Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bouquin; Bourbaki; Bourbon

279

Bouquin - Bourbon.

von B. selbst herausgegeben wurden (bis 1865, 22 Bde.). Die Arbeit weiterzuführen, wurde B. durch den Tod verhindert; er starb 6. April 1754 zu Paris im Kloster des Blancs-Manteaux.

Bouquin (franz., spr. bukang), alter Bock (als Schimpfwort); auch altes Buch, Schmöker; daher Bouquineur, ein Bücherwurm, Liebhaber von alten Büchern, und Bouquiniste, Antiquar, Büchertrödler.

Bourbaki, Charles Denis Sauter, franz. General, geb. 22. April 1816 zu Pau, Sohn eines Obersten griechischer Herkunft, der 1827 im griechischen Befreiungskampf den Tod fand, trat, zu St.-Cyr gebildet, 1836 als Unterleutnant in ein Zuavenregiment, ward 1838 in die Fremdenlegion versetzt, 1851 Oberst des 1. Zuavenregiments und 1854 Brigadegeneral. Nachdem er bisher meist in Algerien gedient hatte, zeichnete er sich im Krimkrieg an der Alma, bei Inkjerman und namentlich bei Erstürmung des Malakow aus. Dem Generalgouverneur von Algerien beigegeben, ward B. 1857 Divisionsgeneral, führte die Division von Lyon und zeichnete sich 1859 namentlich bei Solferino aus. Dann erhielt er das Kommando der 1. Gardedivision. Im Juli 1870 mit dem Kommando der Garde betraut, nahm er an den Schlachten der Rheinarmee um Metz (14., 16. und 18. Aug.) teil und ward mit eingeschlossen. Anfang Oktober wurde er mit Bewilligung der deutschen Behörde aus Metz entlassen, um Verhandlungen mit der Kaiserin Eugenie in Chiselhurst über den Frieden anzuknüpfen, und begab sich nach deren Scheitern im Oktober nach Tours, wo die Regierungsdelegation ihm das Kommando der sogen. Nordarmee übertrug, das er jedoch wegen Differenzen mit Gambetta bald wieder niederlegte. Anfang Dezember ward er an die Spitze der bei Bourges konzentrierten ersten Loirearmee gestellt und erhielt Anfang 1871 den Befehl, mit dieser, die auf 150,000 Mann verstärkt wurde, Belfort zu entsetzen und nach Norden vorzustoßen, um die Verbindungen der deutschen Armee mit dem Rhein zu durchbrechen. Er dirigierte die Truppen auf der Eisenbahn nach Besançon und rückte von da gegen Belfort vor. Aber der Vorstoß eines Teils des Werderschen Korps bei Villersexel (9. Jan.) und der heldenmütige Widerstand dieses Korps in der Schlacht bei Belfort (15.-17. Jan.) vereitelten das Unternehmen. Als er den Rückzug nach Lyon antrat, fand er bei Pontarlier den Weg durch die preußische Südarmee versperrt. Keine Möglichkeit der Rettung vor sich sehend, die Anschuldigung des Verrats fürchtend und durch den elenden Zustand seiner demoralisierten, von Hunger und Kälte leidenden Armee entmutigt, versuchte B. sich 27. Jan. durch einen Pistolenschuß das Leben zu nehmen; doch mißlang dies. Während seine Armee unter General Clinchant den Rückzug nach der Schweiz antrat, schwebte B. in Todesgefahr, wurde aber nach längerm Krankenlager in Lyon wiederhergestellt. Im Juli 1871 erhielt er vom Präsidenten Thiers das Kommando des 6. und 1873 das des 14. Armeekorps in Lyon. 1879 wurde er zur Disposition gestellt.

Bourbon (spr. burbong), Name mehrerer Ortschaften in Frankreich: 1) B. Lancy (B. l'ancien, während der Revolution Bellevue les Bains genannt), Stadt im Departement Saône-et-Loire, Arrondissement Charolles, 305 m ü. M., am Abhang einer felsigen Anhöhe unweit der Loire und an einem Zweig der Eisenbahn Paris-Lyon, mit großem Spital und (1876) 1604 Einw., berühmt wegen ihrer als Bäder schon von den Römern benutzten Mineralquellen (Schwefelthermen von 41-56° C.), die in großen Bassins sich sammeln, von denen das größte, mit Marmor ausgelegt, von römischer Bauart ist. -

2) B. l'Archambault (während der Revolution Bourges les Bains genannt), Stadt im Departement Allier, Arrondissement Moulins, mit (1876) 2452 Einw. und berühmten, stark besuchten Heilquellen gegen Rheumatismus und Hautkrankheiten (eine von 51°, die andre von 12, 8° C.), die schon den Römern als Aquae Bormonis bekannt waren. Auf einem der die Stadt umgebenden Hügel die Trümmer der alten Stammburg der Bourbonen mit drei noch erhaltenen Türmen. -

3) B. Vendée, s. La Roche sur Yon. ^[richtig: Roche sur Yon, La.]

Bourbon (spr. burbong), altes franz. Geschlecht, das sich nach dem Schloß B. in der alten Landschaft Bourbonnais (Castrum Borboniense, jetzt B. l'Archambault, s. oben) nannte und in drei Häuser zerfällt. Das älteste stammte von Adhémar, Sire von B., welcher um 910 lebte und seinen Ursprung von Hildebrand, einem jüngern Bruder Karl Martells, ableitete. Dies Haus starb 1218 mit Archambault VIII. aus, dessen Tochter und Erbin Mahaut von B. sich 1197 mit Guy von Dampierre vermählt hatte. Auf dessen Sohn Archambault IX. gingen der Name und Besitz der Bourbonen über. Dessen Enkelin Beatrix heiratete 1272 Robert von Clermont, jüngsten Sohn Ludwigs IX., und so erhielt ein jüngerer Zweig des capetingischen Königshauses den Namen und die Besitzungen des Hauses B. Roberts Sohn Ludwig I. folgte seiner Mutter 1310 in der Herrschaft B., die von König Karl IV. 1327 zum Herzogtum erhoben ward. Von Ludwig I. gingen zwei Linien aus; die ältere Linie, von dem ältern Sohn, Peter, abstammend, zählte als Glieder: Peter I., fiel in der Schlacht bei Poitiers 1356; Ludwig II., kämpfte tapfer gegen die Engländer und war Mitglied der Regentschaft für Karl VI., starb 1410; Johann I., starb, in der Schlacht bei Azincourt gefangen, 1434 als Gefangener in England; Karl I., ließ sich in Verschwörungen gegen König Karl VII. ein, starb 1456; Johann II., schlug 1450 die Engländer bei Formigny, nahm an der Ligue du bien public teil und starb 1488 ohne Erben, weshalb ihm sein Bruder Karl II., Kardinal und Erzbischof von Laon, folgte; nach dessen Tod (1488) fielen die Würde und Besitztümer des Hauptzweigs an den jüngsten Bruder, Peter, Grafen von Beaujeu, welcher der Vertraute und Schwiegersohn König Ludwigs XI., während Karls VIII. Minderjährigkeit einer der Regenten war und 1503 starb. Seine einzige Tochter und Erbin, Susanne, ward mit ihrem Vetter, dem Grafen Karl von Montpensier, später Connetable von B. (s. unten), vermählt, nach dessen Abfall von Frankreich die Besitzungen des Hauptzweigs eingezogen wurden. Mit seinem Tod 1527 erlosch die ältere Linie. Die zweite, jüngere Linie ging aus von Ludwigs I. drittem Sohn, Jakob, Grafen de la Marche; dessen Urenkel Johann II. erwarb durch Heirat die Herrschaft La Roche sur Yon (später B.-Vendée). Johanns II. Sohn Karl (gest. 1537) ward zum Herzog von Vendôme ernannt und erbte 1527 nach dem Tode des Connetables dessen Besitzungen. Sein Sohn war Anton von B., Herzog von Vendôme, seit 1548 vermählt mit Jeanne d'Albret und durch sie König von Navarra; er starb 1562. Sein älterer Bruder, Ludwig, Prinz von Condé, begründete die Häuser Condé und Conti; der jüngere hieß Karl, Kardinal von B. (s. unten), welchen die Katholiken 1589 zum König Karl X. ausriefen. Antons Sohn aber, Heinrich IV., der nach Aussterben des Hauses Valois (1589) den französischen Thron bestieg, wurde