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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Branchipus; Brand

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Branchipus - Brand.

Branchipus, Kiemenfuß.

Brand, 1) Bergstadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Freiberg, am Münzbach, 5 km südlich von der Eisenbahnstation Freiberg, hat ein Amtsgericht, bedeutenden Bergbau, Spitzen- und Zigarrenfabrikation und (1880) 2809 evang. Einwohner. Unter den Silbergruben in der Umgegend ist die Grube "Himmelsfürst" bei Erbisdorf (mit 1250 Arbeitern) die wichtigste. -

2) Felsgruppe der Sächsischen Schweiz, im Polenzthal südlich von Hohnstein, 315,7 m hoch.

Brand (Necrosis, Mortificatio), das Aufhören des Lebens in einzelnen Teilen des Körpers, also örtlicher Tod, wobei der ganze Organismus als solcher erhalten bleibt. Mit dem Stillstand der Ernährungsvorgänge in den absterbenden Teilen, welcher durch das Aufhören der Blut- und Säftezirkulation eingeleitet wird, hören alle Verrichtungen dieser Teile auf, sie verlieren ihre Eigenwärme, werden unempfindlich, bewegungslos und erleiden in Form und Farbe, in ihrem physikalischen und chemischen Verhalten gewisse Veränderungen, welche sich je nach den zufälligen äußern Umständen wie nach der Natur des vom B. ergriffenen Teils sehr verschieden gestalten können. Nach diesen Verschiedenheiten hat man die einzelnen Brandformen mit besondern Namen belegt. Beim trocknen B. (Mumifikation, s. Tafel "Hautkrankheiten", Fig. 2b) erfolgt das Absterben unter gleichzeitiger Vertrocknung und Schrumpfung der Teile, wobei diese jedoch ihre Form im wesentlichen beibehalten. Beim feuchten B. (Sphacelus, Gangraena, s. Tafel "Hautkrankheiten", Fig. 2a) lösen sich die Teile beim Absterben zu einer weichen, schmierigen, bräunlichen Masse auf, gleichzeitig verfallen sie der Fäulnis und entwickeln stinkende Gase (fauliger B., Putrescentia). Nekrose nennt man vorzugsweise den B. der Knochen und Knorpel, wobei die brandigen Teile (hier die sogen. Sequester) ihre Form, Glätte und mikroskopische Textur im wesentlichen beibehalten. Der B. der Geschwüre heißt Phagedaena. Der B. kann alle Organe und Gewebe des Körpers betreffen; er ist bald in sehr geringer, kaum wahrnehmbarer Ausdehnung vorhanden, bald über ganze Glieder verbreitet; bald findet er an der Oberfläche, bald im Innern des Körpers statt. Der B. tritt ein, wenn die Bedingungen der Ernährung der Teile aufgehoben sind. Hierbei werden entweder einem Teil seine Ernährungsquellen abgeschnitten, indem die Blutzufuhr zu demselben unterbrochen wird (z. B. bei Verstopfung der Arterien oder Verdickung und Verkalkung ihrer Wand), oder der Körperteil wird durch Zerstörung seiner Textur und Struktur zu Aufnahme und Verarbeitung des ihm zugeführten Ernährungsmaterials unfähig gemacht (z. B. durch Quetschung, Verbrennung, Erfrieren). Voraufgegangene Entzündungen oder Lähmungen erhöhen die Disposition zum Brandigwerden. Bei den von Rückenmarksleiden herrührenden Lähmungen der untern Körperhälfte entsteht leicht brandiges Aufliegen in der Kreuzbeingegend, wo der Knochen unmittelbar unter der Haut liegt. Dagegen hat die Durchschneidung eines Nervs oder überhaupt die Unterbrechung der Innervation an sich nicht zur Folge, daß die Teile brandig werden müssen. Besonders disponierende Momente sind schlechte Ernährungszustände aller Art, wie sie bei schweren Krankheiten (Typhus etc.) nach großen Säfteverlusten, bei Geisteskrankheiten infolge langen Hungerns sich einstellen. Bei Kindern entstehen unter solchen Verhältnissen brandige Zerstörungen der Wangen, Nasen oder der Geschlechtsgegend, die man Wasserkrebs (Noma) nennt. Zur Entstehung des Brandes gehört aber allemal auch eine veranlassende oder Gelegenheitsursache. Nach dieser nächsten Ursache unterscheidet man den direkten und konsekutiven B. Der direkte B. entsteht durch unmittelbare Zerstörung der Gewebselemente, z. B. durch Zerquetschung, durch hohe Wärme- und Kältegrade, durch ätzende Substanzen und starke Mineralsäuren, wenn sie unmittelbar auf die Gewebe einwirken, oder bei langem Liegen auf derselben Stelle (Gangraena ex decubitu). Der konsekutive B. dagegen entwickelt sich im Gefolge andrer Störungen, sobald diese einen solchen Grad erreicht haben, daß die Ernährung eines Teils vollständig aufgehoben ist. Auch die andauernde krampfhafte Verengerung der Arterien, wie sie durch den Genuß des giftigen Mutterkorns verursacht wird, hat B. zur Folge (vgl. Kriebelkrankheit). B. entsteht ferner, wenn der Rückfluß des venösen Bluts aus einem Körperteil vollständig aufgehoben ist (sogen. Einklemmungsbrand). Dieser Fall tritt vorzugsweise bei der Einklemmung der Darmbrüche (s. Bruch) häufig ein. - In vielen Fällen von B. liegt die Ursache desselben im Blut selbst, indem dieses nicht die zur Ernährung der Gewebe erforderlichen Eigenschaften besitzt, gleichzeitig aber die Gewebe selbst ihre normale Widerstandsfähigkeit eingebüßt haben. Auf diese Weise erklärt sich der B., welcher zuweilen bei Kranken vorkommt, die an Zuckerharnruhr, Typhus etc. leiden, sowie der B., welcher infolge von Nahrungsverweigerung bei Geisteskranken so häufig beobachtet wird. B. entsteht endlich durch Infektion der Säfte und Gewebe des Körpers mit gewissen giftähnlich wirkenden Stoffen, namentlich mit fäulniserregenden Substanzen und mit gewissen Ansteckungsstoffen. Hierher gehören: der sogen. Hospitalbrand (s. d.), die brandige Rachenbräune, der B. der Gewebe, welche mit faulendem Harn infiltriert sind, der Karbunkel, die Milzbrandpustel etc.

Die anatomischen Veränderungen, welche während des Brandigwerdens in den Geweben eintreten, sind anfangs verschieden, je nachdem der B. als der trockne, mumifizierende B. oder als der feuchte, stinkende B. beginnt. Bei beiden Formen ist das zuerst bemerkbare Symptom eine Farbenveränderung, welche vom Blaugrau durch Dunkelblaurot (oft mit einem Stich ins Grüne) bis zu tief blauschwarzen Nüancen wechselt. Verfallen die Teile der Mumifikation, so treten schnell tiefschwarze Farbentöne ein, die Gewebe (stets äußere Gliedmaßen) werden kleiner, da sie durch Eintrocknung zusammenschrumpfen, sie fühlen sich kühl und derb an, die bedeckende Haut bekommt ein pergamentartiges Aussehen, beim Drucke knistert sie. Ist der brandig werdende Teil schon von vornherein sehr feucht (wie alle innern Organe, Lungen, Darm etc.), so geht die Farbe rasch in schmutzig grüne Modifikationen über, der erkrankte Abschnitt schwillt an; liegt er außen, so erheben sich Gasblasen, er wird weicher, kurz, es treten die Erscheinungen der Fäulnis in den Vordergrund, und ein oft unerträglicher penetranter und dabei etwas süßlicher Geruch ist das auch für Laien untrüglichste Erkennungsmerkmal. Bleibt der B. auf eine umschriebene Stelle beschränkt (wie meist bei Quetschungen und ähnlichen örtlichen Ursachen), so sind am Ort selbst nur fortschreitende Verflüssigung und geradezu ein Abfaulen der Brandschorfe oder Brandfetzen wahrzunehmen; breitet er sich in die Umgebung aus, so wird eine Zone des angrenzenden gesunden