die "Chronica monasterii de Melsa" (3 Bde.); 1870 endlich einen klassifizierten Katalog der gesamten Handschriftensammlungen des Britischen Museums, dem später ein Verzeichnis aller von 1855 bis 1875 erworbenen Manuskripte und Urkunden mit Index (2 Bde.) sowie 4 Bände photographischer Nachbildungen wichtiger Dokumente, z. B. der angelsächsischen "Charters", folgten. Seit 1878 ist B. Oberbibliothekar des Instituts, das seinem Eifer eine gründliche Reform verdankt. B. ist auch Mitbegründer der Paläographischen Gesellschaft in London (1870), für die er seitdem zahlreiche Faksimiles alter Handschriften herausgegeben hat.

3) George Philips, Astronom, Sohn von B. 1) und seit 1859 dessen Nachfolger in der Direktion der Sternwarte zu Cambridge, geb. 20. Mai 1825, gest. 17. Febr. 1865. Er lieferte im Verein mit seinem Vater eine Monographie des Saturn, eine Abhandlung über den Donatischen Kometen und genaue Beobachtungen des Orionnebels. B. ist einer der ersten, dem die Photographie von Doppelsternen gelang.

Bonde, im skandinav. Norden und in Schleswig ein Bauer, welcher seine Güter erb- und eigentümlich besitzt, Freibauer, -Sasse.

Bonde, schwed. Adelsgeschlecht, aus welchem Karl Knutson B. 1436 zum Reichsvorsteher und 1448 als Karl VIII. (s. Karl) zum König erhoben wurde.

Bondenholzungen, Waldungen in Schleswig-Holstein, welche den Bauernhöfen von Staats wegen zur Befriedigung ihres Feuerungsbedarfs zugelegt worden sind. Sie müssen nach den durch § 1 des preußischen Waldschutzgesetzes vom 6. Juli 1875 in dieser Hinsicht aufrecht erhaltenen Bestimmungen der Forst- und Jagdordnung vom 2. Juli 1784 und des Patents vom 15. Juni 1785 haushälterisch benutzt werden.

Bondi, Elemente, ital. Dichter, geb. 27. Juni 1742 zu Mezzano im Parmesanischen, trat in den Jesuitenorden und ward Professor der Beredsamkeit zu Parma, wo er seine berühmte "Giornata villereccia" in drei Gesängen, eine komische Schilderung der ländlichen Freuden der Konviktualen (Parma 1773), dichtete. Von der Kongregation angefeindet, weil er die Aufhebung des Ordens in einer Kanzone gefeiert hatte, mußte er sich eine Zeitlang in Tirol verbergen. Nach Italien zurückgekehrt, lebte er nach der Reihe in Venedig, Mantua und schließlich in Mailand, wo er an dem Erzherzog Ferdinand einen Beschützer fand. Dieser ernannte ihn 1797 zu seinem Bibliothekar in Brünn und übertrug ihm die Erziehung seiner Söhne. Später lebte B. in Wien, wo er 20. Juni 1821 starb. Seine Gedichte gehören der lyrischen, didaktischen und satirischen Gattung an und zeichnen sich durch edlen Stil und Leichtigkeit der Versifikation aus. Seine "Opere" erschienen Venedig 1798, 6 Bde., u. öfter; Prachtausgabe, Wien 1808, 3 Bde.

Bondone, s. Giotto.

Bonds, s. Bond.