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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bratuspantium - Braun.

und wurde 1873 ordentlicher Professor der Philosophie und Pädagogik in Gießen, wo er 15. Jan. 1883 starb. Er schrieb: "Böckh als Platoniker" (Berl. 1868); "Germanische Göttersage" (2. Aufl., Leipz. 1878, populär); "Die Bedeutung der Platonischen Philosophie für die religiösen Fragen der Gegenwart" (das. 1873); "Adolf Trendelenburg" (das. 1873, Biographie); "Die Philosophie als obligatorischer Gegenstand der Schulamtsprüfung" (Gieß. 1874); "Die Philosophie Friedrichs d. Gr." (1880). Aus seinem Nachlaß erschien: "Die Erziehung Friedrichs d. Gr." (Berl. 1885). B. war auch eine Zeitlang Herausgeber der von Bergmann gegründeten "Philosophischen Monatshefte" und gab Böckhs "Encyklopädie und Methodologie der philologischen Wissenschaften" (Leipz. 1877) sowie Bd. 4-6 von dessen "Kleinern Schriften" (das. 1871-74) heraus.

Bratuspantium, im Altertum Hauptstadt der Bellovaken in Gallien; das heutige Breteuil.

Bratysch, Landsee in der südlichen Moldau, nordöstlich von Galatz, fließt in den Pruth ab.

Brätz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Meseritz, an der Faulen Obra, 8 km von der Eisenbahnstation Stentsch (Frankfurt a. O.-Posen), mit evangelischer und kathol. Kirche, Stärkefabrik, großen Pferdemärkten und (1880) 1730 Einw. (279 Katholiken).

Braubach, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Rheingau, am Rhein und an der Eisenbahn von Frankfurt a. M. nach Niederlahnstein, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und kath. Kirche, Blei-, Silber- und Kupferschmelze, Bergbau, viele Mühlen, Weinbau und (1880) 1835 Einw. (247 Katholiken). Über der Stadt die uralte Martinskapelle und 150 m über dem Rhein auf einem Felsen die ehemalige Festung Marxburg, die zur nassauischen Zeit als Invalidenhaus und Staatsgefängnis diente. Oberhalb der Stadt in der Nähe des Rheins quillt der Dinkholder Mineralbrunnen, ein muriatisch-alkalischer Eisensäuerling. B. erhielt 1276 Stadtrecht, kam 1283 an Katzenellnbogen und gehörte 1651 bis 1803 zu Hessen-Darmstadt.

Brauen (Augenbrauen, Supercilia), nach oben konvexe Bogen, welche die Grenze zwischen Stirn und Augengegend bilden und aus dicken, kurzen, schräg nach außen gerichteten Haaren, welche am spätesten ergrauen, bestehen; sie dämmen den Stirnschweiß ab und beschatten das Auge. Zwei kleine Muskeln, die Augenbrauenrunzler, bewegen die Haut, auf der die B. stehen, nach innen; der Stirnmuskel zieht sie nach oben, der ringförmige Augenlidmuskel nach unten.

Brauer, Adrian, Maler, s. Brouwer.

Brauer, bei zoolog. Namen F. Brauer (Entomolog in Wien).

Brauerei, im allgemeinen die Fabrikation von zusammengesetzten Flüssigkeiten, meist mit Hilfe der Gärung; im besondern die Bereitung des Biers und bierähnlicher Getränke im großen; dann auch der Ort (Gebäude), wo diese geschieht; s. Bier.

Brauereischulen, s. Bier (S. 921).

Brauglio (spr. brauljo, Monte B.), ein 2980 m hoher Berg der Rätischen Alpen in der ital. Provinz Sondrio, westlich vom Stilfser Joch, oberhalb Bormio gelegen, von welchem die Adda ihren Ursprung nimmt. Piano di B. heißt hiernach das vom Stilfser Joch gegen Bormio sich niedersenkende Thal.

Braula, Bienenlaus.

Braumalzsteuer (Brausteuer), s. Biersteuer.

Braumüller, Wilhelm von, Verlagsbuchhändler, geb. 19. März 1807 im weimarischen Ort Zillbach, unfern Schmalkalden, erlernte in Eisenach den Buchhandel, ward 1826 Gehilfe in der Geroldschen Buchhandlung zu Wien und machte sich hier so verdient, daß der Chef 1833 mit ihm in stille Kompanie beim Ankauf einer Brünner Buchhandlung trat. Später (1836) kaufte B. in Gemeinschaft mit seinem Kollegen Seidel die v. Möslesche Buchhandlung in Wien, welche von 1840 ab unter der Firma "B. u. Seidel" ging. 1848 trennten sich die Gesellschafter, und B. erhielt allein die Hof- und später Universitätsbuchhandlung, die, nachdem 1868 Wilhelm B. jun. mit ins Geschäft getreten war, die Firma "Wilhelm B. u. Sohn" annahm. Der Verlag derselben umfaßt alle Fächer der Litteratur und namentlich der Wissenschaften. Bei Gelegenheit seines 50jährigen Berufsjubiläums 1877 erhielt B. vom Kaiser von Österreich den Orden der Eisernen Krone, mit welchem der erbliche Adel verbunden ist. B. starb 25. Juli 1884. Vgl. Beyer, Zillbach. Kulturgeschichtliches mit den Biographien der beiden Söhne Zillbachs: Wilhelm B. und Heinrich Cotta (Wien 1878).

Braun, Mischfarbe aus Rot und Schwarz, in der Regel aber Blau und Gelb enthaltend und daher in zahlreichen Nüancen auftretend, welche man gewöhnlich nach ihrer Ähnlichkeit mit Naturprodukten benennt (Kaffeebraun, Leberbraun etc.). Die wichtigsten braunen Farbstoffe sind: Sepia, Asphalt, Terra di Siena, Umbra, Kasseler B., Kölnische Erde, Bister, Eisenoxyd (bestimmte Nüancen von Englischrot und Ocker) und gewisse Teerfarben. Sehr häufig aber werden braune Farben durch Mischungen von roten mit schwarzen, gelben und blauen Farben erzielt.

Braun, 1) Johann Wilhelm Joseph, kathol. Theolog, geb. 27. April 1801 zu Gronau bei Düren, studierte in Bonn und Wien; 1828 als Repetent am Konvikt zu Bonn angestellt, ward er 1829 außerordentlicher, 1833 ordentlicher Professor der Theologie daselbst. Durch das päpstliche Verdammungsbreve über seinen Meister Hermes (s. d.) in seiner Thätigkeit gehemmt, unternahm er 1837 eine vergebliche Reise nach Rom, um eine Revision des Hermesianischen Prozesses zu erwirken, und wurde, weil er sich dem Verdammungsurteil nicht unterwerfen wollte, 1843 mit seinem Kollegen Achterfeldt vom Erzbischof suspendiert. Im J. 1848 in die deutsche Nationalversammlung gewählt, hielt er sich hier zu den Großdeutschen. Seit 1850 Mitglied des Herrenhauses, dann des Hauses der Abgeordneten, starb er 30. Sept. 1863 in Bonn. Er gab eine "Bibliotheca regularum fidei" (Bonn 1844, 2 Bde.) heraus, mit Elvenich "Meletemata theologica" (Hannov. 1837) und "Acta romana" (das. 1838). Seit 1847 Vorstand des Vereins der Altertumsfreunde im Rheinland, schrieb er außer zahlreichen Abhandlungen in der Zeitschrift des Vereins: "Erklärung des antiken Sarkophags zu Trier" (Bonn 1850); "Die Kapitole" (das. 1849); "Raffaels Disputa" (Düsseld. 1859).

2) Karl Johann B. von Braunthal, österreich. Dichter und Schriftsteller, geb. 1802 zu Eger, studierte in Wien und lebte daselbst, bis ihn ein ärgerlicher Streit mit Anastasius Grün nach Herausgabe des "Österreichischen Musenalmanachs" (Wien 1837) nötigte, nach Dresden überzusiedeln. Im J. 1843 ward er zu Opocno in Böhmen Archivar des Fürsten Colloredo-Mansfeld; 1850 kehrte er nach Wien zurück, wo er eine Stelle bei der Bibliothek der Polizeihofstelle bekleidete und 26. Nov. 1866 starb. B. hat fast auf allen Gebieten der Dichtkunst zahlreiche Werke geliefert, welche alle Talent verraten, aber strengern Anforderungen der Kritik nicht gerecht werden. Von