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Borgis - Borgu.
Unter den folgenden Gliedern dieser Familie ist zunächst Francesco B. (geb. 1510), Herzog von Gandia und dritter General des Jesuitenordens, zu nennen, welcher aus einem in Spanien gebliebenen Zweig stammte. Er gehörte zuerst dem weltlichen Stand an, wurde von seinem Gönner Karl V. zum Vizekönig von Katalonien ernannt, trat aber nach dem Tod seiner Gattin, die ihm acht Kinder geboren, in den Jesuitenorden, gründete das sogen. Noviziat desselben, verbesserte das Missionswesen und den Unterricht, verfaßte mehrere Erbauungsbücher in spanischer Sprache, wurde 1565 zum General ernannt, forderte die Könige von Frankreich, Spanien und Portugal vergeblich zu kräftigem Kriege gegen die Türken auf, starb 1572 in Rom und wurde 1625 kanonisiert. Sein Enkel Francesco B., öfter Borja geschrieben, Fürst von Squillace im Königreich Neapel und Graf von Magaldo, geboren zu Neapel, wurde 1614 Vizekönig von Peru, erwarb der spanischen Krone die Provinz Maynas und gründete darin die Stadt Boria (Borga). Nach seiner Rückkehr aus Amerika (1621) zog er sich in das Stillleben der Wissenschaft und Kunst zurück und starb 26. Sept. 1658. Seine Gedichte ("Obras en verso", Madrid 1639, Antwerp. 1654 und 1664) zeichnen sich durch ihre Einfachheit aus. Ferner hat man von ihm ein Epos: "Napoles recuperada por el reyo Don Alonso" (Saragossa 1651), eine Übersetzung des Thomas a Kempis etc. Ein Nachkomme von ihm, Alessandro B., geb. 1682 zu Velletri, starb 1724 als Erzbischof von Fermo. Er legte den Grund zu dem berühmten Museum B. zu Velletri. Sein Neffe war der Kardinal und Vorsteher der Propaganda, Stefano B., rühmlichst bekannt als Beförderer der Wissenschaften und Wohlthäter verlassener Kinder, geb. 3. Dez. 1731 zu Velletri, erhielt seine erste Erziehung bei seinem Oheim, ward 1750 Mitglied der etruskischen Akademie zu Cortona und bereicherte das von jenem gegründete Museum. Als Gouverneur von Benevent (seit 1759) erwarb er sich durch die weisen Maßregeln, durch welche er 1764 Stadt und Gebiet vor drohender Hungersnot schützte, großes Verdienst. 1770 von Clemens XIV. zum Sekretär der Propaganda ernannt, veranlaßte er die unter ihm stehenden Missionäre, ihm aus den verschiedensten Gegenden Handschriften und Kunstwerke zuzuführen, die er dann allgemein zugänglich machte. Als Oberaufseher der Findelhäuser, wozu Pius VI. ihn 1789 mit Verleihung der Kardinalswürde ernannte, traf er zur Verpflegung und Fortbildung der Findelkinder treffliche Einrichtungen. Als die Revolution im Kirchenstaat 1797 ausbrach, legte Pius VI. die Diktatur in Borgias Hände. Von den Franzosen im Februar 1798 verhaftet und aus den römischen Staaten verwiesen, begab er sich nach Venedig und darauf nach Padua. Mit Pius VII. kehrte er nach Rom zurück und starb auf dem Weg nach Paris, wohin er den Papst zur Krönung Napoleons I. begleiten wollte, in Lyon 23. Nov. 1804. Durch die "Istoria della città di Benevento" (1763-69, 3 Bde.) machte er sich als Historiker und Altertumsforscher einen Namen. Er schrieb ferner: "Monumento di Papa Giovanni XVI" (Rom 1750); "Breve istoria dell' antica città Tadino dell' Umbria" (das. 1751) und "Breve istoria del dominio temporale della sede apostolica nelle due Sicilie" (das. 1788). Sein Leben beschrieb Pater Paolino von S. Bartolommeo in lat. Sprache (Rom 1805). Die Familie B. blüht noch gegenwärtig in Velletri.
Borgis (Borgisschrift), s. Bourgeois.
Borgne (spr. boruj), s. Val d'Hérens.
Borgo (ital.), s. v. w. Weiler, Flecken, "Vorstadt", in Südtirol und Italien Name zahlreicher Ortschaften, insbesondere auch der vatikanischen, am rechten Tiberufer gelegenen Stadtteile Roms.
Borgo, 1) (B. di Valsugana) Marktflecken in Südtirol, Hauptort des Valsugana (s. d.), zu beiden Seiten der Brenta gelegen, 390 m ü. M., seit dem Brand 1862 großenteils neugebaut, hat ein altes Bergschloß, (1880) 4377 Einw., welche starke Seidenzucht betreiben, und ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. Bei der Verfolgung der Österreicher unter Wurmser durch das Suganer Thal besetzte Napoleon I. 6. Sept. 1796 den Ort und zwang am folgenden Tag die österreichische Nachhut, bei Primolano das Gewehr zu strecken. -
2) (B. San Dalmazzo) Dorf in der oberital. Provinz Cuneo, am Gesso und an der Straße über den Col di Tenda nach Nizza, mit (1881) 2518 Einw. Hier schlugen die Österreicher unter Ott die Franzosen unter Garnier 10. Nov. 1794 und warfen sie 15. Nov. bei Vernante bis zum Col di Tenda zurück. -
3) (B. San Donnino) Kreishauptstadt in der ital. Provinz Parma, am Stirone und der Eisenbahn von Mailand nach Bologna, Sitz eines Bischofs, hat eine Kathedrale im romanischen Stil (aus dem 13. Jahrh.), ein gotisches Rathaus, (1881) 4493 Einw., Seidenspinnerei, Glasfabrikation, ein Gymnasium und ein Seminar. B. hat seinen Namen vom heil. Dominikus, der 304 hier enthauptet sein soll. In der Nähe stand das alte Fidentia.
Borgognone (spr. -gonjöne), Ambrogio di Stefano oder Fossano, genannt B., ital. Maler, geboren um 1455 zu Mailand, wahrscheinlich ein Schüler Vincenzo Foppas des ältern, gestorben um 1523 in Mailand. Er malte Fresken und Altarbilder in der Art der ältern lombardischen Schule und unter dem Einfluß Leonardo da Vincis, voll Empfindung, aber ohne Leben. Fresken von ihm finden sich besonders zahlreich in der Certosa bei Pavia und in Mailand, Altarbilder ebenda und in Berlin.
Borgomanero, Stadt in der oberital. Provinz Novara, an der Agogna und an der Eisenbahn von Novara nach Gozzano, südlich vom Ortasee, mit (1881) 4821 Einw., welche Seidenspinnerei, Gerberei und Hutfabrikation, Thon- u. Kaolingewinnung betreiben.
Borgóprund, Markt im ungar. Komitat Bistritz-Naszód (Siebenbürgen), an der Bistritz, mit (1881) 2011 Einw. Von da führt der 1196 m hohe Borgóprund- oder Borgópaß (Franzensstraße) über die Karpathen nach der Bukowina.
Borgo San Lorenzo, Flecken in der ital. Provinz Florenz, am Sieve, Hauptort des Mugello, des obern Sievethals, mit (1881) 3053 Einw.
Borgo San Sepólcro, s. San Sepolcro.
Borgotaro, Kreishauptstadt in der oberital. Provinz Parma, am obern Taro, mit einem alten Schloß, Ringmauern, einer Schwefelquelle, einem Gymnasium und (1881) 2243 Einw.
Borgu, 1) (Burghu, Barba) der mittlere Teil des sich aus beiden Ufern des untern Niger ausbreitenden Gando- (Gwandu-) Reichs (s. d.) zwischen Kubbi, Jaurie und Nupe, bewohnt von den ursprünglichen, jetzt in die Wälder zurückgedrängten Bewohnern, den Cambrie, eingewanderten Fulbe und dem gleichfalls eingewanderten, herrschenden Jorubastamm. Das Land wird im N. von einer Bergkette durchzogen, von dem hier sehr breiten, viele Inseln bildenden Niger, der die Ostgrenze, seinem Nebenfluß Mussa, der die Südgrenze bildet, und einem andern Nebenfluß, dem Oly, bewässert, hat eine parkähnliche Schönheit, ist sehr fruchtbar und dicht bevölkert. Die be-^[folgende Seite]