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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bootsdetachierapparate; Bootshaken; Bootsmann; Bopaul; Bopfingen; Bopp; Boppard; Bor

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Bootsdetachierapparate - Bor.

Bootsdetachierapparate, Vorrichtungen, durch welche das zu Wasser gelassene Boot so schnell wie möglich aus der Verbindung mit dem Schiff, hergestellt durch die Bootstaljen, befreit wird, um das Zerschlagen des Boots an der Schiffsseite zu verhindern. Über den Wert derartiger nach vielen Systemen existierender Einrichtungen ist das Urteil der praktischen Seeleute sehr geteilt.

Bootshaken, Stange mit Eisenspitze zur Fortbewegung von Booten, Kähnen etc. mittels Stößen auf Grund oder an Hafenmauern etc.

Bootsmann, derjenige Deckoffizier (s. d.) eines Kriegsschiffs, dem die Aufsicht über die Takelage (s. d.), Anker und Boote zugeteilt ist, der auch alle beim Laden und Löschen vorkommenden Arbeiten zu leiten hat; das Kommando erteilt er mittels der Bootsmannspfeife. Sein nächster Gehilfe heißt Bootsmannsmaat. Nur große Kauffahrer haben einen, alle Ozeanpassagierdampfer aber einen ersten und einen zweiten B.; auf kleinern wird der älteste Matrose, der auch das Segelnähen verstehen muß, B. genannt.

Bopaul, ostind. Staat, s. Bhopal.

Bopfingen, Stadt im württemberg. Jagstkreis, Oberamt Neresheim, 469 m ü. M., an der Eger und am 650 m hohen, frei stehenden Ipfberg im Riesthal, Station der Stuttgart-Nördlinger Bahn, hat Fabrikation von Leim, lackiertem Leder, Gerbereien und (1880) 1632 meist evang. Einwohner. Ehemals Reichsstadt, kam B. 1802 an Bayern, 1810 an Württemberg.

Bopp, Franz, der Begründer der vergleichenden Sprachforschung, geb. 14. Sept. 1791 zu Mainz, siedelte mit seinen Eltern nach Aschaffenburg über, wo Windischmann die Liebe zu orientalischen Studien in ihm entzündete, und ging 1812 nach Paris. Hier, im Verkehr mit Chézy, Silvestre de Sacy, A. W. v. Schlegel u. a., reifte unter Benutzung der dortigen Bücher- und Handschriftensammlungen seine bahnbrechende Schrift "Über das Konjugationssystem der Sanskritsprache", welche mit einer empfehlenden Vorrede seines Lehrers Windischmann (Frankf. a. M. 1816) erschien. Vom König Max I. von Bayern erhielt er die Mittel, nach London zu gehen. Hier trat er zu dem damaligen preußischen Gesandten W. v. Humboldt, der sein Schüler im Sanskrit ward, in nahe Berührung, erweiterte sein Konjugationssystem zu einer auch die Deklination umfassenden englischen Darstellung und gab den Text mit lateinischer Übersetzung von "Nalas", einer Episode aus dem Mahâbhârata (Lond. 1819), heraus. Nach Bayern zurückgekehrt, erhielt er auf W. v. Humboldts Veranlassung 1821 eine außerordentliche Professur an der Universität zu Berlin, ward 1822 Mitglied der dortigen Akademie der Wissenschaften und 1825 ordentlicher Professor der orientalischen Litteratur und allgemeinen Sprachkunde. Seine umfassende, einen Sprachkreis nach dem andern in zahlreichen Einzelschriften erobernde Thätigkeit fand seit 1833 ihren konzentrierten Ausdruck in dem Werk "Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Litauischen, Gotischen und Deutschen" (Berl. 1833-52, 6 Bde.; 3. Aufl. 1868-71, 3 Bde.; auch ins Englische wie 1866 von Bréal ins Französische übertragen). Daneben verfaßte er ein "Ausführliches Lehrgebäude der Sanskritsprache" (Berl. 1828), woran sich die lateinische "Grammatica critica linguae sanscritae" (das. 1829-32) und die auch durch ihre praktische Anordnung ausgezeichnete "Kritische Grammatik der Sanskritsprache in kürzerer Fassung" (das. 1834, 4. Aufl. 1868) anschlossen. In seinem "Glossarium sanscritum" (Berl. 1830, 3. Aufl. 1866) lieferte er ausreichendes Material für die erste Lektüre des Sanskrits und ein seine vergleichende Grammatik geschickt ergänzendes sprachvergleichendes Glossar. Dem Mahâbhârata entnahm er außer dem Nalas die mit Sorgfalt edierten Episoden: "Indralokâgama, Ardschunas Reise zu Indras Himmel" (Berl. 1824); "Die Sündflut nebst drei andern der wichtigsten Episoden des Mahâbhârata" (das. 1829). Noch schrieb er: "Über die keltischen Sprachen" (Berl. 1839); "Über die Verwandtschaft der malaiisch-polynesischen Sprachen mit dem Indogermanischen" (das. 1841); "Über die kaukasischen Glieder des indo-europäischen Sprachstammes" (das. 1847); "Über die Sprache der alten Preußen" (das. 1853); "Vergleichendes Accentuationssystem" (das. 1854); "Über das Albanesische in seinen verwandtschaftlichen Beziehungen" (das. 1855). Die meisten deutschen und viele ausländische Sprachforscher sind Bopps Schüler gewesen. Der 16. Mai 1866 wurde als der 50. Jahrestag des Erscheinens seines "Konjugationssystems" festlich begangen und die Feier der Begründung der vergleichenden Sprachwissenschaft durch eine besondere, der Förderung ihrer Zwecke geltende Stiftung (Bopp-Stiftung) bezeichnet, deren Mittel sich aus Beiträgen der deutschen Fürsten und der Philologen etc. der ganzen Welt bildeten. B. starb in Berlin 23. Okt. 1867. Vgl. A. Kuhn, Franz B., in "Unsre Zeit" (1868), und R. Gosche in der "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft" (Bd. 24).

Boppard, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis St. Goar, in einer reizenden Gebirgslandschaft am Rhein und an der Eisenbahn Köln-Bingerbrück, 62 m ü. M., hat 1 evangelische und 3 kath. Kirchen (darunter die romanische Pfarrkirche aus dem 12. und 13. Jahrh. und die gotische Karmeliterkirche), Amtsgericht, kath. Progymnasium, kath. Schullehrerseminar, 1 Besserungsanstalt für evangelische Kinder im ehemaligen Nonnenkloster St. Martin, 1 reiches Spital, zahlreiche Villen, Obst- und Weinbau, Schifffahrt, 1 Gasleitung und (1880) 5524 meist kath. Einwohner (812 Evangelische). Die ehemalige reichsunmittelbare Benediktinerabtei Marienberg (1123 gestiftet) ist seit 1838 in eine Wasserheilanstalt, verbunden mit Heilgymnastik, Milch-, Molken- und Traubenkur, umgewandelt. Eine zweite Wasserheilanstalt, das sogen. Mühlbad, befindet sich unterhalb der Stadt. Die Zahl der Badegäste beträgt jährlich 800-900. Die Stadt ist eine Gründung der Römer (Baudobriga genannt); zur fränkischen Zeit stand hier ein Königshof; unter den Hohenstaufen wurde der Ort, bei dem ein einträglicher Rheinzoll erhoben wurde, freie Reichsstadt, die 1312 vom Kaiser Heinrich VII. pfandweise an den Erzbischof Balduin von Trier überlassen wurde. Im Dreißigjährigen Krieg hat die Stadt ihre frühere Bedeutung fast ganz eingebüßt.

Bor B, chemisch einfacher Körper, findet sich nicht im freien Zustand in der Natur, sondern nur mit Sauerstoff verbunden als Borsäure (Sassolin) und in Borsäuresalzen, von denen die wichtigsten sind: borsaures Natron (Tinkal, Borax), borsaurer Kalk (Rhodizit und Hydroborocalcit), borsaures Natron mit borsaurem Kalk (Boronatrocalcit), borsaurer Kalk mit kieselsaurem Kalk (Botryolith, Datolith, Axinit, Schörl, Danburit), borsaure Magnesia mit borsaurem Kalk (Hydroboracit), borsaure Magnesia mit Chlormagnesium (Boracit, Staßfurtit), borsaures Ammoniak (Larderellit) und borsaures Eisenoxyd (Lagonit). In geringer Menge finden sich Borsäuresalze auch in Mineralwässern und im Meerwasser. Man erhält das B. bei der Einwirkung von Kalium auf